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Plakatmotiv: Das Superhirn (1969)

Ein großer Spaß mit gut
aufgelegten Schauspielern

Titel Das Superhirn
(Le cerveau)
Drehbuch Gérard Oury & Marcel Jullian & Danièle Thompson
Regie Gérard Oury, Frankreich, Italien 1969
Darsteller
Jean-Paul Belmondo, Bourvil, David Niven, Eli Wallach, Silvia Monti, Raymond Gérôme, Jacques Balutin, Henri Attal, Yves Barsacq, Jacques Ciron, Robert Dalban, Mario David, Raoul Delfosse, Tommy Duggan, Henri Génès u.a.
Genre Abenteuer, Crime, Komödie
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
9. Oktober 1969
Inhalt

Die naiven Kleinganoven Arthur und Anatole schmieden einen Plan, um einen mit Geldsäcken beladenen Zug der NATO auszurauben. Sie ahnen nicht, dass bereits andere Ganoven, unter ihnen der mysteriöse britische Gauner "Das Superhirn", das gleiche Ziel verfolgen.

Das Superhirn ist ein berüchtigter Brite, der fünf Jahre vorher den Postzug Glasgow–London ausgeraubt hat. Seine enorme Intelligenz lässt seinen Kopf beim Nachdenken durch das hohe Gehirngewicht zur Seite fallen. In seiner zweiten Identität als NATO-Offizier Colonel Matthews ist er praktischerweise beauftragt, den millionenschweren (Fünf Millionen Pfund Sterling) Geldtransport der 14 NATO-Mitgliedsländer durchzuführen, die in mehreren Seesäcken mit den Flaggen der NATO-Mitgliedsstaaten zur Identifizierung versehen sind.

Der cholerische Boss der sizilianischen Mafia, Frankie Scannapieco, ist ein weiterer Konkurrent im Rennen um die Millionen. Scannapieco agiert zunächst als Komplize von Colonel Matthews und soll das zu stehlende Geld waschen, hintergeht diesen dann aber, da ihm sein Anteil an der Beute zu gering ist. Scannapiecos schöne Schwester Sofia hat ein Auge auf Matthews geworfen, was den heißblütigen Sizilianer – der ihre Ehre schützen will – zur Weißglut treibt.

Das Superhirn und seine Bande wollen den Raubzug genauso abwickeln wie beim Überfall auf den Postzug. Auch Arthur hat jenen Raub genau studiert und will ihn mit Anatole durchführen. Sie kommen zwar zuerst an die Geldsäcke und werfen sie von einer Brücke, wo sie aber von den als Feuerwehrmänner verkleideten Komplizen des Superhirns verladen und abtransportiert werden. Bei der Flucht kommen letztere in eine Polizeikontrolle …

Was zu sagen wäre

Hatten Sie eine angenehme Reise, Sir?“, fragt der Sergeant den Offizier, der gerade mehrere Kilometer auf dem Dach eines fahrenden Zuges durch die Nacht balanciert ist. „Danke, ja. Ein bisschen windig, fürchte ich“, antwortet der Offizier. „Dann dürfte eine Tasse Tee recht sein“, erwidert der Sergeant und reicht heißen Kamillentee. Der Film, der den Überfall auf den Postzug Glasgow – London wiederholen möchte, ist kein Ernst gemeinter Krimi. Es geht locker zur Sache, die Herren Diebe – die einen wie die anderen – sind an sich sympathische Zeitgenossen; wenn man vielleicht von jenem Mafiaboss absieht, der in einer Tour jähzornig rumkrakeelt und die Ehre seiner Schwester zu verteidigen gedenkt. Aber der wechselt ja auch bald die Seiten, oder besser gesagt, macht eine neue Seite auf. So gibt es im finalen Showdown den Gentlemandieb, den man "Das Superhirn" nennt und der eigentlich von der NATO beauftragt ist, jenen Konvoi, den das "Superhirn" ausrauben will, sicher nach Brüssel zu geleiten. Plakatmotiv (Fr.): Le Cerveau (1969) Und schließlich und vor allem sind da Arthur und Anatole, ein ausgebrochener Knastbruder und sein treuer Freund, die einen cleveren Plan ausgeknobelt haben, wie sie an die fünf Millionen Pfund Sterling kommen. Dass der Plan in den Eckpunkten nahezu deckungsgleich mit dem des Superhirns ist, macht die Sachlage am Ort des eigentlichen Coups kurz unübersichtlich.

Aber was ist schon übersichtlich in dieser wunderbar überdrehten Komödie von Regisseur Gérard Oury? Da will ein NATO-Offizier seinen eigenen Verein bestehlen und wendet sich dafür an den Boss der sizilianischen Mafia, der für den Coup zwar überflüssig wäre, weil der NATO-Offizier seine eigenen Leute hat, aber dieser Don Scannapieco ist halt ein herrlicher Feuerkopf. Eli Wallach ("Vier für ein Ave Maria" – 1968; Zwei glorreiche Halunken – 1966; Wie klaut man eine Million? – 1966; Das war der wilde Westen – 1962; Die glorreichen Sieben – 1960) spielt ihn mit der Grandezza Rumpelstilzchens. Selbst einfaches paddeln in aufblasbaren Gummisesseln im heimischen Pool gerät bei ihm zu einem giftigen Wettstreit der schnelleren Paddelfüße – bis sein Sessel dann die Luft verliert. Dieser nicht gerade subtile Humor setzt sich in den Dialogen fort: „Sinistra!“ keift Scannapieco, weil Anatol, der Franzose am Steuer, nach links abbiegen soll und der antwortet „Den kenne ich nicht. Ich kenne nur Sinatra.“ Gags dieser Klasse kommen im Minutentakt, begleitet von einer großen Spielfreude der Hauptfiguren.

Bourvil spielt den treusorgenden Freund und Ruhepool im Gespann mit dem gewohnt quirlig aufspielenden Jean-Paul Belmondo. Zwei herzensgute Kleinganoven, der eine ein wenig einfältig, der andere clever, die sich ihre Bälle der Komik charmant hin und her werfen; bei denen, selbst, wenn sie sich streiten, immer klar ist, dass sie sich wieder versöhnen – und streiten tun die Franzosen ja gerne, wie wir aus Asterix wissen.

David Niven spielt den Gentlemandieb, jenen Mann, der plant, der NATO fünf Millionen Pfund Sterling quasi während der Arbeitszeit abzunehmen. Sein Raubzug hat politische Dimensionen. Bis 1967 war der Sitz der NATO im und um den Palais de Chaillot in Paris. Nach Frankreichs Rückzug aus den militärischen NATO-Strukturen erfolgte der Umzug nach Brüssel im Nordwesten der Stadt auf dem Boulevard Leopold. Sir David ("The Extraordinary Seaman" – 1969; Casino Royale – 1967; Der rosarote Panther – 1963; Die Kanonen von Navarone – 1961) schüttelt so eine Rolle aus dem Ärmel und geht glaubhaft als Verführer einer 36 Jahre jüngeren Frau durch. Seine schönsten Szenen hat er, als er über die Dächer des dahinrasenden Zuges kriecht. Das hatte er vorher in einem Trickfilm, mit dem er seinen Komplizen den Raubzug erklärt, noch so elegant und leichtfüßig laufend hinbekommen.

Gérard Oury inszeniert eine wilde Jagd, bei der eine Jungfrau bewacht, ein Schäferstündchen gestört, ein NATO-Offizier ausspioniert, ein Geldraub vorbereitet und die Mafia übers Ohr gehauen wird. Ein großer Spaß!

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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