Paris, Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts: George Randal wächst bei seinem Onkel auf, dieser ist ihm jedoch alles andere als wohlgesonnen. Der Onkel bringt George um sein Erbe und weigert sich ihm seine Tochter Charlotte zur Frau zu geben. Aus Rache stiehlt George den Familienschmuck.
Dieser Diebstahl bringt ihm die Freundschaft des Philosophen der Pariser Diebe, des Abbé Felix Lamargelle, ein. Dieser wird sein Lehrmeister und verschafft seinem bald triebhaft ungesetzlichen Tun ein kräftiges moralisches Fundament. Der Abbé kategorisiert die Menschen in „Bürger“ und in „Diebe“ und lässt keinen Zweifel daran, dass er den Dieb als bessere Spezies betrachtet, als Stachel, als mutigen, freien Einzelgänger, auch als ausgleichende Gerechtigkeit.
Georges lernt seine fachlichen, theoretischen und philosophischen Lektionen schnell …
Ein amüsanter farbiger Abenteuerfilm in Kostümen der Jahrhundertwende. Die Welt der Diebe als Gesellschaft charmanter Lebemänner und -Frauen in einem Umfeld amoralischer Geschäftemacher und Ausbeuter. Die Damen der Gesellschaft jammern über die halbseidenen Männer, denen man kein Vertrauen entgegenbringen kann – also gerieren sie sich als Tippgeber für die Halbwelt.
Eine fröhliche Genrevariation, die Ansehen und Rollen tauscht – und ein wenig leichtfertig übersieht, dass Diebstahl ein Kapitalverbrechen ist. Da dürfen wir froh sein, dass die ehrenwerte, von außen betrachtet, gesetzestreue Gesellschaft höchst amoralisch, ja kriminell ist.
Malle erzählt seinen Film in einer Rückblende. Während George eine herrschaftliche Villa ausräumt, erinnert er sich an seine Anfänge. Diese gute Idee erlaubt es, Randal seine Geschichte und die gesellschaftlichen Realitäten aus dem Off zu kommentieren. Jean-Paul Belmondo ist für Rollen wie Randal wie geschaffen – charmant, professionell, immer für eine Gaunerei zu haben, nimmt er die Rolle des Einzelgängers als bewusste Gegenposition zur Gesellschaft ein. Nicht als Anarchist und Umstürzler, wie mancher seiner Kollegen, sondern aus innerer Notwendigkeit. Er kann sich mit dem Bürger nicht arrangieren, übt sein Gewerbe noch aus, als er schon reich ist und mit den Bürgern heulen könnte.
Die junge Geneviève Bujold als Charlotte, das zarte Wesen, das ihm Herz und Sinne raubt, ist zauberhaft und sehr glaubhaft in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit.
Für aufmerksame Betrachter hat Malle sein altes Motiv vom zwanghaften Einzelgänger, vom einsamen Opponenten der etablierten Gesellschaftsordnung variiert – in freundlicher Verpackung.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)