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Plakatmotiv: Ein verrücktes Huhn (1977)

Charmante Komödie
für die gute Laune

Titel Ein verrücktes Huhn
(Tendre poulet)
Drehbuch Philippe de Broca & Michel Audiard
nach dem Roman "Le Commissaire Tanquerelle et le Frelon" von Jean-Paul Rouland & Claude Olivier
Regie Philippe de Broca, Frankreich 1977
Darsteller

Annie Girardot, Philippe Noiret, Catherine Alric, Hubert Deschamps, Paulette Dubost, Roger Dumas, Raymond Gérôme, Guy Marchand, Simone Renant, Georges Wilson, Monique Tarbès, Henri Czarniak, Maurice Illouz, Georges Riquier, David Gabison u.a.

Genre Action, Komödie
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
11. August 1977
Inhalt

Die Kommissarin Lise Tanquerelle ist, wie so häufig, unter Stress und rast durch die Straßen von Paris, als ihr plötzlich ein Mofafahrer entgegenkommt. Lise bremst zu spät und fährt den Mann um. Wie es der Zufall will, handelt es sich bei dem Radfahrer um ihre Jugendliebe Antoine Lemercier.

Die alleinerziehende Mutter Lise und der alleinstehende Professor für griechische Geschichte verabreden sich noch am selben Abend. Doch das Rendezvous ist von kurzer Dauer, denn die Kommissarin wird zu einem Tatort gerufen. Ein Abgeordneter der Nationalversammlung wurde kaltblütig erstochen und Lise soll sich des Falls annehmen.

Lise, die für ihren Beruf brennt, versucht alles unter einen Hut zu bringen: Kind, Antoine und den Mordfall. Doch auch die nächsten Treffen mit dem Professor werden durch Anrufe von Polizeikollegen unterbrochen. Dabei versucht sie, ihren Beruf vor Antoine geheim zu halten, da dieser wie manche andere seiner akademischen Freunde einen Hass auf die Staatsgewalt hat.

Der unaufgeklärte Mord entwickelt sich zu einer Mordserie. Zwei weitere Abgeordnete werden auf die gleiche Art und Weise hingerichtet. Plakatmotiv: Ein verrücktes Huhn (1977) Doch vom Täter keine Spur. Kommissarin Lise wird von dem Fall abgezogen, was ihr die Gelegenheit gibt, endlich Zeit mit ihrem Antoine zu verbringen. Aber beim ersten Picknick fällt ihr Blick auf ein Foto zu einem Zeitungsartikel über die Mordserie, auf dem ihr etwas Sonderbares auffällt …

Was zu sagen wäre

Drei hochrangige Politiker werden binnen einer Filmstunde ermordet. Alle nach dem selben Muster. Das US-Kino würde daran einen knallharten Copfilm machen, wahrscheinlich mit Charles Bronson oder sogar mit Clint Eastwood, der nicht weniger als einen Atomkrieg verhindern müsste. Das französische Kino sucht entweder die düstere Variante eines Veraschwörungsthrillers, vielleicht mit Yves Montand. Oder es macht daraus eine romantische Komödie, in der eine hibbelige Kommissarin und ein ins Essen verliebter Griechisch-Professor ihren zweiten Frühling erleben.

Philippe de Broca, der in den vergangenen Jahren mit Jean-Paul Belmondo in der Actioncomedie erfolgreich war (Der Unverbesserliche – 1975; Le Magnifique – 1973; Das Raubein – 1965; Abenteuer in Rio – 1964; "Cartouche, der Bandit" – 1962), wählt also die zweite Möglichkeit und lässt die Stars Annie Girardot und Philippe Noiret (Das große Fressen – 1973; Topas – 1969; Alexander, der Lebenskünstler – 1968) aufeinander los; eine entscheidende Nebenrolle spielt Catherine Alric, deren Name man sich nicht merken muss, die aber neben den beiden Stars, die beide Mitte 40 sind, die Lust französischer Regisseure an jungen, meist nur leicht bekleideten blonden Schönheiten befriedigt.

Das dramaturgische Prinzip lautet Gegensätze ziehen sich an. Noiret als gemütlicher Akademiker, der gerne isst und aus alten Studientagen eine konfrontative Lust gegen die Staatsmacht konserviert. Girardot als allein erziehende Mutter und Kommissarin, der ihre Mitarbeiter, allesamt kernige Kerle, ergeben folgen wie Hündchen. Schon aus dieser Konstellation saugt de Broca witzige Szenen bis hin zu einer wunderbar grotesken Autoverfolgung durch Paris, bei der die verfolgenden Polizisten sogar Zeit haben, am Steuer einzuschlafen. Diese Verfolgungsjagd ist ungefähr die langsamste Szene des Films, der sonst in hohem Tempo durch die Straßen von Paris und das romantische Umland fegt. Zum hinterher denken kommt man bei dem Tempo im Kinosessel kaum, was de Broca eingerechnet hat, indem er die Story insgesamt überschaubar gehalten hat. Er beschäftigt sich lieber mit den Macken seiner vielen Figuren. Irgendwie haben alle eine Macke – von Lises Verwandtschaft, mit der sie zusammenwohnt, über selbstverliebte Kollegen bis zu Antoine, der sehr ungemütlich werden kann, wenn er beim Essen gestört wird.

"Ein verrücktes Huhn" bietet solide Sonntagnachmittag-Unterhaltung. Kein tiefgründelndes Beziehungsdrama, keine brutale Action, aber auch kein Brachialhumor – hier bevorzugt de Broca den charmanten Witz und die gute Laune seiner beiden Hauptdarsteller.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
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