Der aus Frankreich stammende Gangster Abel Davos ist seit Jahren in Italien untergetaucht und lebt mit seiner Frau Thérèse und seinen beiden Söhnen Pierrot und Daniel in Mailand. Auch hier ist das Pflaster inzwischen heiß und Abel Davos möchte nach Frankreich zurückkehren. Das ist ein riskantes Unterfangen. Aber sein langjähriger Freund Raymond begleitet sie.
Mit einem gestohlenen Motorboot landen sie nachts an der französischen Küste, werden jedoch von Zollbeamten überrascht. Thérèse und Raymond kommen bei einem Feuergefecht ums Leben. Davos kann zunächst mit den Kindern flüchten, aber die Polizei hat bald seine Spur wieder aufgenommen. Von Nizza aus telefoniert er mit seinen ehemaligen Komplizen in Paris. Sie sollen ihn mit einem Krankenwagen abholen. Aber die Gefährten von einst fürchten das Risiko; fast alle haben sich mit der Beute aus früheren Raubzügen eine bürgerliche Existenz aufgebaut, die sie nicht gefährden wollen.
An ihrer Stelle fährt der junge Einzelgänger Eric Stark nach Nizza. Er war mit Raymond befreundet, darum will er Davos helfen. Dieser gefällt ihm auf den ersten Blick. Die beiden kommen heil nach Paris; dort erkennt Davos schnell, dass er mit seinen früheren Kollegen nicht mehr rechnen kann. Stark dagegen hilft Ihm. Als Davos sich mit einem Raubüberfall auf einen Hehler die Mittel verschafft, die die Zukunft seiner Söhne sichern sollen, ruft er seine ehemaligen Freunde gegen sich auf den Plan. Es kommt zu einer blutigen Abrechnung …
Ein Film über Ganovenehre und das bürgerliche Leben der Kriminellen. Claude Sautet hat sich die amerikanischen Kriminalfilme offenbar gut angeschaut, um dann alles anders zu machen. Lino Ventura (Tatort Paris – 1959; Fahrstuhl zum Schafott – 1958), der den bulligen Abel spielt, entpuppt sich als liebevoller Familienvater, der den Tod seiner Frau verarbeiten und die Zukunft seiner Söhne absichern muss. Jean-Paul Belmondo, der gerade erst in Jean Luc Godars Außer Atem zu sehen war, spielt einen Filou, der noch nicht weiß, welchen Weg er einschlagen will, aber auf den man sich unbedingt verlassen kann.
Wo Edward G. Robinson, James Cagney oder Humphrey Bogart in den harten US-Gangsterdramen Frauen abschätzig „Puppe“ nannten, romantische Liebe für hinderlich beim Gangster sein hielten und noch viel vor hatten in ihrem Gangsterleben, erleben wir in Sautets Film Gangster, die aussteigen wollen; ältere Herrschaften, die sich auf den ergaunerten Summen eine bürgerliche Existenz aufgebaut haben und an die Geschichten von früher lieber nicht mehr erinnerst werden wollen. So eine Geschichte von früher ist Abel Davos, der auf der Flucht nie wirklich zu Ruhe kam und jetzt auf seine Freunde von damals setzt, denen er in schwierigen Lagen aus der Patsche half.
Aber die Freunde von früher vertrösten ihn, verraten ihn. Es liegt Melancholie über diesem Gangsterfilm, ein Hauch von Abschied und von Neubeginn, verkörpert durch die lakonisch aufspielenden Lino Ventura und Jean-Paul Belmondo. Die Figur des loyalen Eric Stark ist eine Traumrolle für den jungen Belmondo, weil sein Auftritt als positiver Charakter in Erinnerung bleibt, als einer, den man gerne auf seiner Seite hat.
Der düstere Schwarzweißfilm nach dem Roman "Das Ende vor Augen" von Autor und Regisseur José Giovanni ist das Regiedebut von Claude Sautet. Der in die Jahre gekommene, seiner Jugend beraubte Einzelgänger will unter die eigene Vergangenheit einen Schlussstrich ziehen und gerät zwischen die Fronten. Das ist Grundthema vieler französischer Film Noirs der Fünfziger und Frühsechziger und bietet Stoff für dramatische und meist tragische Verwicklungen.
Der Film wird heute (im 21. Jahrhundert) irreführend vermarktet. Europäische Ausgaben wie die deutsche, gekürzte Fernsehfassung von Carol Media vermarkten ihn als Actionthriller mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle und verwenden eine irreführende Covergestaltung. Dabei ist "Der Panther wird gehetzt" ein Film, der von Lino Ventura getragen wird. Der 1960 noch wenig bekannte Jean-Paul Belmondo tritt nach 34 Minuten das erste Mal in Erscheinung. Doch eine im Ganzen überzeugende Besetzung sorgt fürs Ensembleschauspiel, wie man es vom französischen Film der Fünfziger und Sechziger gewöhnt ist – brilliant.
"Classe tous Risque" kam eine Woche zu spät ins Kino. Sieben Tag vorher war Jean-Luc Godards Außer Atem gestartet (der jenen Jean-Paul Belmondo, der unter Sautet noch erst nach 34 Minuten ins Spiel kam, ins Scheinwerferlicht katapultierte) – eine Desillusionierungsgeschichte, die das amerikanische Gangstergenre gleichzeitig imitiert und karikiert. Sautets Film, eine Desillusionierungsgeschichte, die das amerikanische Gangstergenre gleichzeitig imitiert und karikiert, ging unter.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)