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Plakatmotiv: Der Boss (1985)

Ein Heist-Movie, das nach
dem ersten Drittel zu Ende ist

Titel Der Boss
(Hold-Up)
Drehbuch Alexandre Arcady & Daniel Saint-Hamont
nach dem Roman "Quick change" von Jay Cronley
Regie Alexandre Arcady, Frankreich, Kanada 1985
Darsteller

Jean-Paul Belmondo, Kim Cattrall, Guy Marchand, Jean-Pierre Marielle, Jacques Villeret, Jean-Claude de Goros, Tex Konig, Raymond Aquilon, Georges Carrère, Yvan Ponton, Guy Provost, Guillaume Lemay-Thivierge, Richard Niquette, Yves Jacques, Sophie Stanke, Karen Racicot, Marguerite Corriveau, Michel Daigle u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
2. Januar 1986
Inhalt

Grimm, ein genialer Ganove, hat eine Idee: Verkleidet als Clown dringt er in die größte Bank Montreals ein und nimmt die Bankangestellten und Kunden als Geiseln. Daraufhin wird das Gebäude von der Polizei umstellt, und der ältliche, leicht überfordert wirkende Polizeichef Lefevre erklärt, dass er den Clown schnell fassen werde.

Grimm erweist sich als genialer Taktiker; als Geste des guten Willens lässt er eine vermeintlich schwangere Frau, einen weinerlichen Mann und einen älteren Herrn frei. Als Lefevre die Bank stürmen lässt, findet er nur die gefangenen Geiseln, vom Clown und den erbeuteten 2,3 Millionen Dollar fehlt jede Spur. Die Polizei ahnt nicht, dass die schwangere Lise, die an ihrem Bauch die Beute heraustrug, und auch der weinerliche Mann Komplizen des Clowns waren und dass der ältere Herr in Wirklichkeit der Clown selbst war.

Nachdem sie die Bank verlassen haben, versuchen die drei, so schnell wie möglich zum Flughafen zu kommen, und geraten dabei in haarsträubende Abenteuer. So verlieren sie ihr Auto, rasen irrtümlich in eine andere Bank, bestechen einen Taxifahrer, bis sie schließlich am Flughafen landen …

Was zu sagen wäre

Bei Bankräuberfilmen stellt sich zunehmend nicht mehr die Frage, wie die Ganoven in die Bank rein und an das Geld rankommen. Heutzutage, wo alles so schwer gesichert ist, stellt sich die Frage, wie die Ganoven trotz Polizei-Hundertschaften wieder rauskommen und verschwinden können.

Den Obergangster, Grimm, gibt hier Jean-Paul Belmondo der auf seine älter werdenden Tage Frankreich verlassen hat und nach Montreal übersiedelt ist. Sein Trick, aus der Bank raus und an der Polizei vorbeizukommen ist der gute alte Maskentrick und der ist nach einem Drittel des Films erledigt. Jetzt müssen die drei Komplizen nur noch zum Flughafen. Plakatmotiv (Fr.): Hold-Up (1985) Aber dagegen hat das Drehbuch ihnen allerlei Hürden in den Weg gebaut, die noch mittelmäßig aufregend sind. Lise, die Komplizin, gespielt von der britisch-kanadischen Kim Cattrall (Police Academy – 1984), stellt fest, dass sie dem falschen Mann im Trio schöne Augen gemacht hat, und will nun lieber mit dem von Jean-Paul Belmondo gespielten "Boss" durchbrennen. Dieser falsche Mann ist Georges, den Guy Marchant (Das Auge – 1983; "Der Saustall" – 1981; Das Verhör – 1981; Ein verrücktes Huhn – 1977) mit gewohnt präziser Treudoofheit ausstattet. Ein ehemaliger Knastbruder ohne Fortüne will dem Trio das Geld, immerhin 2,3 Millionen Dollar, abluchsen und ist zwar größer und schwerer als die drei zusammen und fährt auch laute schwere Wagen – Abschleppwagen, Truck – hat aber klar keinen Anspruch und ist im Kinosessel schnell entlarvt als der Mann, der einfach die Abspanntitel durch Actionszenen hinauszögern soll.

Dieses Heist-Movie ist weder Fisch noch Fleisch. Belmondo präsentiert weiterhin einige Autostunts, lässt es aber ruhiger angehen; er hat die 50 überschritten, seine Agilität wirkt, wie er selbst erkannt hat, zunehmend bemüht. Es wäre interessant gewesen, das Schachspiel in und vor der Bank weiter auszureizen mit der Frage, wie der Clown da rauskommen will. Die holprige Flucht mit dem bösen Schurken, der ihnen das Geld abjagen will, aber nirgendwo in der Geschichte andockt und dadurch wirkt wie ein Fremdkörper im Film, und einem zäh immer wieder auftauchenden, knuddeligen Taxifahrer bleibt lahm, schon weil Belmondo kaum mehr zu tun bekommt, als in Autos zu sitzen, mal am Steuer, mal auf der Rückbank. Und damit die Gaunerei am Ende aufgeht, darf er sich derart freizügig zwischen den Sicherheitsschleusen am großen Montreal-Airport bewegen, dass der gelegentliche Pauschaltourist im Kinosessel blass wird vor Neid – aber nie fiebrig vor Spannung.

Wertung: 2 von 9 D-Mark
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