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Plakatmotiv: Der Löwe (1988)

Kitschiges Abenteuer über
die Lust auf die Familie

Titel Der Löwe
(Itinéraire d'un enfant gâté)
Drehbuch Claude Lelouch
Regie Claude Lelouch, Frankreich, BRD 1988
Darsteller

Jean-Paul Belmondo, Richard Anconina, Lio, Béatrice Agenin, Marie-Sophie L., Jean-Philippe Chatrier, Gila von Weitershausen, Michel Beaune, Pierre Vernier, Philippe Lorin, Annie Philippe, Céline Caussimon, Daniel Gélin, Alexis Gruss, Nicolas Mallet u.a.

Genre Drama, Abenteuer
Filmlänge 120 Minuten
Deutschlandstart
7. Dezember 1989
Inhalt

Als Kind wird Sam von seiner Mutter an einem Karussell ausgesetzt. Er wächst als Artist in einem Wanderzirkus – wo er den Nachnamen Lion bekommt, wegen seiner Lust, stundenlang vor Löwenkäfigen zu sitzen – auf, bis er bei einer Nummer schwer stürzt und nur noch als Reinigungskraft eingesetzt wird. Das bringt ihn zu der Idee, eine Reinigungsgeräte zu entwerfen, die ihm die Arbeit erleichtern. Daraus entwickelt sich ein Konzern mit 12.000 Angestellten. Aber nach zwei Ehen und als die Kinder erwachsen sind, steigt Lion aus, besorgt sich einen Pass mit neuer Identität, inszeniert seinen Tod auf hoher See und geht nach Afrika zu seinen geliebten Löwen.

In Zimbabwe wird Sam von seinem früheren Angestellten Al erkannt. Lion fürchtet um seine Tarnung. Weil in Frankreich Sams früherer Konzern vor dem Ausverkauf steht, entscheidet er sich, Duvivier für seine Zwecke zu nutzen. Plakatmotiv (Fr.): Itinéraire d'un enfant gâté – Der Löwe (1988)Er schult Al als erstes in Selbstbewusstsein. Al und Lion kehren nach Frankreich zurück, und Al soll als begabter Reinigungsfachmann in die Firma einsteigen. Als Eintrittskarte dient ein Empfehlungsschreiben von Sam Lion, das dieser vor seinem Verschwinden niedergeschrieben haben soll.

Lion weilt derweil bei Als Familie und hält telefonisch Kontakt zu Al. Nachdem die beiden von Sams Anwalt mit einer List Als Einstellung erzwungen haben, freundet sich Duvivier immer mehr mit Lions Kindern Sophie und Jean-Pierre an. Mit Sams Hilfe im Hintergrund versucht Al, Lions Firma "Victoria" vor dem Konkurs zu retten …

Was zu sagen wäre

Am Ende steht der alte Zirkusmann mit einer Löwenmutter am Wasser in der Steppe und blickt in die Ferne. Von irgendwoher ist leise Zirkusmusik zu hören. Damit verabschiedet sich Jean-Paul Belmondo, der Mann mit der harten Faust, von seinen Actionfiguren.

Unter der Regie von Claude Lelouch hat Belmondo umgesattelt auf den melancholischen Aussteiger. Immer noch eher der Einzelgänger, aber jetzt mit Familienanschluss. Der im ihm richtig erscheinenden Augenblick von der Bildfläche verschwindet, um seine Kinder mit seiner Präsenz als Vater, Patriarch und Konzernboss nicht zu erdrücken. Er findet seine Ruhe bei den wilden Tieren in Afrika, deren Fähigkeiten, „was Saufen, Fressen und Vögeln betrifft“, er den Menschen für überlegen hält. Aber er findet seinen Frieden nicht zwischen den Tieren. Hier beginnt das Märchen in diesem Film.

Die Konstruktion mit dem ehemaligen Angestellten, der ihn zufällig findet, DVD-Cover: Der Löwe (1988)Sams darauf entwickelter Marionettenplan, auch die Liebesgeschichte, die sich zwischen Sams Tochter Victoria und Al entwickelt, entfaltet eher das Niveau einer mittelmäßigen ARD-Degeto-Produktion oder eines gehobenen Groschenromans, in dem der Prinz noch nicht weiß, dass er Prinz ist, aber weiß, dass er seine Prinzessin eines Tages in einem pinkfarbenen Cabrio durch die Straßen chauffieren wird – and guess, what?!

Bei Tageslicht betrachtet ist der Film eitler Humbug. Jean-Paul Belmondo zieht sich aus der ersten Reihe zurück, um dem Nachwuchs das Feld zu überlassen, nicht aber ohne diesem Nachwuchs einen Jungen an die Seite zu stellen, den er als Mentor zu einem Abziehbild seiner selbst geformt hat, das seine Tochter dann heiraten kann – getreu der Behauptung, dass Frauen in ihren Männern eigentlich ihren Vater suchen. Anders gesagt: Ohne Belmondo, glaubt Belmondo, der auch diesen Film wieder koproduziert hat, geht es nicht.

Aber im Dunkel des Kinosaals, nach einem holprigen Einstieg, in dem Claude Lelouch Mühe hat, alle Fäden der Geschichte zu spinnen, gleitet der Film in eine romantische Schwärmerei über geheimnisvolle Schutzengel, junge Liebende, den erfolgreichen Kampf gegen den Schmutz auf der Straße und über das wilde Leben in Afrika. Und endlich winken sich lauter glückliche, neu gegründete Familien in die Kamera, während der alte Zirkuslöwe zufrieden und in Ruhe gelassen durch seine Savanne streift.

Pech, dass man nach dem Abspann mit der Musik von Francis Lai, der vergeblich versucht, auf das Ennio-Morricone-Niveau des ersten Profi zu gelangen, das Dunkel des Kinosaals gegen das Tageslicht der Realität zurück tauschen muss.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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