Auf Martinique trifft der Seemann Harry Morgan, der mit seinem Schiff unter Mithilfe des Säufers Eddie Touristen zum fischen vor der Küste herumfährt, auf die junge Amerikanerin Marie Browning. Sie ist gestrandet und schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Als Browning von Morgan beim Diebstahl erwischt wird, stellt er sie und sie verlieben sich ineinander.
Es waren nicht so die ganz großen Erfolge für Humphrey Bogart mit seinen jüngsten Filmen. Seit Casablanca gab es more of the Bogart‘shen way of being (Fahrkarte nach Marseille– 1944), aber ohne dessen Etwas. In dieser sehr freien Version einer der schlechteren Ernest-Hemingway-Stories springt der Funke wieder über. Auch hier liegen die Parallelen auf der Hand bis hin zu dem Umstand, das der korrupte Polizeipräfekt hier Renard heißt, wo er in Casablanca noch Renault hieß.
Bacall spielt in der Barbara-Stanwyck-Liga, bleibt sogar als Schwarze Witwe-Typ der beste Kumpel des main character. Kurzerhand definiert Bacall einen neuen Frauentyp … ein Küken noch, aber keines aus dem Nest gefallen, sondern eines aus dem Nest gesprungen: „You know you don't have to act with me, Steve. You don't have to say anything, and you don't have to do anything. Not a thing. Oh, maybe just whistle. You know how to whistle, don't you, Steve? You just put your lips together and... blow.“ Marie Browning, das Mädchen, das Harry stur „Slim“ nennt, gibt der Story das emotionale Rüstzeug.
Sie gibt auch dem Film den entscheidenden Impuls. Harry Morgan ist wie sein Darsteller, Humphrey Bogart, sicht- und spürbar beeindruckt von dieser selbstbewussten Präsenz, die Lauren Bacall als Marie da (mal eben) bei ihrem Leinwanddebut in den Zuschauerraum flutet. Die junge Schauspielerin behauptet sich von der ersten Szene an als jederzeit jeder Situation gewachsen und lässt mit einem Augenzwinkern daran keinen Zweifel. Bacall passt sich perfekt ein in das Männerkino der HustonHawksFord-Ära – sie sieht besser aus, sie zieht sich geschmackvoller an und genießt den Ausblick aus der ersten Reihe auf die Typen, die vor ihr den Affen machen.
Hawks‘ Verfilmung versandet genauso im Ungefähren wie Hemingways Vorlage. Schön, Walter Brennen als versoffenes Faktotum zu sehen. Aber dieses Faktotum gibt der Erzählung nichts außer Drama. Als Fan weiß man Bogarts unermüdliches Bemühen um die Beibehaltung gewisser Bogartismen zu würdigen – Zähne blecken, Ohrläppchen zupfen, Daumennagel kratzt Oberlippe – aber hier wirken diese Manierismen bereits ausgeleiert wie für eine Kopie. Aus dieser Haltung heraus überlassen Bogart und sein Regisseur Howard Hawks (Sergeant York – 1941; Sein Mädchen für besondere Fälle – 1940; S.O.S. – Feuer an Bord – 1939; Leoparden küsst man nicht – 1938) dann Lauren Bacall die Filmwiese, auf der sie sich als Newcomerin austoben soll. Bacall nutzt den Raum.
Und Bogart verknallt sich. Vor und hinter der Kamera.
Dass die beiden ein Jahr nach den Dreharbeiten geheiratet haben, mag den objektiven Blick auf die Filmpaarung verklären. Dennoch halte ich Humphrey Bogart und Lauren Bacall in Howard Hawks‘ "To Have an Have Not" für eines der herausragenden Paare der Filmgeschichte: Zwischen beiden stimmt spürbar die Chemie – die mögen sich – und das hilft dieser im Drehbuch noch etwas flügellahm wirkenden Story auf der Leinwand sehr auf die Beine.
Die damals 19-jährige Lauren Bacall absolviert hier ihr Filmdebüt. Nancy Hawks, die ehefrau des Regisseurs Howard Hawks, hatte Bacall auf der Titelseite von Harper’s Bazaar gesehen. Nachdem Hawks sich von Bacalls schauspielerischen Fähigkeiten überzeugt hatte, ließ er sie für die Rolle unterschreiben. Im Film nennt Harry sie „Slim“, während Marie ihn „Steve“ nennt. Das waren die Spitznamen, die Hawks und seine Frau untereinander benutzten.
Während der Dreharbeiten zu „Haben und Nichthaben“ lernten sich Humphrey Bogart, damals schon ein veritabler Star, und Lauren Bacall (die Anfängerin) kennen. ein Jahr später heirateten sie. Beide drehten 1946 nochmal unter Regie von Howard Hawks den Thriller Tote schlafen fest.
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)