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Plakatmotiv: Brennt Paris? (1966)

Ein Star-gespickter Heldengesang
über die alliierte Befreiung von Paris

Titel Brennt Paris?
(Paris brûle-t-il?)
Drehbuch Gore Vidal & Francis Ford Coppola & Marcel Moussy & Beate von Molo
nach dem gleichnamigen Tatsachenbericht ("Paris brûle-t-il?") von Dominique Lapierre und Larry Collins
Regie René Clément, Frankreich, USA 1966
Darsteller
(in alphabetischer Reihenfolge) Jean-Paul Belmondo, Charles Boyer, Leslie Caron, Jean-Pierre Cassel, George Chakiris, Bruno Cremer, Claude Dauphin, Alain Delon, Kirk Douglas, Pierre Dux, Glenn Ford, Gert Fröbe, Daniel Gélin, Georges Géret, Hannes Messemer, Harry Meyen, Yves Montand, Anthony Perkins, Michel Piccoli, Wolfgang Preiss, Claude Rich, Simone Signoret, Robert Stack, Jean-Louis Trintignant, Pierre Vaneck, Marie Versini, Skip Ward, Orson Welles, Michel Etcheverry, Billy Frick, Ernst Fritz Fürbringer, Konrad Georg, Joachim Hansen, Felix Marten, Paloma Matta, Guenter Meisner, Sacha Pitoeff, Albert Romy, Christian Rode, Helmut Schneider, Otto Stern, Tony Taffin, Jean Valmont,  u.a.
Genre Drama, Historie, Krieg
Filmlänge 175 Minuten
Deutschlandstart
28. Oktober 1966
Inhalt

August, 1944: General von Choltitz wird von Adolf Hitler zum Stadtkommandanten von Paris ernannt. Im Führerhauptquartier erteilt er ihm außerdem den Befehl, die Stadt wenn nötig in die Luft zu sprengen.

Unterdessen regt sich einiges im von Deutschland besetzten Paris. Es brodelt innerhalb der Résistance: Die Ankunft der Alliierten wird erwartet, doch die wollen die Stadt umgehen und Deutschland direkt an der Grenze angreifen. Plakatmotiv (Fr.): Paris brûle-t-il? (1966) Colonel Rol-Tanguy, Anführer der Kommunisten, und General Chaban-Delmas auf der Seite der Gaullisten stehen sich uneins gegenüber – es heißt, entweder die Ankunft der Amerikaner abzuwarten, oder die Résistance greift selbst zu den Waffen, um Paris eigenmächtig aus der Fremdherrschaft der Deutschen zu befreien.

Als General von Choltitz in Paris ankommt, ordnet er sofort an, alle wichtigen Bauwerke zur Sprengung vorzubereiten. Der schwedische Konsul Nordling lässt währenddessen nichts unversucht, an die Vernunft des Stadtkommandanten zu appellieren – von Choltitz würde bei einer Befehlsverweigerung als der Mann in die Geschichte eingehen, der die schönste Stadt der Welt gerettet hat. Als es den Gaullisten gelingt, die Polizeipräfektur zu übernehmen, kommt es zu erbitterten Straßengefechten, doch die Deutschen können den französischen Widerstand nicht brechen. Der entscheidende Kampf beginnt.

Angesichts dieser Entwicklung befiehlt Hitler von Choltitz, Paris in Brand zu setzen. Obschon die Résistance mittlerweile das Kommando über die Stadt hat, benötigen sie die Unterstützung der Alliierten. Die müssen jedoch erst noch überzeugt werden, auf direktem Weg in Paris einzumarschieren

Was zu sagen wäre

Dieser Film ist ein knapp dreistündiges Überraschungsei, aus dem lauter Stars springen. Passt man einen Moment nicht auf, hat man schon Simone Signoret (Die Teuflischen – 1955) verpasst, die eine winzige Rolle als Wirtin in einer Bar am Wegesrand der Panzer spielt, die Paris befreien werden. Muss man kurz aufs Klo, hat man Kirk Douglas als General Patton verpasst ("Sieben Tage im Mai" – 1964; Spartacus – 1960; Der letzte Zug von Gun Hill – 1959; Die Wikinger – 1958; Wege zum Ruhm – 1957; Zwei rechnen ab – 1957; Zwischen zwei Feuern – 1955; Die Fahrten des Odysseus – 1954; 20.000 Meilen unter dem Meer – 1954; Reporter des Satans – 1951; Goldenes Gift – 1947). Im Vorspann als erstes wird Jean-Paul Belmondo genannt; aber auch nur, weil der Vorspann nach alphabetischer Reihenfolge auflistet. Plakatmotiv (US): Is Paris burning? (1966) Belmondo selbst spielt eine Rolle, die insgesamt vielleicht sieben Minuten lang ist, in einem Film, der 175 Minuten dauert.

Alle spielen mit, da erinnert der Film an Der längste Tag (1962), für den ganz Hollywood vor die Kameras strebte. In "Brennt Paris?" war sich kein französischer Schauspieler von Rang zu fein, auch nur eine winzige Rolle in einem Film zu spielen, der immerhin davon erzählt, wie die französische Hauptstadt vor den Deutschen gerettet und befreit wird. Da wollen auch Amerikaner und Deutsche nicht abseits stehen und stellen sich im Dienst der guten Sache vor die Kamera – die Deutschen freiwillig als die brutalen Schläger und Kulturbanausen. Unter ihnen ragt Gert Fröbe (James Bond 007 – Goldfinger – 1964; Es geschah am hellichten Tag – 1958) heraus in der historischen Figur des Stadtkommandanten von Paris, Generalleutnant Dietrich von Choltitz, der von Hitler den Auftrag hat, Paris nötigenfalls dem Erdboden gleich zu machen, wenn die Franzosen Widerstand leisten. Da wird sogar dieser stramme deutsche Soldat wacklig: Paris zerstören? Das klingt ihm nicht richtig. Fröbe spielt diesen strammen Soldaten, aber zweifelnden Menschen mit Autorität und Wärme; ein Mann, dessen Haltung mir nahe geht. Den Befehl Hitlers, Paris zu zerstören, verliert der sehr lange Film dann aus den Augen. Statt dessen begleitet er die Aktionen der Résistance, die den Deutschen ein Bein nach dem anderen stellt, ohne, dass deutsche Soldaten oder die SS zum großen Gegenschlag ausholen. 

René Clément legt seinen Film nicht als historisch korrekten Geschichtsunterricht an. Er will dem französischen Widerstand Kränze flechten und aus französischer Sicht über die wohl wichtigsten Tage der Franzosen in diesem Jahrhundert erzählen. Das wird dramaturgisch hier und da zäh, wo sich der Zuschauer dann fragt, was jetzt diese Szene aussagen soll, was nicht schon 23 andere Szenen zuvor ausgesagt haben. Andererseits sollte der deutsche Zuschauer sich vielleicht bei einem französischen Heldenfilm über die Befreiung von Paris zurücknehmen, sich über einen großartigen Gert Fröbe freuen und goutieren, dass diese hierzulande heutzutage nicht mehr sehr bekannte dunkle Stunde deutscher "Kriegskunst" in einem Spielfilm aufbereitet wird, der mit historischem Filmmaterial aufgefüllt ist und trotz Längen beeindruckendes Kino bietet.

Wertung: 5 von 8 D-Mark
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