Nicolas Philibert tötete vor Beginn der Französischen Revolution im Duell einen Aristokraten, floh deshalb in die Vereinigten Staaten und ließ seine Frau Charlotte zurück. Als beide noch Kinder waren, hatte ihnen eine alte Zigeunerin vorausgesagt, dass Charlotte einen Fürsten zum Ehemann haben und Nicolas sein Glück in einer neuen Welt machen würde.
Zumindest ein Teil der Prophezeiung scheint sich zu erfüllen: Nicolas gelangt in South Carolina zu Wohlstand und will reich heiraten, muss aber zuvor noch die Scheidung von Charlotte durchsetzen. Er reist deshalb 1793 nach Frankreich, wobei er gleichzeitig Geschäfte machen will. Dort beherrscht inzwischen die Revolution das Leben, das Volk hungert und seine Schiffsladung Getreide wird von den Revolutionären beschlagnahmt. Ihm droht als vermeintlichem Spion sogar die Hinrichtung. Als er auch noch verhindert, dass die adlige Pauline, die auf den führenden Volksvertreter bei einer Revolutionsfeier einen Anschlag verübt, sofort erschossen wird, muss er fliehen.
Auf dem Land gerät er dabei in die Hände der Royalisten, die ihn auch für einen Spion halten und zu töten versuchen. Erst in einem schlossartigen Unterschlupf der Royalisten klärt die von ihm gerettete Pauline die Lage. Hier trifft er auch Charlotte, die inzwischen Heiratspläne mit dem Marquis de Guérandes hat. Es wird aber bald klar, dass weder Charlotte von Philibert loskommt, noch der Marquis von dessen Schwester Pauline – beide lieben sich heimlich.
Nach einer Reihe von Verwechslungen entflammt ein royalistischer Prinz in Zuneigung zu Charlotte und entführt sie hinter die österreichischen Linien zu den Emigranten, sodass auch ihre Prophezeiung sich zu erfüllen scheint. Nicolas verfolgt jedoch beide und reißt dabei ungewollt die bedrängten Truppen der jungen Republik zu einem erfolgreichen Angriff auf die Österreicher mit. Pauline wird derweil mit ihrem Bruder Henri glücklich.
Gegen alle Wahrscheinlichkeit sind Charlotte und Philibert fünfzehn Jahre später immer noch ein streitlustiges, aber glückliches Paar, und auch die Prophezeiung erfüllt sich auf gänzlich andere Weise, als zunächst zu erwarten war …
Gaumant International, die französische Filmschmiede, empfiehlt sich für den internationalen Markt. Hollywood hat sehr erfolgreich in Western, Abenteuern und Action die Geschichte der Vereinigten Staaten erzählt, mal mehr, meistens weniger historisch korrekt, und damit große Kinomomente geschaffen.
Die stolzen Franzosen haben hier offenbar eine europäische Marktlücke entdeckt und stellen dem amerikanischen Kino-Hegemon folgerichtig ihre eigene Historie entgegen. Ihre Pioniere des Wilden Westens sind die Revolutionäre von 1789 – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit –; es geht um Geschäfte – „Ohne Handel kann die Welt nicht bestehen!“ –; es geht um Liebe und Verrat zwischen den Fronten. Und Jean-Paul Belmondo etabliert sich als Actionheld à la francaise. Allerdings kämpft er nicht an der Frontier, Frankreich war damals ja schon weitgehend erschlossen; der Actionheld à la Française will sich scheiden lassen. Der Kampf um Liebe und Ent-Liebung als Motiv des Helden.
Lange war Belmondo das Gesicht der Nouvelle Vague, war visuelles Werkzeug für die Autorenfilmer Frankreichs. Aber seit einiger Zeit emanzipiert er sich.
"Les mariés de l'an deux" ist klassisches Heldenkino vor dem Hintergrund der großen Geschichte Frankreichs. Die allerdings ist reine Kulisse für eine international vermarktbare Liebesgeschichte mit ordentlich Action – Pferde galoppieren, Musketen krachen, Säbel klingeln, Kanonen donnern, eingebettet in die grüne, Schlösser befüllte Landschaft des Loire-Tals.
Jean-Paul Rappeneau hat auf dem Regiestuhl alles aus dem Stoff herausgeholt, was drin ist: ein saftiges, farbenprächtiges, auf typisch französische Weise charmantes, wuchtiges Leinwandabenteuer.
Der Originaltitel war bei wörtlicher Übersetzung für das deutschsprachige Durchschnittspublikum weitgehend unverständlich, denn die Zählung des Revolutionskalenders (römische Zahlen, beginnend mit der Kanonade von Valmy von 1792, also an II „Jahr 2“ d. h. 1793) ist in Deutschland weitgehend unbekannt. Um den Zuschauern zumindest klarzumachen, dass es sich um einen Mantel-und-Degen-Film handelte, verfiel man für den bundesdeutschen und österreichischen Verleih auf "Musketier mit Hieb und Stich" – obwohl die genreüblichen Musketiere, nämlich die Musketiere der Garde, 1793 bereits aufgelöst und die einzigen im Film gezeigten Musketiere gerade die österreichischen Linieninfanteristen waren.
Im englischen Sprachraum wählte man für die Vermarktung aus ähnlichen Überlegungen "The Scarlet Buccaneer", "The Scoundrel" und "The Swashbuckler".
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les Misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)