Gabrielle verliebt sich fast sofort in Alan, der mit seinem kultivierten Auftreten für sie ein Mann von Welt ist. Sie zeigt Alan die Gemälde, die sie von der zerklüfteten Wüstenlandschaft gemalt hat, und liest ihm ein Gedicht aus ihrem Band von François Villon vor, den ihre Mutter aus Frankreich ihr zum Geburtstag geschickt hatte. Alan erfährt auch, dass die frustrierte Gabrielle gerne nach Bourges reisen würde, wo ihre Eltern sich einst begegnet waren, und Künstlerin werden will. Sie kommt aber nicht von ihren Verpflichtungen an der Tankstelle los. Unterdessen wird der Tankwart Boze Hertzlinger, ein ehemaliger Football-Spieler mit kräftigen Muskeln, eifersüchtig auf Alan, da er Gabrielle schon über längere Zeit vergebens umworben hatte. Alan entscheidet sich schließlich, die Tankstelle zu verlassen, und lässt sich von dem reichen Ehepaar Chisholm mitnehmen. Doch nur ein paar Meilen später wird das Auto der Chisholms von dem entflohenen Gangster Duke Mantee und dessen Komplizen angehalten. Duke und seine Bande nehmen das Auto der Chisholms und fahren zur Tankstelle, wo Duke auf seine Geliebte wartet, die mit anderen Bandenmitgliedern bald auch vorbeikommen soll. Wegen eines Sandsturmes müssen auch Alan und die Chisholms bald in der Tankstelle Unterschlupf suchen …
Der Film ergeht sich in langen Dialogen. Ein Fest für jeden Schauspieler, für den Kinozuschauer aber bisweilen ermüdend, zumal, wenn der Schnitt die Dialoge nicht auflockert. Nacheinander führt der Film so seine Figuren ein, ganz nebenbei verhißt eine Zeitungsschlagzeile, dass der Verbrecher Duke Mantee aus dem Gefängnis entflohen sei und klar ist: Der wird auftauchen. Aber bis dabin wird erst einmal geredet. Ich schaue zu, fiebere aber lange nicht mit. Dass der Film dann dennoch verfängt, die Atmosphäre spannend und drückend wird, schafft das Stück durch die Verdichtung auf nur einen Tag an wenigen Handlungsorten (fast ausschließlich die Tankstelle und deren Gastraum) sowie die überschaubare Anzahl der handelnden Personen.
Die wie immer großartige Bette Davis ist hier als Tochter des Tankstellenpächters mit Faible fürs Französische dekoriert wie Disneys Schneewittchen mit Haarschleifchen und Augenaufschlag. Sie sei ehemalige Schauspielaspirantin bei Max Reinhard gewesen und „von der Familie“ ausgebremst worden. „Ich hatte ein schönes Angebot. Aber meine Familie hat nur von den Pflichten gefaselt, die ich ihr gegenüber hätte. Sie beorderten mich wieder nach Hause. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, war ich mit diesem Eckpfeiler eines großen Bankhauses verheiratet. Und was hat er getan?? Er nahm meine Seele, druckte sie auf eine Karteikarte und legte sie zu den Akten! Und da hat sie bis heute gelegen. In einem massiven Panzerschrank. Und daher glaube ich, ein Recht zu haben, Sie zu beraten.“
Sie führt lange Gespräche mit Leslie Howard, meistens geht es irgendwie um den Wert des Menschen; es ist diese wunderbare, von Literaten geschriebene Sprache, die sich lesen lässt, aber eigentlich nicht natürlich sprechen lässt: „Gabrielle, machen Sie Bruce keine Vorwürfe. Sie müssen bedenken, dass er ein Muskelprotz ist. Da fühlt er die Qual der Erniedrigung doppelt schwer.“ Sioe sprechen und stehen dabei vor einer auf Leinwand gemalten Wüstenkulisse. Auch hier grüßt die Theatervorlage.
<Nachtrag2017>Leslie Howard bezeichnet sich als „zur aussterbenden Rasse der Intellektuellen“ gehörig in einem Film aus dem Jahr 1936 – das ewige Sterben des Intellekts, er spielte schon im Kino der 1930er Jahre eine Rolle.</Nachtrag2017> Archie Mayo zeigt uns eine kalte Gesellschaft, in der sich jeder übervorteilt fühlt. Wer Geld hat, versucht sich aus der Affaire zu ziehen – und scheitert. Und wenn alle Stricke reißen, hofft man, „die Regierung möge irgendwelche Maßnahmen ergreifen, die das Leben ihrer Bürger schützen.“ Menschen ohne Hoffnung bitten, von einem Gangster erschossen zu werden, damit die Geliebte sich mit der dann fälligen Lebensversicherung ihre Träume erfüllen kann.
Duke besetzt die Tankstelle und erpresst Geld. Andere halten höchstwertige Wertpapiere und weigern sich, Bruchteile davon in die Enkelin zu investieren. „In der Zwischenzeit kann Ihre Enkelin in dieser Wüste vor die Hunde gehen. (…) Ich weiß, dass Sie einmal Pionier waren. Und was sind Sie jetzt? Ein ganz erbärmlicher Geizkragen, der an seinem Geld hängt, mit dem er nichts anfangen kann. Sie können wirklich nur noch etwas Gutes tun indem Sie sterben.“ Die Verderbtheit der Menschen, sie ist allgegenwärtig in diesem Theaterstück in 2D.
Und dann ist der Film ist fast schon zu Ende, da erklärt sich zur Gewissheit, was vorher nur so ein Gefühl war. Humphrey Bogart, der den Duke Mantee spielt, verliert kurz die Kontrolle über seine Gesichtszüge. Er soll sich zu einem romantischen Gefühl bekennen: „Sie wollen von Ihrem Weg abgehen wegen dieses Mädchens, das Sie verraten hat. Tun Sie das nicht. Selbst, wenn sie Sie betrogen hat, Ihr Verbrechen wäre noch schlimmer: Sie betrügen sich selbst.“Das Online-Lexikon WIKIPEDIA merkt an: „Das Stück lief ein Jahr zuvor bereits erfolgreich als Theaterstück am Broadway, auch mit Leslie Howard und Humphrey Bogart in ihren entsprechenden Rollen. Warner Brothers erwarben die Verfilmungsrechte und wollten auch mit Howard in der Hauptrolle drehen; der zu dieser Zeit noch weitgehend unbekannte Bogart sollte aber in der Verfilmung durch Edward G. Robinson ersetzt werden.
Schließlich verdankte Bogart seine Rolle in der Verfilmung Leslie Howard, der von der Leistung seines Mitschauspielers am Broadway beeindruckt war. Der damals schon berühmte Howard bestand als Star des Filmes entgegen der Absicht der Produzenten vehement darauf, dass Bogart auch im Film die Rolle des Gangsters Duke Mantee übernimmt. Für Bogart, der zuvor nur einige unauffällige Nebenrollen im Film gespielt hatte, bedeutete Der versteinerte Wald den Durchbruch in Hollywood. Er benannte seine 1952 geborene Tochter Leslie nach seinem Schauspielkollegen.
Der versteinerte Wald war für Bogart – obwohl er bereits in zehn anderen Hollywoodfilmen mitgespielt hatte – der Durchbruch für seine Filmkarriere und verschaffte ihm einen festen Vertrag bei Warner. Die Handlung wurde mit Bogart in der Rolle des Gangsters 1955 für das Fernsehen neu verfilmt. Die Rolle von Alan Squier wurde dabei von Henry Fonda und die Rolle von Gabrielle Maple von Lauren Bacall übernommen.
In seiner Handlung und der Darstellung der Personen ist ein weiterer „Bogart-Film“ sehr ähnlich: Gangster in Key Largo. Auch hier wird eine kleinere Gruppe von Menschen an einem abgelegenen Ort (diesmal ein Hotel auf Key Largo) von Gangstern gefangen gehalten und auch hier ist die Handlung zeitlich auf rund 24 Stunden beschränkt. Diesmal spielt Bogart den positiven Helden und Edward G. Robinson darf hier nun den Gangster spielen, den er schon 1935 nach Meinung der Produzenten hätte mimen sollen.“
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)