Grimm, ein genialer Ganove, hat eine Idee: Verkleidet als Clown dringt er in die größte Bank Montreals ein und nimmt die Bankangestellten und Kunden als Geiseln. Daraufhin wird das Gebäude von der Polizei umstellt, und der ältliche, leicht überfordert wirkende Polizeichef Lefevre erklärt, dass er den Clown schnell fassen werde.
Grimm erweist sich als genialer Taktiker; als Geste des guten Willens lässt er eine vermeintlich schwangere Frau, einen weinerlichen Mann und einen älteren Herrn frei. Als Lefevre die Bank stürmen lässt, findet er nur die gefangenen Geiseln, vom Clown und den erbeuteten 2,3 Millionen Dollar fehlt jede Spur. Die Polizei ahnt nicht, dass die schwangere Lise, die an ihrem Bauch die Beute heraustrug, und auch der weinerliche Mann Komplizen des Clowns waren und dass der ältere Herr in Wirklichkeit der Clown selbst war.
Nachdem sie die Bank verlassen haben, versuchen die drei, so schnell wie möglich zum Flughafen zu kommen, und geraten dabei in haarsträubende Abenteuer. So verlieren sie ihr Auto, rasen irrtümlich in eine andere Bank, bestechen einen Taxifahrer, bis sie schließlich am Flughafen landen …
Bei Bankräuberfilmen stellt sich zunehmend nicht mehr die Frage, wie die Ganoven in die Bank rein und an das Geld rankommen. Heutzutage, wo alles so schwer gesichert ist, stellt sich die Frage, wie die Ganoven trotz Polizei-Hundertschaften wieder rauskommen und verschwinden können.
Den Obergangster, Grimm, gibt hier Jean-Paul Belmondo der auf seine älter werdenden Tage Frankreich verlassen hat und nach Montreal übersiedelt ist. Sein Trick, aus der Bank raus und an der Polizei vorbeizukommen ist der gute alte Maskentrick und der ist nach einem Drittel des Films erledigt. Jetzt müssen die drei Komplizen nur noch zum Flughafen. Aber dagegen hat das Drehbuch ihnen allerlei Hürden in den Weg gebaut, die noch mittelmäßig aufregend sind. Lise, die Komplizin, gespielt von der britisch-kanadischen Kim Cattrall (Police Academy – 1984), stellt fest, dass sie dem falschen Mann im Trio schöne Augen gemacht hat, und will nun lieber mit dem von Jean-Paul Belmondo gespielten "Boss" durchbrennen. Dieser falsche Mann ist Georges, den Guy Marchant (Das Auge – 1983; "Der Saustall" – 1981; Das Verhör – 1981; Ein verrücktes Huhn – 1977) mit gewohnt präziser Treudoofheit ausstattet. Ein ehemaliger Knastbruder ohne Fortüne will dem Trio das Geld, immerhin 2,3 Millionen Dollar, abluchsen und ist zwar größer und schwerer als die drei zusammen und fährt auch laute schwere Wagen – Abschleppwagen, Truck – hat aber klar keinen Anspruch und ist im Kinosessel schnell entlarvt als der Mann, der einfach die Abspanntitel durch Actionszenen hinauszögern soll.
Dieses Heist-Movie ist weder Fisch noch Fleisch. Belmondo präsentiert weiterhin einige Autostunts, lässt es aber ruhiger angehen; er hat die 50 überschritten, seine Agilität wirkt, wie er selbst erkannt hat, zunehmend bemüht. Es wäre interessant gewesen, das Schachspiel in und vor der Bank weiter auszureizen mit der Frage, wie der Clown da rauskommen will. Die holprige Flucht mit dem bösen Schurken, der ihnen das Geld abjagen will, aber nirgendwo in der Geschichte andockt und dadurch wirkt wie ein Fremdkörper im Film, und einem zäh immer wieder auftauchenden, knuddeligen Taxifahrer bleibt lahm, schon weil Belmondo kaum mehr zu tun bekommt, als in Autos zu sitzen, mal am Steuer, mal auf der Rückbank. Und damit die Gaunerei am Ende aufgeht, darf er sich derart freizügig zwischen den Sicherheitsschleusen am großen Montreal-Airport bewegen, dass der gelegentliche Pauschaltourist im Kinosessel blass wird vor Neid – aber nie fiebrig vor Spannung.
Jean-Paul Belmondo im Kino
![Jean-Paul Belmondo Jean-Paul Belmondo](uploads/images/Content/JeanPaulBelmondo.jpg)
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les Misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)