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Plakatmotiv: Godzilla vs. Kong (2021)

Das zu erwartende Spektakel
ist unerwartet vergnüglich

Titel Godzilla vs. Kong
(Godzilla vs. Kong)
Drehbuch Eric Pearson & Max Borenstein
nach einer Story von Terry Rossio & Michael Dougherty & Zach Shields
Regie Adam Wingard, USA, Aus., Kan., Indien 2021
Darsteller

Alexander Skarsgård, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Shun Oguri, Eiza González, Julian Dennison, Lance Reddick, Kyle Chandler, Demián Bichir, Kaylee Hottle, Hakeem Kae-Kazim, Ronny Chieng, John Pirruccello, Chris Chalk u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 113 Minuten
Deutschlandstart
1. Juli 2021
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Die Menschheit hat sich, so gut es eben geht, arrangiert mit den Monstern, den „Titanen“. Sie haben verstanden, dass die Urzeit-Echse Godzilla insofern keine Gefahr für sie ist, weil sie nur auftaucht, wenn eine noch größere Gefahr droht, und sie haben den Riesengorilla Kong auf seiner vermeintlichen Heimatinsel Skull Island eingehegt innerhalb eines ausgeklügelten Sicherheitskomplexes. Godzilla, der Bewahrer des Ökosystems des Planeten, erkennt Kong nicht, weil der innerhalb eines ausgeklügelten Sicherheitskordons auf seiner Insel lebt. Würde er den Kordon verlassen, stünde er wenig später Godzilla gegenüber.

Was die Menschheit unterschätzt hat, ist die Intelligenz des großen Gorillas. Der hat sein Gefängnis längst als solches erkannt und je älter er wird, desto lästiger wird es ihm. Dass die am Kong-Projekt arbeitenden Wissenschaftler Kongs kognitive Fähigkeiten unterschätzen, hängt mit Jia zusammen, einem kleinen, gehörlosen Mädchen, dem der Riesenaffe vertraut, weil er sich mit ihr in Gebärdensprache verständigen kann – was keiner der Wissenschaftler, auch nicht Jias Pflegemutter, versteht, weil Jia ein Kind ist, das niemand wirklich ernst nimmt.

Bislang hatte das Großunternehmen Monarch die Monster leidlich unter Kontrolle. Es konnte nicht verhindern, dass mittlerweile die halbe zivilisierte Welt zerstört worden ist, konnte aber immerhin erklären, warum.

Mittlerweile ist ein neuer Player aufgetaucht: Apex, ein Unternehmen, das sich im Bereich der Robotik und der Künstlichen Intelligenz einen Namen in den Charts der Börsenbroker gemacht hat. Die Zentrale dieses Unternehmens wurde gerade von Godzilla angegriffen und zerstört. Das ist ungewöhnlich, weil Godzilla bislang immer nur dann in Erscheinung trat, wenn ein anderer Titan für Aufruhr sorgte. Das war bei Godzillas jüngstem Angriff, fünf Jahre nach seinem letzten Auftritt, aber nicht der Fall. Für Walter Simmons, Chef von Apex, ist Godzillas Angriff Grund genug, sich dem Titan zu stellen.

Simmons hängt der Hohle-Erde-Theorie an, die besagt, dass es im Inneren der Erde einen Hohlraum gibt, der Ursprung und eigentliche Lebenswelt der Titanen ist. Dorthin zu gelangen war den Menschen bislang unmöglich, aber Apex hat ein Fahrzeug entwickelt, das dorthin vordringend kann. Simmons will Kong dorthin, an seinen Ursprung, bringen und gleichzeitig dort durch ihn eine Energiequelle sichern, die mächtig genug ist, den marodierenden Godzilla zu stoppen – ein für alle Mal. Die Welt wäre befreit von den Titanen.

Mit Hilfe der kleinen Jia lässt sich Kong auf einem Schiff in Ketten legen und in die Antarktis transportieren, wo der – bislang unüberwindliche – Eingang zum Hohlraum in der Erde ist; in dem Moment aber, in dem er sein Inselgefängnis verließ, rief er Godzilla auf den Plan, der den Schiffskonvoi, der Kong begleitet, attackiert. Nach einer Kräfte zehrenden Schlacht auf hoher See gelingt es den Wissenschaftlern, Kong mit ein paar Tricks in seine angestammte Welt zu bringen und zu der geheimnisvollen Energiequelle vorzustoßen.

Auf der Erdoberfläche hat unterdessen Walter Simmons, der Chef der Robotik-Schmiede Apex seinen Plan B gestartet, um Godzilla ein für alle Mal vom Antlitz des Planeten zu tilgen. Er macht einen mächtigen Fehler …

Was zu sagen wäre

Es sind zwei Titanen, die aufeinandertreffen werden, zwei Giganten, die ihre Sicht der Dinge ein für alle Mal deutlich machen wollen. Damit das für die Menschheit, die sich in solchen Monsterfilmen seit rund 80 Jahren immer wieder eher als Gast fühlen darf, nicht zu arg endet, wird ganz tief gebohrt. Im Kern liegt die Antwort. Madison Russell, die wir aus dem Vorgängerfilm Godzilla II: King of the Monsters kennen, geht mit ein paar ängstlichen, letztlich aber unerschrockenen Jungs, darunter ein Podcaster, der die aktuellen Verschwörungsmythen zu blühendem Leben erweckt, in die Tiefen eines Hi-Tech-Konzerns, um an die Lösung zu kommen: „Alles klar, verrückter Hutmacher. Runter in den Kaninchenbau!“ Und Kong reist bis zum Mittelpunkt der Erde, um sich seiner selbst gewahr zu werden.

Achtung: Spoiler unvermeidlich

Adam Wingard ahnt seine Verantwortung, wenn er zwei Kultmonster aufeinander hetzt. „Einer wird fallen“, sagt das Filmplakat. Und das ist ja wirklich die Frage, die sich bei jeder Verfilmung neu stellt, in der der US-amerikanische Kult-Gorilla auf die japanische Kult-Echse trifft. Beide haben ihre Fangruppen, beide sind im überschaubaren Umfeld der Monsterfilm-Fans Publikumslieblinge. In ihren bisherigen Aufeinandertreffen (s.u.) hat es nie einen eindeutigen Sieger gegeben, so wie es bei Aufeinandertreffen von Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone nie einen Gewinner gab, weil immer beide Fanlager befriedigt werden mussten.

Wie also soll das enden, wenn einmal mehr Godzilla auf King Kong trifft? Es ist nicht zu viel verraten, wenn man spoilert: Die Prügelei der beiden ist in diesem Film nicht die entscheidende, wenn auch visuell eine grandiose: Kong, auf einem Kriegsschiff angekettet, wird von Godzilla angegriffen. Kong wird aus seinen Ketten befreit, performt mit einem Zerstörer die Eskimorolle, wie wir sie aus dem Kanusport kennen, springt über einen Zerstörer auf einen Flugzeugträger, weil er dort mitten auf dem Ozean den besseren Halt findet und auf dem dann steht wie auf einem Surfbrett, und dann prügeln sich die beiden Giganten aber mal so richtig. Okay, die Bilder sind Computer Generated Images, da ist also alles möglich, aber was soll's? Es sieht aufregend aus; und beim zweiten Blick sieht man, dass die CGI-Künstler mit Wasser in all seinen Erscheinungsformen noch immer ihre Schwierigkeiten haben. Kong interessiert das nicht. Der kämpft gegen den japanischen Meisterschläger ums Überleben. Den Nerds ist in solchen Momenten egal, ob der Film crazy enough ist. King Kong ist seit 1933, Godzilla seit 1954 fester Bestandteil der Kinocommunity. Spinner haben sie einst ersonnen, geniale Tüftler sie zum Film-Leben erweckt. Und jetzt treffen sie – wieder einmal – aufeinander.

Es ist ein kleines, gehörloses Mädchen, Jia, das dem gigantischen Gorilla per Gebärdensprache den Weg weist – „Kong wollte nicht, dass es jemand weiß. Er hat Angst.“ Jia ist jung. Sie ist klein. Sie ist gehörlos. Sie ist im Grunde wie Kong. Den hält auch jeder für doof und unkommunikativ; und niemand glaubt, ihn verstehen zu können. Hier wird Kong, der schon 1933 einfach nur seine Ruhe haben wollte, wieder mal unterschätzt. Dazu gesellt sich Godzilla, der eifrige Japaner, der schon in den 1960er Jahren lieber fremde Monster zerstörte als Tokioter Stadtzentren, aber manchmal eben nicht anders konnte.

Deutlicher, als in den alten Tōhō-Filmen, ist es letztlich der Mensch selbst, der die Zerstörung seiner strahlenden, Neon beschienenden Hochhauswelt vorantreibt. Weil der Mensch glaubt, einen Riesengorilla in seine angestammte Heimat bringen und eine gigantische Echse mit Technik in ihre Schranken weisen zu können. Weil der Mensch einfach nicht hinschaut. Weil er Leuten wie Bernie Hayes nicht glaubt, deren Podcast zwar der modernen Kommunikationsform entspricht, dessen Ruf aber nach Fake News klingt; obwohl Bernies Podcast alle Wahrheiten der Saison auf dem Silbertablett serviert.

Die Frage, ob es sich hier um einen guten Film handelt, stellt sich, wie eigentlich immer bei Filmen, die "Godzilla" im Titel tragen, nicht wirklich. Auch hier handelt es sich um ein Godzilla-Event, wie wir es – wenn nicht seit den frühen 1950er Jahren, so doch seit Mitte der 60er – kennen, nicht um Filmkunst klassischer Prägung. Die jüngsten Eventmovies machen aus ihrem reinen Eventcharakter auch keinen Hehl, verkaufen sich ja selbst als Teil des MonsterVerse, das mit der Neuauflage Godzilla 2014 gestartet ist. So wie die Disney-Studios ihr Marvel Cinematic Universe mit Captain America und den Avengers aufbauen und die Universal Studios seit den frühen 10er Jahren versuchen, sich mit ihren Trademarks Dracula, Frankenstein, Werwolf und Mumie eine Kreaturen-Reihe zu etablieren, haben sich Warner Bros. neben ihrem schleppend laufenden DC Extended Universe mit Superman, Batman und der Justice League dieses MonsterVerse mit Godzilla und Kong gesichert. Es geht bei all den genannten Filmen um kassentaugliches Spektakel. Nichts sonst. Wer eine Kinokarte für "Godzilla vs. Kong" kauft weiß das und will das.

Aber wehe, die Nostalgie, die die beiden Kreaturen umweht, wird verraten, wehe, ihr Glanz auf dem Altar des schnöden Mammon geopfert! Für die Lordsiegelbewahrer, die die Originalfilme aus den japanischen Tōhō-Studios verehren, hat es jede Neuinterpretation der Monster schwer. Adam Wingard, der Regisseur des vorliegenden Spektakels hat es auch schwer, denn er muss der kritischen Zielgruppe, die sich heute zu einem großen Teil aus der Altersgruppe der Millenials speist, Erklärungen liefern. Heute kann Godzilla nicht mehr einfach ein Überbleibsel der Urzeit sein – wo hätte der die ganze Zeit unerkannt stecken sollen? Heute muss er esoterisch erhöht eine Art Biosphären-Retter sein. Heute kann nicht mehr ein gigantischer Gorilla auf einem Frachter in (augenscheinlich lächerlichen) Ketten liegen. Heute muss erklärt werden, das Kong das mit sich machen lässt, weil er dem kleinen Mädchen vertraut. Und er vertraut dem Mädchen, weil beide die Gebärdensprache beherrschen. Heute können sich Godzilla und Kong nicht mehr einfach prügeln wollen, weil sie einander begegnen. Heute muss der Kampf eine tiefere Bedeutung in deren Selbstverständnis als Erdenbeschützer haben und zudem auch noch ein beinahe unwiederbringlicher Fehler sein, der am Ende einem Usurpator den Weg ebnet nach der alten Gewissheit Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Warum allerdings Kong heutzutage nur hinter einem ausgeklügelten Sicherheitssystem von Godzilla nicht aufgespürt werden kann, das es aber doch in zeitlicher Abfolge erst nach dem letzten Kong-Film geben kann, der 1972 spielt, während Godzilla aber doch schon so viel länger die Ozeantiefen durchstreift, bleibt dann mit Naja, Kong war noch zu jung um von Godzilla als Gefahr betrachtet zu werden, nur leidlich beantwortet. Es gibt einige so Stolpersteine, die wirken, als hätte was im Drehbuch gestanden, was es dann nicht über den Schneideraum hinaus geschafft hat; der Film legt manche Spur, die er dann nicht weiter verfolgt, so, als wären die Produzenten nervös geworden und hätten dem Regisseur die Mittel gekürzt.

Akribisch folgt also der Film einerseits der Expedition, die Kong in dessen unterirdische Heimat begleitet, andererseits einer das Teenie-Publikum anlockenden Truppe um "Stranger Things"-Star Millie Bobby Brown (Enola Holmes – 2020; Godzilla II: King of the Monsters – 2019), die sich um das Schicksal Godzillas kümmert, der einem unerwarteten Gegner in die Klauen fällt. Das heißt: So unerwartet, und da beginnt der Spaß für die Fans an diesem Film, ist dieser Gegner nicht. Er zeichnet sich bei genauem Hinhören recht bald ab und ist – natürlich – ein alter Bekannter in der Godzillawelt. Im vorherigen Ur-Echsenfilm hatten sich Ghidora, Mothra und Rodan ein Stelldichein gegeben, drei klassische Monsterfiguren aus den Tōhō-Studios, die den Film in der geschlossenen Welt der Godzilla-Gemeinde zu einem Hochamt machten. Jetzt tritt der nächste Klassiker gegen Godzilla an und da liegt es nahe, weil die Antwort auf die eingangs erwähnte Frage, wer fallen wird, nicht "Godzilla" und nicht "Kong" lauten kann, dass sich Kong und Godzilla irgendwie zusammenraufen werden. Dass dieser neue Gegner in den Trailern unerwähnt bleibt, zeigt wie sich die Filmpolitik von einst von der heutigen unterscheidet. Damals wurden (für damalige Verhältnisse als spektakulär empfundene) Kampfszenen im Trailer ausgebreitet. Heute sehen wir Kong und Godzilla sich – wie im Filmtitel versprochen – prügeln, während Menschen bedeutungsschwanger durchs verqualmte Bild laufen, unterlegt mit markigen One-Linern aus dem Film – „Das ist unsere einzige Chance!“, „Wir brauchen Kong! Die Welt braucht ihn.“ „Es ist Godzilla!“ „Es sind gefährliche Zeiten!“ „Godzilla verletzt da draußen Menschen und wir wissen nicht, warum.“, „Kong beugt sich niemandem!“. Die eigentliche Attraktion, der wahre Gegner, wird verschwiegen; das Publikum soll darauf vertrauen, dass noch was Unerwartetes kommt, aber bitteschön zuerst die Kinokarte bezahlen. Und bei all den Fan-Sites, Nerd-Portalen und Online-Fanzines, die Filmtrailer heute Frame für Frame auseinandernehmen, dürfen die Produzenten sicher sein, dass entsprechende Erwartungen auch ohne Geld auszugeben geschürt werden (mein Text bildet da gerade keine Ausnahme).

Ich bin mit Godzilla-Filmen aufgewachsen (auch jenen, in denen ein Riesengorilla sich zum Kampf stellte, den erst das Marketing zum legendären King Kong machte), in der 11-Uhr-Matinée jeden Sonntag im Weishauskino in Köln Klettenberg Anfang der 1970er Jahre. Deshalb haben sich mir visuelle Motive eingebrannt, die zu einem Godzilla-Film gehören wie die vom Himmel gefegten Kampfjets. Und je älter ich wurde, desto deutlicher wurde mir auch, dass diese Art Kino nichts mit Filmkunst im klassischen Stanley-Kubrick- oder Francis-Ford-Coppola-Stil zu tun hatte. Wenn ich also heute nahe dem Rentenalter in einen Film gehe, in dem Monster beim Sich Prügeln Städte platt trampeln, erwarte ich Reminiszenzen. Dass Monster Städte platt trampeln, weiß ja jeder. Hat auch jeder schon gesehen, der mal Sonntag Nachmittag bei Sat-1 hängen geblieben ist. Kurz: Aufregend Neues kann es nicht geben bei Filmen mit Godzilla im Titel.

Wenn also ein neues Team mit einem neuen Godzillafilm um die Ecke kommt, will ich neben der heute handelsüblichen Pixelgewitterschlacht wohlige Erinnerungen geweckt sehen. Kong zimmert Godzilla an einer Stelle eine Axt in die Fresse. Da zitiert er seinen gemütlichen Vorgänger (der das 1962 mit einem Baum machte), mit dem er ansonsten aber kaum mehr etwas gemein hat. Noch heute verstehen sich Kinder mit den Kreaturen besser, als selbst wissenschaftlich versierte Erwachsene, und sind damit die wahren Retter der Menschheit; das hat mir als 10-Jähriger gefallen und das gefällt mir heute noch.

Letztendlich ist es genau das, was der Filmtitel verspricht: Godzilla und Kong prügeln sich, nehmen noch einen prominenten Gaststar in ihre Mitte – und als sie fertig sind, gehen sie ihrer Wege; das aber in der Optik des 21. Jahrhunderts, was, aus heutiger Sicht, schon entschieden besser aussieht, als 1962.

Wertung: 5 von 8 €uro
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