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Plakatmotiv: Tatort Paris (1959)

Ein herzensguter Lino Ventura als
Opfer eines bösartigen Komplotts

Titel Tatort Paris
(125 rue Montmartre)
Drehbuch Gilles Grangier & Michel Audiard
nach dem Kriminalroman "125, rue Montmartre" von André Gillois
Regie Gilles Grangier, Frankreich 1959
Darsteller

Lino Ventura, Andréa Parisy, Robert Hirsch, Dora Doll, Jean Juillard, Lucien Raimbourg, Pierre Mirat, Alfred Adam, Jean Desailly, Marc Arian, Marcel Bernier, Christian Brocard, Henri Crémieux, Georges Demas, Marcel Gassouk, Émile Genevois, Gilles Grangier u.a.

Genre Krimi, Drama
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
9. September 1959
Inhalt

Pascal verkauft Zeitungen in den Straßen von Paris und lebt in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Er verkauft den "France Soir" auf der Straße. Eines Tages, nachdem er sein Zeitungspaket verkauft hat, setzt er sich an das Ufer der Seine, als ein Mann nur wenige Schritte von ihm entfernt ins Wasser springt. Pascal eilt herbei und rettet ihn.

Der Mann, dessen Name Didier Barrachet ist, erzählt, dass er Opfer einer von seiner Frau Catherine und seinem Schwager ausgeheckten Verschwörung sei. Diese ziele darauf ab, ihn in eine psychiatrische Anstalt einweisen zu lassen. Daraufhin scheint sich zwischen den beiden Männern eine Freundschaft zu entwickeln. Doch Didiers Verhalten ist oft so bizarr, dass Pascal daran zweifelt, ob dieser noch bei klarem Verstand ist. Eines Abends bricht er auf Didiers Drängen hin in ein Haus ein, von dem er glaubt, dass es Didier gehört, um eine große Summe Geld zu holen.
Doch die Falle schnappt zu: Didier, der ihm die Tür geöffnet hat, hat sie hinter ihm geschlossen und Pascal findet sich mit der Leiche des wahren Hauseigentümers eingesperrt, der gerade ermordet wurde. Der dringende Tatverdacht erscheint der Kriminalpolizei klar – außer dem Kommissar, der mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragt ist …

Was zu sagen wäre

Am besten schaut man sich vorher an, wen man aus der Seine zieht und vermeintlich das Leben rettet. Es ist eine simple Ausgangslage, die einen einfachen Man von der Straße in Teufels Küche bringt. Plakatmotiv (Fr.): 125 Rue Montmartre (1959) Nur ist es diesmal, anders als im amerikanischen Film Noir keine Frau, die ihm den Kopf verdreht, sondern ein Mann, der offenbar einen Freund braucht. Nicht die Libido des Helden ist entscheidend, sondern dessen gutes Herz.

Den Mann mit dem guten Herzen spielt Lino Ventura (Fahrstuhl zum Schafott – 1958) ganz wunderbar. Ventura, gerne als bulliger Haudrauf besetzt, spielt den einfachen Zeitungsausträger Pascal, den alle mögen, vielleicht, weil er seinen Job gut macht, ohne Aufhebens darum zu machen. Mit seiner Freundin geht er um, wie man im Kino der 50er Jahre mit seiner Freundin eben umging – er lässt sie warten, ist brummig, letztlich aber zuverlässig. Er wohnt in einem schäbigen Zimmer unterm Dach, aber wenn einer Hilfe braucht, ist er da, stellt keine überflüssigen Fragen und lässt sich dann auch zu Dummheiten hinreißen; insgesamt eine ambivalente Hauptfigur – freundlich und hilfsbereit, aber mit dem Makel der Einfalt behaftet. Anders gesagt: einer wie Du und ich.

Dem freundlichen Mann gegenüber stehen zwei Trickbetrüger mit einem ausgefuchsten Plan, der an einer verschlossenen Tür scheitert, die dem ermittelnden Kommissar Rätsel und aufgibt und dadurch die richtigen Fragen vermittelt. Anders ist nicht zu erklären, dass er den Hauptverdächtigen – Pascal ist quasi mit dem rauchenden Colt in der Hand erwischt worden – nach einem ausgiebigen Verhör einfach laufen lässt. Gilles Grangier wollte offenbar, wenn er sich seine Motive schon bei Alfred Hitchcock abschaut, nicht ebenfalls die Polizei als die Dummen dastehen lassen. Kommissar Dodelot gehört zu den schlaueren Polizisten der Kinogeschichte.

Grangier inszeniert seine Geschichte an Originalschauplätzen auf den Straßen von Paris. Das gibt dem Film einen authentischen Rahmen für seine Kriminalgeschichte, die für die Hauptfigur des Films natürlich existenziell ist, für uns Zuschauer aber eher die Motivation bietet, ins Pariser Arbeitermilieus der 50er Jahre einzutauchen.

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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