Vier Monate später soll das Urteil vollstreckt werden. Die öffentliche Meinung steht dem Urteil der Geschworenen-Jury entgegen und setzt Weldon zu. Dieser will davon nichts wissen: Er habe nur dem Gesetz gegenüber seine Pflicht getan. Für eine gute Story will der Reporter Nolan in Weldons Nähe gelangen. Von dessen Schwiegersohn Joe lässt er sich unter einem Vorwand inkognito ins Haus einschleusen. Immer wieder spricht er Weldon auf den Fall an, auch als Besuch da ist, der Weldon beim Kartenspiel die Zeit vertreiben möchte. Im Hintergrund lassen Joe und Nolan ein Radio eingeschaltet, da in einer Sondersendung live von der Hinrichtung berichtet werden soll. Auf diese Weise will Nolan eine Reaktion von Weldon erzwingen. Der aber weicht nicht von seiner harten Linie ab.



Dieser Film aus dem Jahr 1934 tauchte in Deutschland erst im Januar 2008 auf. Es ist daher schwer, die gesellschaftliche Relevanz dieses Filmes einzuschätzen. Auf rein handwerklicher Ebene sucht der Film die Nähe seiner Protagonisten, zwingt den Zuschauer, jedes Wort abzuwägen. Es ist ein Film, der sich mit der Frage beschäftigt, wie ein Geschworener mit dem von ihm verantworteten Todesurteil lebt, und betont am Ende eine sehr amoralische, aber lebenskluge Weisheit: „Oft ist dem Gesetz besser gedient, wenn man nach den Buchstaben handelt, als nach dem Gefühl. Was auch immer geschehen mag in einem besonderen Fall: Es geschieht Gerechtigkeit.“
Also hat dieser Geschworene neben seinen Zweifeln auch noch eine Tochter mit windigem Liebhaber, den sie tötet. Dieser Liebhaber, Gar Boni, wird gespielt von Humphrey Bogart. Sein Auftritt macht den Film über seine zeithistorische Einordnung hinaus interessant, weil es ein Film aus der Zeit vor Bogarts Durchbruch ist und weil es der Film ist, der unmittelbar vor Bogarts Durchbruch als Schauspieler steht.
Im Jahr 2008 können wir kaum mehr für diesen Film werben, als auf seine zeitgenössisch hochmoderne Machart zu verweisen. Der Film beginnt mit einem Mordgeständnis. Anstatt aber, dass wir den Mord gezeigt bekommen, anstatt, dass wir die Frau bei ihrer Aussage sehen, sehen wir in die fassungslosen Gesichter der Geschworenen. Wenn Einzelheiten der Tat geschildert werden, schrumpfen die Geschworenen zu Händen, die sich mit irgendwas beschäftigen.
Wir leiden mit Mr. Welden, dem Geschworenen, der ratlos, einsam durch sein Haus tigert – „Es liegt nicht in meinen Händen! Es liegt nicht in meinen Händen! Ich war nur ein Instrument des Gesetzes! Das betrifft mich nicht persönlich!“ – gegengeschnitten mit der verurteilten Ethel, die in ihrer Zelle auf und ab tigernd ihre Hinrichtung erwartet; hier spielt Chester Erskine den ganzen Impressionismus aus, zu dem sich Realität im Kino verdichtet. Und dann wird es ganz Brot & Spiele: Während Ethel sich in ihrer Zelle auf den letzten Gang vorbereitet, ewrwartet die Gesellschaft dies Karten spielend vor dem Radio – „Oh, wie traurig! … Kommt schon, wir spielen Bridge!“
„Ich liebe Stella. Sie ist meine Tochter. … Aber sie brach das Gesetz.“
„Sie wollen sagen, dass für ein altes, aufgeweichtes Gesetz, das jeden Tag ins Lächerliche gezogen wird von professionellen Kriminellen, die …“
„Aber ich bin kein Krimineller! Ich verlasse mich auf die Gnade des Gerichts.“
Regisseur Chester Erskine nützt die weitgehende Beschränkung auf das Haus der Weldons als fast schon klaustrophobischen Handlungsort für expressionistisch geprägtes Spiel mit Schatten und ungewöhnliche Kameraeinstellungen. Dabei verhandelt er die klassischen Fragen von Schuld und Sühne, wann ein Mord Mord ist, wie unterschiedlich Sachverhalte eingeordnet werden, je nachdem, wer aus individueller Sicht involviert ist. Und er kommt dennoch immer wieder zu seinem Kern: „Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich!“
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)