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Plakatmotiv: Der Präsident (1961)

Ein "Was ist Was?"-Buch
über den Politikbetrieb

Titel Der Präsident
(Le président)
Drehbuch Michel Audiard & Henri Verneuil
nach einem Roman von Georges Simenon
Regie Henri Verneuil, Frankreich, Italien 1961
Darsteller

Jean Gabin, Bernard Blier, Renée Faure, Henri Crémieux, Alfred Adam, Louis Seigner, Georges Adet, Albert Michel, Aram Stephan, Louis Arbessier, Christiane Barry, Charles Bouillaud, Charles Cullum, André Dalibert, Françoise Deldick u.a.

Genre Drama
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
28. Juli 1961
Inhalt

Der ehemalige Ministerpräsident Émile Beaufort hat sich zur Ruhe gesetzt. Nun steht sein früherer Kabinettschef Philippe Chalamont kurz davor, den Posten als Ministerpräsident übertragen zu bekommen. Er bittet Beaufort, sich für ihn zu verwenden.

Der sagt seine Unterstützung zu, hat aber nicht vergessen, Plakatmotiv (Fr.): Le président (1961) dass Chalamont den Staat einst in eine gefährliche finanzielle Schieflage gebracht hat …

 

Was zu sagen wäre

Die Politik ist ein schmutziges Geschäft. Das kann man ahnen, wenn man sich intensiv mit der Materie befasst. Oder wenn man Filme schaut, die sich mit Politik befassen. Frank Capra hat zum Beispiel die Selbstgefälligkeit des Regierungsapparates schon 1939 in Mr. Smith goes to Washington aufgespießt. Henri Verneuil inszeniert das schmutzige Geschäft nun am französischen Hof, dem Elysée-Palast in Paris. In Form einiger Rückblenden, die dem Film einen melancholischen Touch geben. Wo die Amerikaner das Drama parallel begleiten und immer hoffnungsfroh an die Zukunft denken, schauen die Europäer lieber zurück und konstatieren: Alle korrupt, Laden nicht zu retten.

Alle, die in der Politik eine Schweinerei begehen, erklären, es handele sich ausschließlich um das Interesse der Republik“, sagt also der ehemalige Ministerpräsident, der als integrer Befürworter einer Europäischen Zollunion gilt. Europa kannte damals, 1961, als der Film entstand, eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, die aus sechs Staaten bestand. Das politische Thema ist im Film also hochaktuell. Die Hauptfiguren streiten sich im Parlament, ob eine Zollunion gut für die Menschen oder gut für die Wirtschaft sei; an dieser Bruchlinie scheiden sich da die Geister. Und für diese Überzeugungen werden Dienstboten als Spione verpflichtet und Schwiegersöhne als Informanten reicher Industrieller.

Um mehr geht es dann aber auch nicht. Vor dem Anwesen des alternden Ex-Ministerpräsidenten warten immerzu Fotografen und Reporter, deren Interesse man nicht so ganz versteht und die auch nur das stets unter Beobachtung stehende Leben hochrangiger Politiker „in dieser schnelllebigen Zeit“ dokumentieren sollen. Der Film hat ein bisschen was von der Wissensbuch-Reihe "Was ist Was?", hier: Politik: Der aufrechte Held memoriert Momente seiner politischen Karriere, in der er sich einem Haufen verständnisloser Widersacher gegenüber sah, deren Charakter den Ausgang des Dramas schon früh erahnen lässt: Im Kino gewinnen schließlich nie die Schlechten. Angewidert wendet der Held den aufgeregt durcheinander schreienden Parlamentariern den Rücken und verlässt stumm das Parlament.

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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