Gangsterboss John Sarto zieht sich aus dem Geschäft zurück, verlässt seine Freundin Flo Addams und bereist die Welt. Doch nach fünf Jahren kehrt er wieder in sein altes Revier zurück, um seine alte Gang wieder zu leiten.
Bucks Männer verüben einen Anschlag auf Sarto, den er schwer verletzt überlebt. Er kann in ein Kloster flüchten, wo er nicht nur gesundgepflegt wird, sondern auch unter dem Einfluss der Mönche seine Weltanschauung ändert …
Genau genommen muss der deutsche Titel des Films "Orchidee, der Gangsterbruder" heißen, denn so wird Edward G. Robinsons Charakter im Kloster gerufen. Dann ist aber wahrscheinlich der Vorzimmerassistentin des Verleihs an einem Freitagabend aufgefallen, dass das ja richtig dann "Orchidee, die Gangsterschwester" lauten müsste und weil von den Chefs keiner mehr aufzutreiben war – Freitagabend – hat sie das halt eigenmächtig rasch in "Orchid" geändert – so heißt der Brother ja auch im Originaltitel.
Mehr als solche Nebensächlichkeiten lässt sich über "Brother Orchid" eigentlich nicht sagen. Zunächst ist alles so wie immer: Edward G. Robinson führt das große Wort, ist der Boss, Humphrey Bogart intrigiert und wenn der Boss nicht plötzlich Lust auf die fünf Jahre lange Sause durch Europas Casinos hätte und er nicht auf dem Plakat als Brother Orchid bezeichnet würde, dann bliebe auch alles wie immer. Aber "Brother Orchid" will eine Komödie sein. Und dafür braucht es komödiantische Elemente.
Also konkurriert der immer auf Hochtouren quirlende Edward G. Robinson in Liebesdingen mit einem betont langsam sprechenden Texaner (Texaner haben in Hollywood einen ähnlich bäuerlichen Ruf wie bei uns die Bayern) um die blonde Nachtclubbesitzerin; und dieser Texaner kann von Kühen überhaupt nicht genug kriegen – „Du weißt doch, Liebes, wenn irgendwo eine Kuh ist, muss ich da hin, hehe“ – und perfekt allerlei Vogelstimmen pfeifen. Zu einer Art von Komödie wird der Film erst, wenn Edward G. Robinson, der Große Gangster, das Leben hinter Klostermauern lernt – eine klassische fish-out-of-water-Situation: „Die Blödmänner, die den Schuppen führen, sind Einfaltspinsel“, raunt er über das wirtschaftlich defizitäre Gebaren der Mönche. Das bleibt natürlich nicht so.
Natürlich kann auch die Welt der Mönche ein wenig Street Smartness gebrauchen, gerade jetzt, wo findige Geschäftsleute dem Kloster seinen Blumenhandel wegnehmen wollen. Und dass ausgerechnet eine Klostergesellschaft, eine Gesellschaft geistlicher Brüder, die ähnlich verschwiegen, männerbündlerisch und straff organisiert ist wie das organisierte Verbrechen, den Traviatus auf den rechten Pfad zurückbringt, ist ein charmanter Gedanke. Robinson ging es weniger um den komödiantischen Aspekt der Rolle. Eigentlich wollte er sie gar nicht spielen, James Cagney (Die wilden Zwanziger – 1939; Oklahoma Kid – 1939; Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern – 1938) war vom Studio vorgesehen.
Robinson, der durch seine Gangsterrollen zum Star geworden ist (Kid Galahad – Mit harten Fäusten – 1937; Wem gehört die Stadt – 1936; Der kleine Caesar – 1931), wollte sein Repertoire erweitern und befürchtete, die Rolle des Sarto würde ihn nicht weiterbringen. Erst als Warner Bros. ihn auch als Kapitän Larsen in der Verfilmung von "Der Seewolf" besetzte, sagte Robinson zu. Und drückte, Stichwort: Imagewandel, im Schlussakkord des Films vor den Mönchen mächtig auf die Drüse. „Durch Euch wurden mir die Augen geöffnet. Heute weiß ich, das wirklich gute Leben lebt Ihr. Lasst mich Euer Bruder sein. Heute und Immer!“
Und für den langsamen Texaner hält der Film genreüblich auch eine zünftige Schlägerei bereit – keine im Saloon, aber immerhin eine ordentliche.
Bogart und Robinson machten zusammen fünf Filme. Dieser ist der einzige Film, in dem keiner der beiden stirbt.
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)