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Plakatmotiv: Der Profi 2 (1987)

Ein lahmer Ausklang einer
ehemals imposanten Ära

Titel Der Profi 2
(Le solitaire)
Drehbuch Jacques Deray & Simon Michaël & Alphonse Boudard & Daniel Saint-Hamont
Regie Jacques Deray, Frankreich 1987
Darsteller

Jean-Paul Belmondo, Jean-Pierre Malo, Michel Beaune, Pierre Vernier, François Dunoyer, Franck Ayas, Laurent Gendron, Jean-Claude de Goros, Guy Pannequin, Patricia Malvoisin, André Landais, Alan Coriolan, Carlos Sotto Mayor, Valérie Steffen, Bernard Freyd u.a.

Genre Action, Crime
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
14. Mai 1987
Inhalt

Nach Jahrzehnten im Polizeidienst planen die besten Freunde Simon und Stan, den gefährlichen Job an den Nagel zu hängen und sich auf den französischen Antillen ein neues Leben aufzubauen. Das Schicksal macht ihnen einen Strich durch die Rechnung: Während eines Routineeinsatzes in einem Pariser Nachtclub entdecken sie unter den Gästen den berüchtigten Schwerverbrecher Charly Schneider. Beim Versuch, ihn festzunehmen, wird Simon in eine Falle gelockt und von Schneider erschossen. Der Gangster entkommt und setzt sich ins Ausland ab. Stan bleibt im Polizeidienst, aber hofft auf eine Chance, den Tod seines Freundes zu rächen.

Jahre vergehen, in denen der knallharte Bulle und Frauenheld sich als Patenonkel liebevoll um Simons kleinen Sohn Christian kümmert. Dann endlich erhält Stan die Nachricht, auf die er so lange gewartet hat: Schneider ist wieder in der Stadt! Mit einer neuen Bande führt der Gangster brutale Raubüberfälle durch und schreckt auch vor weiteren Morden nicht zurück. Stan nimmt die Fährte des Verbrechers auf und setzt dessen Geschäftspartner aus der Pariser Unterwelt unter Druck.

Immer wieder gelingt es Schneider, Stan und seinen Leuten zu entkommen. Das blutige Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei scheint dem sadistischen Killer beinahe Spaß zu machen. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis Stan ihn in die Enge treiben kann …

Was zu sagen wäre

Für den deutschen Filmtitel kann die französischen Produktion nichts. Im Original heißt der Film "Le solitaire", also etwa "Der Einzelgänger". Mit Jean-Paul Belmondos großem Erfolg Der Profi von 1981 hat dieser Film hier nur Belmondo gemein, dessen Joss Beaumont am Ende von Der Profi ja erschossen auf einer Wiese liegt.

Auch die übrigen Geschehnisse haben nichts mit Scharfschützen der französischen Armee, afrikanischen Potentaten und schmieriger Politik aus dem vermeintlichen Vorgänger zu tun. Der vorliegende Film lebt eher in der Tradition solcher Filme wie Angst über der Stadt, in dem Belmondo auch schon einen an der Seele verwundeten und furchtbar schlecht gelaunten Bullen spielt, der einen Killer jagt. Plakatmotiv: Der Profi 2 (1987)Diesmal hängt er nur seltener an Hauswänden, hat dafür aber einen zehnjährigen Jungen, der blond ist, große Kinderaugen hat und neunmalklug ist. Belmondo, der Actionheld, schlüpft zunehmend in die Vater-Rollen, wie er sie seit As der Asse (1982) häufiger spielt.

Aber Beweise fälschen, um Zeugen zu Aussagen zu überreden, und Kollegen anderer Abteilungen als Sesselpupser zu titulieren, gehört immer noch zu den Spezialitäten dieses neuen Belmondo-Cops. Überhaupt fällt heute besonders auf, dass Le Commissaire Stan Jalard zwar jede Nacht eine andere Frau charmiert, aber nie jemanden festnimmt. Statt dessen hat er ein ganzes Heer von Spitzeln in der Unterwelt, die wegen Bankraubes eigentlich im Gefängnis sitzen müssten, die einschlägigen Beweise liegen vor. Aber Jalard hält es für besser, ihnen die Gefängnisstrafe zu ersparen, damit sie ihm aus lauter Dankbarkeit Tipps für erfolgreiche Verbrechensverhinderung geben – oder ihm bei der Jagd auf Schneider, den Killer, helfen können.

Dieser Schneider erinnert in seiner Kaltblütigkeit an Bruno Cremers "Bestie", die Belmondo 1976 als Der Greifer jagte. Skrupellos mit Hang zum töten; drei Schüsse in den Bauch, dann einen in den Kopf. Schön blutig muss es aussehen, damit Le Commissaire nachvollziehbaren Grund hat, in der Gesetzesauslegung fünfe gerade sein zu lassen. Bemerkenswert, dass Belmondo dem Killer am Ende nicht ein paar Schrotladungen in den Bauch jagt, die dann das Auto, in dem Schneider sitzt, zur Explosion bringt. So wäre das früher ausgegangen.

Aber dieses Früher gibt es nicht mehr. Und damit führen sich auch diese Filme ad absurdum. Selbst rächende Belmondofiguren haben heute (Adoptiv-)Kinder auf der Schule, finden 20 Jahre Hochsicherheitsgefängnis für den Killer besser als dessen schnellen Höllenfahrt-Tod. Und er raucht auch keine Filterlosen mehr. Heute steckt sich Belmondo Zigarillos zwischen die Zähne. Die Zeit ist über diese Art Filme, über Belmondo-Figuren, wie diesen humorbefreiten Stan Jalard, hinweg gegangen.

Wertung: 1 von 10 D-Mark
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