Linus und David Larrabee sind Söhne einer wohlhabenden Familie auf Long Island. Linus, der ältere, geht ganz in seiner Arbeit auf. Er ist damit ausgelastet, das Familienunternehmen zu führen, und hat keine Zeit für eine Frau oder eine eigene Familie. David ist ein Lebemann, der zwar offiziell im Familienunternehmen angestellt ist, sich aber nicht viel aus der Arbeit macht. Er war bereits dreimal verheiratet und lässt keine gesellschaftliche Veranstaltung aus.
Aus geschäftlichen Erwägungen heraus würde Linus David allerdings gerne mit der Tochter eines Zuckerfabrikanten verheiraten. Um sie von David fernzuhalten, überwindet sich der eingefleischte Junggeselle Linus, mit der lebenslustigen Sabrina auszugehen und romantische Gefühle vorzutäuschen …
Wer sie bei Ein Herz und eine Krone (1953) noch abwehren konnte, verfällt spätestens jetzt dem reifen Jungmädchen-Charme Audrey Hepburns; alle Übrigen sind hier ohnehin im falschen Film. Oscar-Preisträger William Holden spielt einen blondierten Millionärssohn und Playboy, ein buchstäblicher Taugenichts, der nicht recht zum Sympathikus taugt. Oscar-Preisträger Humphrey Bogart muss sich laut Script in eine Frau verlieben, die seine spät gezeugte Tochter sein könnte – Audrey Hepburn ist 30 Jahre jünger als Bogart.
Einem Hollywood-OnDit zufolge hätte Bogart auch lieber seine Frau Lauren Bacall in der Rolle der Sabrina gesehen. Die ist zwar nur fünf Jahre älter als Hepburn, aber dass es zwischen ihr und Bogart funkt, haben beispielhaft ihre gemeinsamen Auftritte in Haben und Nichthaben (1944) sowie Tote schlafen fest (1946) unterstrichen. Zwischen Bogart und Hepburn, dem zahlenorientierten, erfolgreichen Vorstandsvorsitzenden eines Multimilliarden Dollar Konglomerats und der entzückenden, erfischenden, strahlenden Tochter des Chauffeurs, zündelt es nur ein wenig, eine echte Sehnsucht stellt sich nicht ein. Gebucht auf die Rolle des Linus allerdings war eigentlich charming Cary Grant (Liebling, ich werde jünger – 1952). Der sagte eine Woche vor Beginn der Dreharbeiten ab. Bogarts Qualität zeigt sich in dem Umstand, dass er in die Rolle, die er da überstürzt spielen soll, nicht passt und der Film trotzdem nicht absäuft. Er spielt seine seit Die schwarze Natter (1947) kontinuierlich entwickelte Souveränität aus für ein paar bewegende Auftritte.
William Holden ("Stalag 17" – 1953; Boulevard der Dämmerung – 1950) macht seine Rolle Spaß, das sieht man. Er trägt teure Klamotten, darf Cabrio fahren, verschiedene Frauen küssen und hemmungslos herumalbern. Vielleicht war auch einfach nur sein Kampfgeist – oder Spieltrieb – geweckt, weil sich – noch so ein Gerücht – Bogart und Holden angeblich nicht ausstehen können, weil Bogart gesagt haben soll, er halte Holden für einen schlechten Schauspieler. Der PR für den Films haben diese kleinen Bosheiten sicher nicht geschadet
Audrey Hepburn unterstreicht ihre Ausnahmestellung seit Roman Holidays als bezaubernde, kultivierte, elegante Best Friend Forever, mit der man(n) auf Bäume klettern kann, wo man dann mit ihr Pferde stiehlt. Aber als Liebhaberin, als ernst zu nehmende Partnerin für ein gemeinsames Leben – also jene Bereiche, die eine Romanze im allgemeinen auslässt, für die Emotion des Zuschauers/Lesers aber als bekannt voraussetzt – kann ich mir diese Sabrina nicht vorstellen. Vielleicht verhält sich das anders, wenn der Mann 30 Jahre älter ist, vielleicht sieht der mit einer gewissen väterlichen Gelassenheit auf die wohl geratene junge Frau und blendet deren nervtötende Naivität und herzige Lebensbeschränktheit aus.
In der Tat ein interessantes Gedankenspiel, Audrey Hepburn mal gegen Lauren Bacall auszutauschen. Klein-Mädchenhaft hat sie drauf, das hat sie in Gangster in Key Largo (1948) bewiesen. Aber wäre sie so harmlos übergriffig wie Hepburn oder hätte sie – mit der Erfahrung aus bald zehn (privaten) gemeinsamen Ehejahren – den alten Mann in die ihm gebührliche Atemnot gebracht?
Auch wenn also der aphrodisierende Funke zwischen Bogart und Hepburn nicht überspringt, auch wenn die Sich-hin-und-her-Verlieberei – erst Sabrina mit David, dann von Linus fasziniert, dann lieber wieder in David verliebt und am Ende springt sich doch Linus entgegen – groteske Züge hat, bleibt dennoch Bogarts Spiel souverän und Hepburns Grazie elegant, ihr Timing präzise.
Charmant überdeckt wird die unglückliche Zusammenstellung von Schauspielern von einer schön inszenierten Aschenputtelstory: wirklich sehr reiche Menschen mit Hang zu wirklich sehr feiner Selbstironie und sehr wohlgefällige Angestellte, dazu ein paar Kalenderweisheiten aus Chauffeursmund („Im Leben ist es wie in einem Auto, es gibt der Vordersitz und die Rückbank und dazwischen eine Scheibe“), die man auf der nächsten Party zum Besten geben kann – „Wenn der Reiche eine Kellnerin heiratet, wird er für seine demokratische, Klassenschranken ignorierende Gesinnung gefeiert. Niemand lobt die Kellnerin dafür, abgehobene Reiche durch Ehelichung zu erden.“
Die Produktion stand unter ungünstigem Stern. Wie bei Boulevard der Dämmerung (1950) begannen die Dreharbeiten ohne fertiges Drehbuch. Ernest Lehman arbeitete mit Billy Wilder während der Produktion am Buch weiter. Eines Tages bat Weiler Hepburn, so zu tun, als ob sie ihren Text für eine Szene nicht könnte; sie sollte die besagte Szene so oft schmeißen, damit genügend Zeit blieb, die nächsten Szenen für die Aufnahme am folgenden Tag fertig zu schreiben. Bogart, der darüber nicht informiert war, antwortete auf die Frage, wie er die Arbeit mit Hepburn beurteile: „She´s all right, if you don´t mind a dozen takes.“ („Sie ist in Ordnung, wenn es dir nichts ausmacht, die gleiche Szene ein Dutzend Mal zu drehen“).
1995 dreht Sydney Pollack eine Neuverfilmung: Sabrina
Regisseur Billy Wilder auf der Leinwand
Billy Wilder (* 22. Juni 1906 als Samuel Wilder in Sucha, Galizien, damals Österreich-Ungarn, heute Sucha Beskidzka, Polen; † 27. März 2002 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmproduzent österreichischer Herkunft.
Wilder wirkte stilbildend für die Genres Filmkomödie und -drama. Sein Werk umfasst mehr als 60 Filme, die in einem Zeitraum von über 50 Jahren entstanden sind. Er wurde als Autor, Produzent und Regisseur 21-mal für einen Oscar nominiert und sechsmal ausgezeichnet. Allein bei der Oscarverleihung 1961 wurde er als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur für den Film Das Appartement dreifach ausgezeichnet, was bis heute nur insgesamt sieben Regisseuren widerfahren ist.
- Böse Brut (Mauvaise graine, 1934)
- Der Major und das Mädchen (The Major and the Minor, 1942)
- Fünf Gräber bis Kairo (Five Graves to Cairo, 1943)
- Frau ohne Gewissen (Double Indemnity, 1944)
- Das verlorene Wochenende (The Lost Weekend, 1945)
- Die Todesmühlen (Death Mills, 1945)
- Ich küsse Ihre Hand, Madame (The Emperor Waltz, 1948)
- Eine auswärtige Affäre (A Foreign Affair, 1948)
- Boulevard der Dämmerung (Sunset Boulevard, 1950)
- Reporter des Satans (Ace in the Hole, 1951)
- Stalag 17 (1953)
- Sabrina (1954)
- Das verflixte 7. Jahr (The Seven Year Itch, 1955)
- Lindbergh – Mein Flug über den Ozean (The Spirit of St. Louis, 1957)
- Ariane – Liebe am Nachmittag (Love in the Afternoon, 1957)
- Zeugin der Anklage (Witness for the Prosecution, 1957)
- Manche mögen’s heiß (Some Like It Hot, 1959)
- Das Appartement (The Apartment, 1960)
- Eins, Zwei, Drei (One, Two, Three, 1961)
- Das Mädchen Irma la Douce (Irma la Douce, 1963)
- Küss mich, Dummkopf (Kiss Me, Stupid, 1964)
- Der Glückspilz (The Fortune Cookie, 1966)
- Das Privatleben des Sherlock Holmes (The Private Life of Sherlock Holmes, 1970)
- Avanti, Avanti! (Avanti!, 1972)
- Extrablatt (The Front Page, 1974)
- Fedora (1978)
- Buddy Buddy (1981)
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)