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Plakatmotiv: S.O.S Feuer an Bord (1939)

Großes Melodram auf kleinem Raum mit
wandwunden Männern im harten Sturm

Titel S.O.S Feuer an Bord
(Only Angels Have Wings)
Drehbuch Jules Furthman & Howard Hawks & Eleanore Griffin
Regie Howard Hawks, USA 1939
Darsteller

Cary Grant, Jean Arthur, Rita Hayworth, Richard Barthelmess, Thomas Mitchell, Allyn Joslyn, Sig Ruman, Victor Kilian, John Carroll, Don 'Red' Barry, Noah Beery Jr., Manuel Álvarez Maciste, Milisa Sierra, Lucio Villegas, Pat Flaherty, Pedro Regas, Pat West, Enrique Acosta u.a.

Genre Abenteuer, Drama
Filmlänge 121 Minuten
Deutschlandstart
25. August 1950
Inhalt

Als die "San Luis" im Hafen von Barranca, einem kleinen südamerikanischen Ort, anlegt, um Postsäcke auszuliefern und Bananen zu verladen, verlässt die Musikerin Bonnie Lee das Schiff für einige Stunden, um sich umzusehen. Sie trifft eine Gruppe US-amerikanischer Piloten, darunter Les Peters und Joe Souther, sie arbeiten für die angeschlagene Barranca Airways, die von dem taffen Piloten Geoff Carter geleitet wird.

Der einzige Weg, Barranca per Flugzeug, zu verlassen, führt über einen Pass in 4.000 Metern Höhe. Da das Wetter oft stürmisch und neblig ist, sind die Flüge äußerst schwierig, und mehrere Piloten haben bereits ihr Leben verloren. Bonnie verliebt sich in Geoff, der sie an ihren Vater erinnert, einen Trapezkünstler, der ohne Sicherheitsnetz arbeitete. Sie verlängert ihren Aufenthalt und bleibt im Hotel. Aber Geoff hat Angst, von einer Frau festgehalten zu werden. Er will seinen riskanten Lebensstil ungestört fortsetzen.

Die Situation verschlimmert sich, als ein neuer Pilot, Bat MacPherson, mit seiner Frau Judy auftaucht. Er hat einmal den Tod eines jungen Piloten verursacht, als er ein defektes Flugzeug in einem Fallschirm verließ. Bats Frau Judy war einst Geoffs Freundin, die er verließ, weil sie versuchte, ihn von seinen riskanten Flügen abzuhalten. Die Trennung beeinflusst Geoff bis heute, hat ihn zu einem harten, zynischen Mann gemacht, der auf sich und seine Leute keine Rücksicht nimmt …

Was zu sagen wäre

Der Schauplatz ist abenteuerlich: irgendein kleiner Ort irgendwo im spanischsprachigen Dschungel Mittel- oder Südamerikas, der einen Hafen, ein Hotel mit Kneipe und einen kleinen, holprigen Flughafen hat. Der Rest besteht aus Bäumen und abwechselnd Windböen, peitschendem Regen und dichtem Nebel. Oben, wo die Flugzeuge über den Pass fliegen müssen, nisten Kormorane, die sich als tückische Gefahren für die Fliegerei erweisen. Belebt ist der Ort von Männern der Tat und von Frauen, die entweder der Prostitution nachgehen, was aber in einem Film von 1939 natürlich nie gesagt wird, oder die um ihre halsbrecherisch fliegenden Männer zittern.

Insofern ist Bonnie, die hier eines Abends reinschneit, um die Nacht nicht auf dem Schiff, das sie nach New York bringen soll, verbringen zu müssen, sondern unter Menschen, ein Fremdkörper. Sie ist, was im Western jener Fremde ist, der den Laden durcheinanderbringt, weil er den Helden herausfordert. Dieser Held, Geoff, den wir als Helden erkennen, weil er von Cary Grant gespielt wird (Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938), ist zu Beginn ein gnadenloses Arschloch. Einer der Piloten, Joe, stürzt in den Tod. Geoff, der Chef der Piloten, schmeißt in der Kneipe eine Runde auf Joe, macht dann Bonnie für dessen Tod verantwortlich und tut fortan so, als kenne er gar keinen Joe. Damit ist der Hauptkonflikt gesetzt: Bonnie, die lebendige junge Frau, trifft auf Männer, die verknöcherten, kalten Ritualen ihrer Männlichkeit frönen.

Im Verlauf dieses auf kleinen Raum reduzierten Dramas lernen wir die Männer besser kennen und lernen, dass die alle ihre großen und kleinen Wehwehchen haben, mit denen sie still in sich hinein leiden und dafür stilles Verständnis ihrer Kameraden ernten. Die Frauen indes bleiben, was sie zu Beginn waren. Bonnie, gespielt von Jean Arthur (Mr. Smith geht nach Washington – 1939; Mr. Deeds geht in die Stadt – 1936), ist eine nicht näher bezeichnete Künstlerin, die in dem kalten und zynischen Geoff das Opfer einer vergangenen Liebe erkennt und sich Hals über Kopf verliebt. Die andere Frau, Judy, ist jene Frau, die Geoff in die Kaltherzigkeit trieb, jetzt mit einem anderen Piloten lebt und vom Drehbuch gezwungen ist, Geoff ein paar Szenen zu bieten, in denen er über sie und damit über seinen Schmerz triumphiert. Rita Hayworth, Star des 40er- und 50er-Jahre-Kinos (Mohn ist auch eine Blume – 1966; Zirkuswelt: Held der Arena – 1964; Spiel mit dem Feuer – 1957; "Die Lady von Shanghai" – 1947; Gilda – 1946), spielt diese etwas nichtssagenden Rolle der Judy. Hayworth war damals 20 Jahre alt und spielte ihre erste Rolle in einer Großproduktion, nachdem sie mehrere Jahre nur in kleinen Nebenrollen oder als Heldin in B-Filmen zu sehen gewesen war. Columbia-Boss Harry Cohn soll Howard Hawks überredet haben, Hayworth die Rolle der Judy anzuvertrauen. Der berichtete später in Interviews vermarktungsgerecht, er habe zwar früh ihre Unerfahrenheit, was ihre Schauspielkunst anbelangte, erkannt, hätte sie aber dennoch geeignet für die Rolle gefunden: „Ich habe da eine Theorie, dass die Kamera bestimmte Leute mag und andere nicht. Sie hatte ein Gesicht, bei dem ich wusste, dass ich es mit der Kamera ohne Probleme einfangen konnte. Sie war sehr attraktiv, aber auch sehr nervös.

An dem überschaubaren Set, das Hawks nach einer Stunde häufig für großartige Szenen mit Propellerflugzeugen in Gefahr verlässt, entwickelt sich ein Melodram par excellence. Da ist der Mann mit dem weidwunden Herzen, ein alter Haudegen der Lüfte, dem die Sehkraft schwindet, ein Neuer, der wegen einer unkameradschaftlichen Vergangenheit von den Jungs angefeindet wird, und zwei Frauen, deren einziges Streben ist, einen Mann von sich zu überzeugen. 1939, als dieser Film entstand, war das für Frauenrollen ausreichend; ich sehe den Film erstmals als 13-Jähriger im Fernsehen und bin befremdet – aber das ist auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Filmpremiere.

Wertung: 6 von 6 D-Mark
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