Bob Saint Clair ist der Agent, der alles schafft und dem niemand etwas kann, während er mal wieder die Welt rettet, um dann die schöne Tatiana in den Armen zu halten, während der böse Karpof die Weltherrschaft an sich reißen will.
Dumm nur, dass Bob nicht wirklich existiert, denn er ist der Held von inzwischen 43 Agentenschnellschüssen aus der Feder des unterbezahlten Lohnschreibers Francois Merlin, der seine Nachbarin anhimmelt, während ihn sein Lektor nervt.
Mehr und mehr fließen die alltäglichen Schwierigkeiten Merlins in seine Abenteuer mit ein …
James Bond wird immer wieder mal parodiert. Philippe De Broca nimmt das Bild des Welten rettenden Supermachos besonders gründlich auseinander. Jean Paul Belmondo spielt Bob Saint-Clair, einen französischen Topagenten, dem keine Frau widerstehen kann. Nach Mexiko beordert soll er das Ende aller Zivilisation verhindern; darunter machen es Top-Agenten ja bekanntlich nicht.
Die Weltenrettung unternimmt er dann eher beiläufig, während er versucht, seine Assistentin zu verführen, die von Jacqueline Bisset gespielt wird (Airport – 1970; Bullitt – 1968; Casino Royal – 1967). Nach 20 Minuten entpuppt sich Bob Saint-Clair als Phantasie eines alleinstehenden Schriftstellers, der sein Leben nicht mehr auf die Reihe bekommt. Jean-Paul Belmondo spielt den überkandidelten Saint-Clair mit genauso viel Lust wie den verlorenen François. So ist "Le Magnifique" zwar ein typischer Agentenfilm seiner Zeit. Aber im Herzen ist er dann doch eine romantische Komödie.
De Broca (Die tollen Abenteuer des Monsieur L. – 1965; Abenteuer in Rio – 1964; "Cartouche, der Bandit" – 1962) inszeniert seine Geschichte aus zwei Dimensionen mit intelligentem Witz und Sinn für Übergänge. Als wir nach etwa 20 Minuten wilden Agentenlebens erstmals mit der kargen Wirklichkeit des Lohnschreibers konfrontiert werden, leitet diesen Perspektivwechsel eine Putzfrau ein, die am Strand staubsaugt und in François' Wohnung endet; und als François das R an der Schreibmaschine kaputt geht, sprechen der Agent und seine Assistentin ihre Dialoge plötzlich ohne R. In François' realer Welt regnet es dauernd, der Sicherheitsgurt im Auto ist verdreht und außerdem steht er im Pariser Dauerstau – während sein Agent Bob im schneeweißen Cabrio leere Küstenstraßen entlang schwebt.
Je länger der Film dauert, desto wilder verwickeln sich Realität und Agentenphantasie und es bleibt nicht aus, dass des Agenten Machismo-Abenteuer immer häufiger ausradiert im Papierkorb landen und neu erfunden werden. So, wie der smarte Agent immer lächerlicher wird, wächst das Selbstbewusstsein seines Autors, der sich ehrlich verliebt hat. Das ist dann die einerseits schöne Botschaft dieser romantischen Komödie, dass erst echte Liebe ehrliche Literatur hervorbringt. Andererseits zündet der Funke zwischen Belmondo und Jacquiline Bisset weder in der bunten Welt des Superagenten, noch in der verregneten des Bademantel-und-Schlappen-tragenden Autors.
Ein großer Spaß mit schönen Protagonisten und ideenreichen Perspektivwechseln. Dass den Autoren Philippe de Broca, Vittorio Caprioli, Jean-Paul Rappeneau und Francis Veber da ein wenig die menschliche Wirklichkeit abhanden gekommen ist, fällt erst auf, wenn der Vorhang sich geschlossen hat und wir wieder draußen vor dem Kino stehen – im April-Regen.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)