Der Stuntman Mike Gaucher hat durch eigene Dummheit das Glück seines Lebens verpasst. Am Tag der geplanten Hochzeit mit Stuntfrau Jane Gardner ist alles schief gelaufen und beide sind im Krankenhaus gelandet. Aber damit ist Gauchers Pechsträhne noch nicht vorbei, denn Gardner trennt sich von ihm und nach der Genesung jagt ein Misserfolg den anderen.
So gerät Gaucher immer stärker in finanzielle Schieflage, bis er das lukrative Angebot erhält, den Filmstar Bruno Ferrari in dessen Actionfilm zu doubeln. Beide gleichen sich optisch wie ein Ei dem anderen, so dass der Produzent des Films damit protzen kann, dass Ferrari seine Stunts selbst macht, obwohl er gedoubelt wird.
Gaucher gelingt es zu erreichen, dass auch seine Ex-Freundin Gardner engagiert wird, die er zurückgewinnen will. Allerdings muss er sich dabei mit zwei Problemen herumschlagen. Erstens hat Gardner schon einen neuen Freund und zweitens stellt ihm Ferrari nach, der schwul ist …
"L'Animal" heißt der Film im Original – Das Tier. Ein treffenderer Titel als der deutsche. Den unverbesserlichen, irren Draufgänger hat Jean-Paul Belmondo schon so oft gespielt, dass der deutsche Titel eher wie ein Porträt des Schauspielers klingt. In der Welt der Tiere gilt die Mimikry als Technik zum Überleben, Tiere begegnen sich auf Augenhöhe, wissen, wie das Gegenüber tickt. Nur die kleinen Schwachen, Käfer, Chamäleons, können sich in ein Blatt verwandeln, in einen Ast, um dem Feind zu entkommen.
Menschen ziehen sich einfach eine Perücke an und schon sind sie jemand anderes. Claude Zidis Komödie spielt mit diesem Topos. Es geht um Stuntleute, Menschen, die Leinwandstars doubeln und für diese ins Feuer springen.
Zidis Star, Jean-Paul Belmondo, Held der französischen Nouvelle Vague und Star seiner selbst, spielt einen virilen Stuntman, der seinen Job aus dem Ärmel schüttelt. Und er spielt den großen Filmstar Bruno Ferrari, der „seine Stunts selber dreht“, tatsächlich aber ein ängstliches Weichei ist und zudem homosexuell. Filme, in denen Belmondo auftritt, werden auch damit beworben, dass Belmondo alle seine Stunts selbst macht. Zidis Film ist ein selbstreferentielles Film-im-Film-Drama mit witziger Note.
"L'Animal" ist ein schöner Klamauk à la Française – leichtfüßig, locker, ausgelassen. Belmondo, der hier sein Image auf die Schippe nimmt, taugt gleichzeitig zur Fremdscham, wenn der 44-Jährige ausführlich in Szene gesetzt wird, wenn er eitel hohe Mauern überwindet, indem er auf Mülltonnen springt. Das macht er behende und es ist beeindruckend, wenn er cool grinsend fest verzurrt auf dem fliegenden Flugzeug steht. Neben ihm steht Raquel Welch, Ikone des britischen Kinos der sexy Sixties (Die vier Musketiere – 1974; Die drei Musketiere – 1973; Tote Bienen singen nicht – 1969; Bandolero – 1968; Die phantastische Reise – 1966).
Brauchen aber tut so eine Zirkusnummer nicht wirklich jemand. Weder der Zuschauer, noch der Film. Aber cool schaut's aus. Wenn sonst schon nichts von Belang erzählt wird.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)