Eine vierköpfige Gangsterbande raubt Diamanten aus einer Villa in Athen. Der Polizist Zacharia ist auf der Suche nach dem Anführer Azad. Nur will er ihn nicht verhaften, sondern die Beute selbst einkassieren. Ein spannendes sowie humorvolles Katz-und-Maus-Spiel beginnt …
Ein "Coup", wie es der deutsche Titel verspricht, ist das nicht gerade, was Azad und seine drei Freunde da durchziehen. Kaum hat Ennio Morricones eingängige Musik den Titelvorspann ausklingen lassen, gehen die vier Wort- und musiklos zu Werke, brechen in eine Villa ein, öffnen fachmännisch den Tresor und klauen Smaragde im Wert von einer Million Dollar. Azad, gespielt von Jean-Paul Belmondo, ist ein wortkarger Profi mit erstaunlicher Elektronik, mittels derer er den Tresor ohne Sprengstoff aufbekommt. Und den Polizisten, der plötzlich vor der Villa auftaucht, kann er charmant wieder loswerden.
Im französischen Original heißt der Film passender "Der Bruch"; den deutschen Coup zieht eher jener Polizist durch. Er heißt Zacharias und wird von Omar Sharif gespielt und dessen Besetzung gibt dem unterhaltsamen Film sogar so etwas wie Spannung. Denn wer wird am Ende gewinnen, wenn zwei Stars um die Smaragde buhlen? Der vom französische Star (s.u.) gespielte Dieb oder der vom ägyptische Weltstar gespielte korrupte Polizist (Mackenna's Gold – 1969; "Funny Girl" – 1968; Mohn ist auch eine Blume – 1966; Doktor Schiwago – 1965; Der Untergang des Römischen Reiches – 1964; Lawrence von Arabien – 1962)? Das Duell der beiden Männer treibt die Dynamik dieses Films, eröffnet mit einer wilden Autojagd durch die griechische Hauptstadt. Henri Verneuil (Der Clan der Sizilianer – 1969; Dünkirchen, 2. Juni 1940 – 1964; "Ein Affe im Winter" – 1962; Der Präsident – 1961) verzichtet auch hier auf Musik, verlässt sich auf die Bilder seines Kameramannes Claude Renoir und deren Montage durch seinen Schnittmeister Pierre Gillette und beweist dabei nebenbei auch, dass sich sein Genrekino nicht vor dem Goldstandard, dem amerikanischen Genrekino verstecken muss.
Im weiteren Verlauf hat mal Sharif, der hier einen Griechen spielt, die Oberhand und darf dem Franzosen Belmondo die Vorzüge einer variantenreichen griechischen Küche nahe bringen, dann wieder darf Belmondo seine physische Präsenz ausspielen und dem korrupten Polizisten auf Autos springend, am Bus hängend, aus dem Lkw geworfen Schuttberge hinabrollend entkommen – und nebenbei gleich zwei Frauen für sich gewinnen; die eine wird gespielt von der Amerikanerin Dyan Canon, die 1969 für einen Nebenrollen-Oscar nominiert und von 1965 bis 1968 mit Cary Grant verheiratet war. Zwischen diesen Szenen hat ihnen Drehbuchautor Vahé Katcha ein Verfolgungsszenario aufgeschrieben, in dessen Verlauf es Tote gibt und Nasen eingeschlagen werden. Auch das ist leidlich spannend und jederzeit vorhersehbar.
Erst das Finale zieht die Spannung noch einmal an, wenn tatsächlich die Frage übrig bleibt: Welcher der beiden Filmstars gewinnt das Duell?
Henri Verneuil erweist sich als pragmatischer Handwerker seines Genres, der ohne Scheu szenische Vorbilder von Jean-Pierre Melville bis Clint Eastwood für seine Zwecke zitiert. Sein Ganovenfilm ist unterhaltsames, abwechslungsreiches Kintopp.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)