August, 1944: General von Choltitz wird von Adolf Hitler zum Stadtkommandanten von Paris ernannt. Im Führerhauptquartier erteilt er ihm außerdem den Befehl, die Stadt wenn nötig in die Luft zu sprengen.
Unterdessen regt sich einiges im von Deutschland besetzten Paris. Es brodelt innerhalb der Résistance: Die Ankunft der Alliierten wird erwartet, doch die wollen die Stadt umgehen und Deutschland direkt an der Grenze angreifen. Colonel Rol-Tanguy, Anführer der Kommunisten, und General Chaban-Delmas auf der Seite der Gaullisten stehen sich uneins gegenüber – es heißt, entweder die Ankunft der Amerikaner abzuwarten, oder die Résistance greift selbst zu den Waffen, um Paris eigenmächtig aus der Fremdherrschaft der Deutschen zu befreien.
Als General von Choltitz in Paris ankommt, ordnet er sofort an, alle wichtigen Bauwerke zur Sprengung vorzubereiten. Der schwedische Konsul Nordling lässt währenddessen nichts unversucht, an die Vernunft des Stadtkommandanten zu appellieren – von Choltitz würde bei einer Befehlsverweigerung als der Mann in die Geschichte eingehen, der die schönste Stadt der Welt gerettet hat. Als es den Gaullisten gelingt, die Polizeipräfektur zu übernehmen, kommt es zu erbitterten Straßengefechten, doch die Deutschen können den französischen Widerstand nicht brechen. Der entscheidende Kampf beginnt.
Angesichts dieser Entwicklung befiehlt Hitler von Choltitz, Paris in Brand zu setzen. Obschon die Résistance mittlerweile das Kommando über die Stadt hat, benötigen sie die Unterstützung der Alliierten. Die müssen jedoch erst noch überzeugt werden, auf direktem Weg in Paris einzumarschieren …
Dieser Film ist ein knapp dreistündiges Überraschungsei, aus dem lauter Stars springen. Passt man einen Moment nicht auf, hat man schon Simone Signoret (Die Teuflischen – 1955) verpasst, die eine winzige Rolle als Wirtin in einer Bar am Wegesrand der Panzer spielt, die Paris befreien werden. Muss man kurz aufs Klo, hat man Kirk Douglas als General Patton verpasst ("Sieben Tage im Mai" – 1964; Spartacus – 1960; Der letzte Zug von Gun Hill – 1959; Die Wikinger – 1958; Wege zum Ruhm – 1957; Zwei rechnen ab – 1957; Zwischen zwei Feuern – 1955; Die Fahrten des Odysseus – 1954; 20.000 Meilen unter dem Meer – 1954; Reporter des Satans – 1951; Goldenes Gift – 1947). Im Vorspann als erstes wird Jean-Paul Belmondo genannt; aber auch nur, weil der Vorspann nach alphabetischer Reihenfolge auflistet. Belmondo selbst spielt eine Rolle, die insgesamt vielleicht sieben Minuten lang ist, in einem Film, der 175 Minuten dauert.
Alle spielen mit, da erinnert der Film an Der längste Tag (1962), für den ganz Hollywood vor die Kameras strebte. In "Brennt Paris?" war sich kein französischer Schauspieler von Rang zu fein, auch nur eine winzige Rolle in einem Film zu spielen, der immerhin davon erzählt, wie die französische Hauptstadt vor den Deutschen gerettet und befreit wird. Da wollen auch Amerikaner und Deutsche nicht abseits stehen und stellen sich im Dienst der guten Sache vor die Kamera – die Deutschen freiwillig als die brutalen Schläger und Kulturbanausen. Unter ihnen ragt Gert Fröbe (James Bond 007 – Goldfinger – 1964; Es geschah am hellichten Tag – 1958) heraus in der historischen Figur des Stadtkommandanten von Paris, Generalleutnant Dietrich von Choltitz, der von Hitler den Auftrag hat, Paris nötigenfalls dem Erdboden gleich zu machen, wenn die Franzosen Widerstand leisten. Da wird sogar dieser stramme deutsche Soldat wacklig: Paris zerstören? Das klingt ihm nicht richtig. Fröbe spielt diesen strammen Soldaten, aber zweifelnden Menschen mit Autorität und Wärme; ein Mann, dessen Haltung mir nahe geht. Den Befehl Hitlers, Paris zu zerstören, verliert der sehr lange Film dann aus den Augen. Statt dessen begleitet er die Aktionen der Résistance, die den Deutschen ein Bein nach dem anderen stellt, ohne, dass deutsche Soldaten oder die SS zum großen Gegenschlag ausholen.
René Clément legt seinen Film nicht als historisch korrekten Geschichtsunterricht an. Er will dem französischen Widerstand Kränze flechten und aus französischer Sicht über die wohl wichtigsten Tage der Franzosen in diesem Jahrhundert erzählen. Das wird dramaturgisch hier und da zäh, wo sich der Zuschauer dann fragt, was jetzt diese Szene aussagen soll, was nicht schon 23 andere Szenen zuvor ausgesagt haben. Andererseits sollte der deutsche Zuschauer sich vielleicht bei einem französischen Heldenfilm über die Befreiung von Paris zurücknehmen, sich über einen großartigen Gert Fröbe freuen und goutieren, dass diese hierzulande heutzutage nicht mehr sehr bekannte dunkle Stunde deutscher "Kriegskunst" in einem Spielfilm aufbereitet wird, der mit historischem Filmmaterial aufgefüllt ist und trotz Längen beeindruckendes Kino bietet.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)