IMDB

Plakatmotiv: Mörder GmbH (1969)

Ein vergnüglicher Spaß mit
Eleganz und vielen Bomben

Titel Mörder GmbH
(The Assassination Bureau)
Drehbuch Michael Relph & Wolf Mankowitz
nach Jack Londons unfertigem Roman "The Assassination Bureau Limited", vollendet von Robert L. Fish
Regie Basil Dearden, UK 1969
Darsteller

Oliver Reed, Diana Rigg, Telly Savalas, Curd Jürgens, Philippe Noiret, Warren Mitchell, Beryl Reid, Clive Revill, Vernon Dobtcheff, Annabella Incontrera, Kenneth Griffith, Jess Conrad, George Coulouris, Katherine Kath, Olaf Pooley, John Abineri, John Adams, Jonathan Adams u.a.

Genre Drama, Abenteuer
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
25. April 1969
Inhalt

Eine Serie professioneller Morde veranlasst die junge Reporterin Sonya Winter, sich an den Zeitungsbesitzer Lord Bostwick zu wenden. Dieser erklärt sich bereit, ihre Recherchen zu unterstützen. Mit einem Tötungsauftrag tritt Sonya in Kontakt zu der Organisation hinter den Morden.

Deren eleganter Vorsitzender Ivan Dragomiloff versichert ihr, dass es sich bei dem Unternehmen um eine Gruppe internationaler Mörder handele, die nur töten, wenn das Opfer den Tod verdient habe. Überraschenderweise erklärt Sonya ihn, Dragomiloff selbst, zum Ziel ihres Mordauftrags.

Dragomiloff, äußerlich ungerührt, nimmt den Auftrag für 20.000 Pfund an und nutzt die Gelegenheit, seine Firma auf die Probe zu stellen. Bei der Versammlung seiner GmbH fordert Dragomiloff die Gesellschafter seiner Büros zum tödlichen Duell heraus. Lord Bostwick, der auch Mitglied und Vizevorsitzender der GmbH ist, spendet 10.000 Pfund zusätzlich, um seine Kollegen anzuspornen.

Während Dragomiloff versucht, sein Leben zu retten, folgt ihm Sonya quer durch Europa. Mit jeder Etappe, mit jedem Toten zieht sich die Schlinge um Dragomiloff zu und auch Sonya muss um ihr Leben fürchten …

Was zu sagen wäre

Ein Film auf der Höhe seiner (damaligen) Zeit – ich habe ihn erstmals Mitte der 1980er Jahre gesehen. Die Unruhen der 68er waren Ausdruck eines Umdenkens bei jungen Menschen, die das verklemmte Gebaren ihrer einst Krieg führenden Elterngeneration durchbrechen wollten. Dazu passt dieser Film, der satirisch überspitzt hinterfragt, ob tatsächlich jedes Tötungsdelikt gleich zu verachtender Mord sein soll. Die titelgebende Mörder GmbH gibt vor, nur solche Menschen aus dem Leben zu expedieren, die es auch wirklich verdient haben – eine Art Todesstrafe ohne rechtsstaatliche Segnung; Plakatmotiv (UK): The Assassination Bureau (1969) allerdings erwächst dieser Organisation gleich eine neue Verschwörung mit weltumspannenden Plänen, welche von den moralisch integren "Mördern" verhindert werden muss.

Natürlich ist der Film ein großartiger Quatsch, der sich, sein Sujet und seine handelnden Personen nicht zu ernst nimmt. Der frische Wind, den die 60er Jahre in die Köpfe der Filmemacher geblasen haben sowie der große Erfolg der James Bond-Filme stehen Pate für diese Produktion, die einen begonnenen Roman von Jack London als literarische Grundlage haben, der erst Jahre nach Londons Tod durch Robert L. Fish vollendet wurde.

Leichtfüßig und wortgewandt bewegen sich die Charaktere durch diese Mordgeschichte, in der ein Gegner nach dem anderen durch trickreiche Bomben hingerichtet wird, bis am Ende ein fulminantes Luftschiff eine gigantische Bombe auf die Herrschenden Europas werfen soll, was einen Krieg auslösen würde, durch den einige Verschwörer zu Macht und Reichtum kämen, weil sie vorher in Aktien von Rüstungsunternehmen investiert haben.

Mit unterkühltem britischen Humor tänzelt der immer elegant gewandete Oliver Reed ("Oliver!" – 1968) als Profiattentäter durch dieses Katastrophenszenario, an seiner Seite eine den 60er Jahren sehr angepasst emanzipierte Diana Rigg ("Mit Schirm, Charme und Melone" – 1965–1968) als Jungjournalistin, die den ganzen Laden, Mörder GmbH samt Verschwörern innerhalb der Verschwörung, auffliegen lässt.

Mal Flucht, mal Jagd geht die Reise unter der Regie von Veteran Basil Dearden (Die Strohpuppe – 1964) durch das Europa um 1900 und entledigt sich unterwegs prominenter Männer des europäischen Kinos wie Philippe Noiret (Alexander, der Lebenskünstler – 1968; Zazie – 1960) als französischer Bordellbetreiber und Killer oder Curd Jürgens als deutscher General mit Säbelfetisch (Der längste Tag – 1962; Katja, die ungekrönte Kaiserin – 1958; Duell im Atlantik – 1957; "Des Teufels General" – 1955). "The Assassination Bureau" ist eine gelungene Parodie auf den Eskapismus zeitgenössischer Filmfiguren, ein großer Spaß, dem man sich hingibt, während man an seiner Limo nuckelt.

Wertung: 6 von 8 D-Mark
IMDB