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Plakatmotiv: Le Magnifique – Ich bin der Größte (1973)

Ein großer Spaß
in zwei Welten

Titel Le Magnifique – Ich bin der Größte
(Le Magnifique)
Drehbuch Philippe de Broca & Vittorio Caprioli & Jean-Paul Rappeneau & Francis Veber
Regie Philippe de Broca, Frankreich, Italien 1973
Darsteller

Jean-Paul Belmondo, Jacqueline Bisset, Vittorio Caprioli, Hans Meyer, Monique Tarbès, Mario David, Bruno Garcin, Raymond Gérôme, Jean Lefebvre, Fabrizio Moresco, André Weber, Hubert Deschamps, Bernard Musson, Thalie Frugès, René Barrera u.a.

Genre Action, Komödie
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
12. April 1974
Inhalt

Bob Saint Clair ist der Agent, der alles schafft und dem niemand etwas kann, während er mal wieder die Welt rettet, um dann die schöne Tatiana in den Armen zu halten, während der böse Karpof die Weltherrschaft an sich reißen will.

Dumm nur, dass Bob nicht wirklich existiert, denn er ist der Held von inzwischen 43 Agentenschnellschüssen aus der Feder des unterbezahlten Lohnschreibers Francois Merlin, der seine Nachbarin anhimmelt, während ihn sein Lektor nervt.

Plakatmotiv (Fr.): Le Magnifique – Ich bin der Größte (1973)Mehr und mehr fließen die alltäglichen Schwierigkeiten Merlins in seine Abenteuer mit ein …

Was zu sagen wäre

James Bond wird immer wieder mal parodiert. Philippe De Broca nimmt das Bild des Welten rettenden Supermachos besonders gründlich auseinander. Jean Paul Belmondo spielt Bob Saint-Clair, einen französischen Topagenten, dem keine Frau widerstehen kann. Nach Mexiko beordert soll er das Ende aller Zivilisation verhindern; darunter machen es Top-Agenten ja bekanntlich nicht.

Die Weltenrettung unternimmt er dann eher beiläufig, während er versucht, seine Assistentin zu verführen, die von Jacqueline Bisset gespielt wird (Airport – 1970; Bullitt – 1968; Casino Royal – 1967). Nach 20 Minuten entpuppt sich Bob Saint-Clair als Phantasie eines alleinstehenden Schriftstellers, der sein Leben nicht mehr auf die Reihe bekommt. Jean-Paul Belmondo spielt den überkandidelten Saint-Clair mit genauso viel Lust wie den verlorenen François. So ist "Le Magnifique" zwar ein typischer Agentenfilm seiner Zeit. Aber im Herzen ist er dann doch eine romantische Komödie.

De Broca (Die tollen Abenteuer des Monsieur L. – 1965; Abenteuer in Rio – 1964; "Cartouche, der Bandit" – 1962) inszeniert seine Geschichte aus zwei Dimensionen mit intelligentem Witz und Sinn für Übergänge. Als wir nach etwa 20 Minuten wilden Agentenlebens erstmals mit der kargen Wirklichkeit des Lohnschreibers konfrontiert werden, leitet diesen Perspektivwechsel eine Putzfrau ein, die am Strand staubsaugt und in François' Wohnung endet; und als François das R an der Schreibmaschine kaputt geht, sprechen der Agent und seine Assistentin ihre Dialoge plötzlich ohne R. In François' realer Welt regnet es dauernd, der Sicherheitsgurt im Auto ist verdreht und außerdem steht er im Pariser Dauerstau – während sein Agent Bob im schneeweißen Cabrio leere Küstenstraßen entlang schwebt.

Je länger der Film dauert, desto wilder verwickeln sich Realität und Agentenphantasie und es bleibt nicht aus, dass des Agenten Machismo-Abenteuer immer häufiger ausradiert im Papierkorb landen und neu erfunden werden. So, wie der smarte Agent immer lächerlicher wird, wächst das Selbstbewusstsein seines Autors, der sich ehrlich verliebt hat. Das ist dann die einerseits schöne Botschaft dieser romantischen Komödie, dass erst echte Liebe ehrliche Literatur hervorbringt. Andererseits zündet der Funke zwischen Belmondo und Jacquiline Bisset weder in der bunten Welt des Superagenten, noch in der verregneten des Bademantel-und-Schlappen-tragenden Autors.

Ein großer Spaß mit schönen Protagonisten und ideenreichen Perspektivwechseln. Dass den Autoren Philippe de Broca, Vittorio Caprioli, Jean-Paul Rappeneau und Francis Veber da ein wenig die menschliche Wirklichkeit abhanden gekommen ist, fällt erst auf, wenn der Vorhang sich geschlossen hat und wir wieder draußen vor dem Kino stehen – im April-Regen.

Wertung: 6 von 8 D-Mark
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