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Plakatmotiv: Wie klaut man eine Million? (1966)

Eine gut gelaunte Räuberpistole
in verschwenderischer Eleganz

Titel Wie klaut man eine Million?
(How to Steal a Million)
Drehbuch Harry Kurnitz
nach der Erzählung "Venus Rising" von George Bradshaw
Regie William Wyler, USA 1966
Darsteller

Audrey Hepburn, Peter O'Toole, Eli Wallach, Hugh Griffith, Charles Boyer, Fernand Gravey, Marcel Dalio, Jacques Marin, Moustache, Roger Tréville, Edward Malin, Bert Bertram u.a.

Genre Komödie, Crime
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
16. September 1966
Inhalt

Als Kunstliebhaber und Besitzer wertvollster Meisterwerke hat es Charles Bonnet zu Ruhm gebracht. Der Pariser verheimlicht der internationalen Kunstszene nur ein winziges Detail. Er malt die berühmten Werke selbst. Der überaus agile und hochbegabte Fälscher bringt mit seiner heimlichen Leidenschaft Tochter Nicole immer wieder zur Verzweiflung. Vergeblich versucht sie, ihren eigenwilligen Vater davon abzuhalten, seinen neuesten Coup zu landen.
Er will die Cellini-Venus – die in Wirklichkeit Nicoles Großvater nach dem Abbild der Großmutter geformt hat – dem Pariser Museum als Leihgabe für eine internationale Ausstellung überlassen. Als das wertvolle Stück für eine Million Dollar versichert werden soll, droht Bonnets Schwindel aufzufliegen, denn ein Schweizer Fachmann ist angehalten, die Authentizität der Venus zu überprüfen.

Nicole, die ihren Vater unter allen Umständen vor einer Blamage bewahren will, bittet den ungewöhnlich charmanten Einbrecher Simon Demott um Hilfe. Gemeinsam versuchen sie das Unmögliche: die falsche Venus aus dem Museum zu stehlen, bevor der Schweizer Experte dem Betrug auf die Schliche kommen kann …

Was zu sagen wäre

Die Sache mt der Kunst ist ja die, dass sie eine Sache für die Reichen der Gesellschaft ist. Für die Bedürftigen mag es freien Eintritt in die Museen geben, aber wer guckt sich schon, während er tagsüber um sein Essen kämpfen muss, gerne Gemälde prunkvoller Fürsten und gesättigter Nackter an? Sie wissen längst, dass der abgebildete Prunk und Protz nur Show ist, die mit dem wahren Leben nichts zu tun hat. Die begüterten, die sich auf Vernissagen treffen, haben das vergessen. Sie glauben an den Prunk. Sie glauben, wenn ein Gemälde mit "Vincent" unterschrieben ist und wie ein Van Gogh aussieht, es auch von Vincent van Gogh gemalt worden ist. Und dann zahlen sie irre viel Geld dafür.

Aus dieser Dichotomie hat William Wyler eine ganz bezaubernde Komödie gemacht (Infam – 1961; Ben Hur – 1959; Weites Land – 1958; An einem Tag wie jeder andere – 1955; Ein Herz und eine Krone – 1953). Unter seiner Regie spielt Hugh Griffith einen erfolgreichen Kunstfälscher – wir kennen Griffith als Charakterkopf aus Wylers Ben Hur (1959), wo er den Pferde verliebten Sheich Ilderim spielte – der eine bezaubernde, etwas hibbelige Tochter hat, die ihn gerne davon überzeugen will, dass er in Zeiten von Röntgen- und Leinwanduntersuchungen mit der Fälscherei aufhören sollte. Eine schöne Frau aus begütertem Hause mit ein paar existenziellen Problemen, eine Paraderolle für Audrey Hepburn ("My Fair Lady" – 1964; Charade – 1963; Infam – 1961; Frühstück bei Tiffany – 1961; Denen man nicht vergibt – 1960; Geschichte einer Nonne – 1959; Ariane – Liebe am Nachmittag – 1957; Ein süßer Fratz – 1957; Sabrina – 1954; Ein Herz und eine Krone – 1953). Plakatmotiv: Wie klaut man eine Million? (1966) Der dritte im Bunde ist ein smarter Engländer, Einbruchsspezialist, aber auch Spezialist in Sachen Charme, Kunsthandwerk und Kriminalistik. Peter O'Toole (Was gibt's Neues, Pussy? – 1965; Lawrence von Arabien – 1962) spielt den Simon Demos mit Hingabe und der heimlichen Freude, mit Audrey Hepburn ein Drittel des Films in einer engen Abstellkammer eingesperrt zu sein.

Ja, dieser elegante, verschwenderisch ausgestattete, weltläufige, in der schönen Stadt Paris in der mondänen Welt der Kunst angesiedelte Film verschwindet eine lange Weile in einer dunklen Abstellkammer. Denn im Zentrum dieses Films steht ein Museumsraub, der eine Hommage an die französischen Bankraubfilme wie "Rififi" (1955) ist. In diesem Wandschrank stecken Hepburn und O'Toole, während sie auf den richtigen Moment warten, um die streng gesicherte Venus zu klauen. Hier setzt der vermeintliche Profidieb auf die „normale menschliche Reaktion“ in jeder Situation, also darauf, dass das gering bezahlte Wachpersonal teure Kunstwerke im 24-Stunden-Betrieb bewacht, damit sich reiche Leute teure Kunst anschauen können. Da reicht es, in einer Nacht zweimal den gellenden (Fehl-)Alarm auszulösen, um das genervte Wachpersonal dazu zu bewegen, den Alarm ganz abzuschalten. Die französischen Museen werden sich bedanken für derartige Zweifel an ihren Sicherheitssystemen, aber im Film ist das völlig glaubhaft. Und darum geht es.

Der Museumsraub ist natürlich nicht so spektakulär, wie einst das Wagenrennen in Wylers Ben Hur, aber er ist ein gutes Beispiel für Wylers Ideenreichtum, mit dem auch dieser Film wieder gespickt ist. Das Schauspielerensemble ist wunderbar zusammengestellt, die Nebenfiguren im Aufenthaltsraum der Museumswächter werden durch kleine Ausstattungsgegenstände zu lebendigen Charakteren, die Dialoge sind geschliffen. Kurz: "How to steal a Million" ist eine elegante Komödie, eine überraschende Gaunergeschichte oder eine spannende Romanze.

Spannend? Ja! Dass der Raub aus der Besenkammer heraus gelingen wird, steht außer Frage. Aber wie kann es Hollywood mit seiner strengen Moral in Einklang bringen, dass im Mittelpunkt dieser leichten Komödie ein millionenschwerer Kunstfälscher – vulgo: Betrüger – und seine ihn beschützende Tochter stehen. Die müssen ja im Finale irgendwie Buße tun. Aber andererseits ist es doch Audrey Hepburn. Welche Buße mag man dieser mittlerweile erwachsen gewordenen Elfe auferlegen wollen? Aus der Frage, wie sich der Film aus diesem moralischen Dilemma löst, bezieht der Film seine finale Spannung.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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