Die naiven Kleinganoven Arthur und Anatole schmieden einen Plan, um einen mit Geldsäcken beladenen Zug der NATO auszurauben. Sie ahnen nicht, dass bereits andere Ganoven, unter ihnen der mysteriöse britische Gauner "Das Superhirn", das gleiche Ziel verfolgen.
Das Superhirn ist ein berüchtigter Brite, der fünf Jahre vorher den Postzug Glasgow–London ausgeraubt hat. Seine enorme Intelligenz lässt seinen Kopf beim Nachdenken durch das hohe Gehirngewicht zur Seite fallen. In seiner zweiten Identität als NATO-Offizier Colonel Matthews ist er praktischerweise beauftragt, den millionenschweren (Fünf Millionen Pfund Sterling) Geldtransport der 14 NATO-Mitgliedsländer durchzuführen, die in mehreren Seesäcken mit den Flaggen der NATO-Mitgliedsstaaten zur Identifizierung versehen sind.
Der cholerische Boss der sizilianischen Mafia, Frankie Scannapieco, ist ein weiterer Konkurrent im Rennen um die Millionen. Scannapieco agiert zunächst als Komplize von Colonel Matthews und soll das zu stehlende Geld waschen, hintergeht diesen dann aber, da ihm sein Anteil an der Beute zu gering ist. Scannapiecos schöne Schwester Sofia hat ein Auge auf Matthews geworfen, was den heißblütigen Sizilianer – der ihre Ehre schützen will – zur Weißglut treibt.
Das Superhirn und seine Bande wollen den Raubzug genauso abwickeln wie beim Überfall auf den Postzug. Auch Arthur hat jenen Raub genau studiert und will ihn mit Anatole durchführen. Sie kommen zwar zuerst an die Geldsäcke und werfen sie von einer Brücke, wo sie aber von den als Feuerwehrmänner verkleideten Komplizen des Superhirns verladen und abtransportiert werden. Bei der Flucht kommen letztere in eine Polizeikontrolle …
„Hatten Sie eine angenehme Reise, Sir?“, fragt der Sergeant den Offizier, der gerade mehrere Kilometer auf dem Dach eines fahrenden Zuges durch die Nacht balanciert ist. „Danke, ja. Ein bisschen windig, fürchte ich“, antwortet der Offizier. „Dann dürfte eine Tasse Tee recht sein“, erwidert der Sergeant und reicht heißen Kamillentee. Der Film, der den Überfall auf den Postzug Glasgow – London wiederholen möchte, ist kein Ernst gemeinter Krimi. Es geht locker zur Sache, die Herren Diebe – die einen wie die anderen – sind an sich sympathische Zeitgenossen; wenn man vielleicht von jenem Mafiaboss absieht, der in einer Tour jähzornig rumkrakeelt und die Ehre seiner Schwester zu verteidigen gedenkt. Aber der wechselt ja auch bald die Seiten, oder besser gesagt, macht eine neue Seite auf. So gibt es im finalen Showdown den Gentlemandieb, den man "Das Superhirn" nennt und der eigentlich von der NATO beauftragt ist, jenen Konvoi, den das "Superhirn" ausrauben will, sicher nach Brüssel zu geleiten. Und schließlich und vor allem sind da Arthur und Anatole, ein ausgebrochener Knastbruder und sein treuer Freund, die einen cleveren Plan ausgeknobelt haben, wie sie an die fünf Millionen Pfund Sterling kommen. Dass der Plan in den Eckpunkten nahezu deckungsgleich mit dem des Superhirns ist, macht die Sachlage am Ort des eigentlichen Coups kurz unübersichtlich.
Aber was ist schon übersichtlich in dieser wunderbar überdrehten Komödie von Regisseur Gérard Oury? Da will ein NATO-Offizier seinen eigenen Verein bestehlen und wendet sich dafür an den Boss der sizilianischen Mafia, der für den Coup zwar überflüssig wäre, weil der NATO-Offizier seine eigenen Leute hat, aber dieser Don Scannapieco ist halt ein herrlicher Feuerkopf. Eli Wallach ("Vier für ein Ave Maria" – 1968; Zwei glorreiche Halunken – 1966; Wie klaut man eine Million? – 1966; Das war der wilde Westen – 1962; Die glorreichen Sieben – 1960) spielt ihn mit der Grandezza Rumpelstilzchens. Selbst einfaches paddeln in aufblasbaren Gummisesseln im heimischen Pool gerät bei ihm zu einem giftigen Wettstreit der schnelleren Paddelfüße – bis sein Sessel dann die Luft verliert. Dieser nicht gerade subtile Humor setzt sich in den Dialogen fort: „Sinistra!“ keift Scannapieco, weil Anatol, der Franzose am Steuer, nach links abbiegen soll und der antwortet „Den kenne ich nicht. Ich kenne nur Sinatra.“ Gags dieser Klasse kommen im Minutentakt, begleitet von einer großen Spielfreude der Hauptfiguren.
Bourvil spielt den treusorgenden Freund und Ruhepool im Gespann mit dem gewohnt quirlig aufspielenden Jean-Paul Belmondo. Zwei herzensgute Kleinganoven, der eine ein wenig einfältig, der andere clever, die sich ihre Bälle der Komik charmant hin und her werfen; bei denen, selbst, wenn sie sich streiten, immer klar ist, dass sie sich wieder versöhnen – und streiten tun die Franzosen ja gerne, wie wir aus Asterix wissen.
David Niven spielt den Gentlemandieb, jenen Mann, der plant, der NATO fünf Millionen Pfund Sterling quasi während der Arbeitszeit abzunehmen. Sein Raubzug hat politische Dimensionen. Bis 1967 war der Sitz der NATO im und um den Palais de Chaillot in Paris. Nach Frankreichs Rückzug aus den militärischen NATO-Strukturen erfolgte der Umzug nach Brüssel im Nordwesten der Stadt auf dem Boulevard Leopold. Sir David ("The Extraordinary Seaman" – 1969; Casino Royale – 1967; Der rosarote Panther – 1963; Die Kanonen von Navarone – 1961) schüttelt so eine Rolle aus dem Ärmel und geht glaubhaft als Verführer einer 36 Jahre jüngeren Frau durch. Seine schönsten Szenen hat er, als er über die Dächer des dahinrasenden Zuges kriecht. Das hatte er vorher in einem Trickfilm, mit dem er seinen Komplizen den Raubzug erklärt, noch so elegant und leichtfüßig laufend hinbekommen.
Gérard Oury inszeniert eine wilde Jagd, bei der eine Jungfrau bewacht, ein Schäferstündchen gestört, ein NATO-Offizier ausspioniert, ein Geldraub vorbereitet und die Mafia übers Ohr gehauen wird. Ein großer Spaß!
Der Film wurde ab dem 10. Juli 1968 in den Studios von Saint-Maurice (Val-de-Marne) vom französischen Filmkonzern Gaumont und der italienischen Produktionsfirma Dino De Laurentiis Cinematografica parallel in Französisch und Englisch gedreht, da die amerikanischen Geldgeber keine synchronisierte Fassung akzeptiert hätten.
Das Titellied "The Brain" (der gleichnamige englische Filmtitel) wird interpretiert von The American Breed. Die weitere Filmmusik stammt von Georges Delerue.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les Misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)