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Plakatmotiv: Godzilla (2014)

In der Stadt der Blumenkinder
erhält Godzilla seine Bestimmung

Titel Godzilla
(Godzilla)
Drehbuch Max Borenstein & Dave Callaham
Regie Gareth Edwards, USA, Japan 2014
Darsteller

Aaron Taylor-Johnson, Bryan Cranston, CJ Adams, Ken Watanabe, Sally Hawkins, Juliette Binoche, David Strathairn, Elizabeth Olsen, Carson Bolde, Richard T. Jones, Victor Rasuk, Patrick Sabongui, Jared Keeso, Luc Roderique, James Pizzinato u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
15. Mai 2014
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Vor vielen Jahre zerstörte etwas ein Atomkraftwerk in Japan. Dieses Etwas war ein „M.U.T.O“ – ein Massive Unidentified Terrestrial Organism, ein gigantisches, prähistorisches Monster, dass sich von Radioaktivität ernährt. Viele Menschen sterben bei der Katastrophe in Japan, unter ihnen Sandra Brody.

Japan, heute: Joe Brody wurde verhaftet, ehemals der für Erdbebensicherheit in dem zerstörten Kraftwerk zuständige Manager. Er hat die Katastrophe und den Tod seiner Frau Sandra nie verwunden und versucht seit 15 Jahren herauszufinden, was damals wirklich passiert ist – an die Version, dass ein Erdbeben das AKW zerstört haben soll, hat er nie geglaubt; dagegen sprechen die Werte, die er damals gemessen hat. Festgenommen wurde er, als er versuchte, in das Sperrgebiet um das zerstörte Atomkraftwerk einzudringen und Beweise zu sammeln. Nach seiner Freilassung kann Joe seinen Sohn Ford überzeugen, dass die Regierung den wahren Grund der Katastrophe vertuscht hat.

Zurück im Sperrgebiet werden sie Zeuge davon, wie der Muto wieder erwacht. Er hat sich in der Ruine des Kernkraftwerks eingenistet und sich vom radioaktiven Material ernährt. Er bricht aus der Sperrzone aus und flieht ins Meer.

In den rauchenden Trümmern wird Dr. Serizawa, Leiter von Monarch (der Organisation, welche den Muto untersucht hat), auf Ford aufmerksam. Der berichtet, sein Vater hätte einen Paarungsruf des Monsters aufgezeichnet. Das Muto befindet sich auf dem Weg in die USA. Versuche, es zu töten schlagen fehl. Offenbar sucht es ein zweites Muto. In den USA war eine zweite M.U.T.O-Spore entsorgt und als „inaktiv“ eingestuft worden – ein grober Fehler, wie sich herausstellt. Aus der Spore schlüpft ein weibliches Monster derselben Art und folgt dem Paarungsruf des Männchens.

Alles, was sich dem Monster-Paar in den Weg stellt, wird vernichtet. Atomwaffen machen den beiden Monstern nichts, im Gegenteil. Sie nutzen Atomsprengköpfe als kleine Zwischenmahlzeit. Die Menschheit steht vor ihrer Vernichtung.

Die Menschheit steht vor ihrer Vernichtung? Nicht ganz. Ein weiteres Monster hat sich auf die Spur der Mutos begeben: Godzilla. Dr. Serizawa bezeichnet Godzilla als urzeitliches Alpha-Raubtier, welches Jagd auf die beiden Mutos macht und als einziges in der Lage sei, das Gleichgewicht in der Natur wiederherzustellen, die Monster zu besiegen.

In San Francisco haben die Mutos währenddessen ein Nest gebaut und dort Eier abgelegt. Als kleines Vitamin legt Mutter Muto ihrem Nachwuchs eine scharfe Atombombe ins Nest, die nun ganz Kalifornien bedroht. Das Militär schickt Ford Brody, der eigentlich Bombenentschärfer bei der Army ist, und einen Trupp unerschrockener Marines in die Höhle der Monster – die Ruinen der Stadt San Francisco. Brody soll die Atombombe entschärfen. Das stellt sich als unmöglich heraus.

Während in der Stadt drei Radioaktivitäts-süchtige Monstren kämpfen, soll Brodys Trupp die radioaktiv strahlende Bombe aus der Stadt raus ins Meer transportieren. Die wage Hoffnung dahinter: Die Monster folgen der appetitlichen Strahlung und kehren nie zurück …

Was zu sagen wäre

Zehn Jahre nach dem letzten Godzilla-Film kommt, wie versprochen, ein neuer ins Kino. Nach Final Wars hatten die Produzenten versprochen, nun für zehn Jahre die Füße still zu halten. Und jetzt, zum zweiten Mal nach 1998, überlassen die japanischen Lizenzinhaber es den Hollywood-Majors, das Monster wiederzubeleben. Operation gelungen, die Echse lebt!

Ein Monster für das 21. Jahrhundert

Gareth Edwards holt das Monster ins 21. Jahrhundert und stellt sich erst gar nicht mehr der Frage, wie man bloß nochmal erzählen könnte, dass ein Urzeit-Gigant auftaucht, alles kaputt macht und irgendwie zurückgedrängt werden muss. In seiner Version ist der „Alpha Predator“ ein gottähnliches Wesen. Eines, das seit Millionen Jahren tief unter dem Meeresspiegel lebt, nahe der radioaktiven Strahlung aus dem Erdkern („Im Jura, der Zeit der Saurier, war die radioaktive Strahlung auf der Erde noch viel höher“, erklärt uns Dr. Serizawa an einer Stelle), und sich nur blicken lässt, wenn das Gleichgewicht der Natur aus dem Ruder ist – so wie aktuell durch die Mutos. „Die vielen Atombombenversuche in den Fünfzigern waren keine Atombombenversuche“, heißt es im aktuellen Film. „Es waren Versuche, es zu töten!“ Hier ist das alte Godzilla-Motiv: Menschen erfinden etwas – bzw. beuten Wissen aus – und entfesseln dadurch die Hölle.

Im aktuellen Film ist Es bekannt, eine multinationale Geheimoperation unter dem Tarnnamen „Monarch“ zu dessen Bekämpfung bald gegründet. Aber Es lässt sich eben gar nicht blicken; eigentlich nur, wenn Es wieder mal von den Menschen, die Jagd auf Es machen, aufgescheucht wurde. Dieser Kniff gibt dem Wesen eine Bedeutung, einen Charakter. „Millionen Jahre älter als die Menschheit. Aus einer Zeit, als die Erde noch zehnmal radioaktiver war als heute.“ „Wir nennen ihn Gojira.“ „Die Spitze eines Ur-Ökosystems. Ein Gott. In jeder Hinsicht.“ Das betont Gareth Edwards deutlicher, als das die Toho-Studios in ihren Produktionen getan haben, wiewohl auch dort schon der Urgigant einen gewissen Yin-Yang-Charakter hatte. „Die Menschen glauben, wir hätten die Natur unter Kontrolle und nicht anders herum.

Die Bestimmung des Monsters

In den schwarzweißen Ursprüngen wurde er vom Licht menschlicher Siedlungen angelockt; später wurde er von Außerirdischen mit weiteren Monstern gejagt, die er in der Folge besiegte, dadurch die Welt rettete, was ihn zum Freund der Menschen, vor allem der Kinder stilisierte. Godzilla Menschenfreund. Das änderte sich erst wieder mit Roland Emmerichs Echsenversion. Aber Godzillas Bestimmung wurde stets nur angedeutet zwischen lauter Trümmern. Edwards und sein Titelheld gehen sorgsam mit dieser Bestimmung um. Wunderschöne Bilder gibt Edwards seinem Monster auf der Leinwand – sein Gott ist tiefenentspannt im Umgang mit dem Menschen, aber entschlossen im Kampf gegen den Feind. Auch dieser, der M.U.T.O., ist kein plattes Monster. Rund um ihr Nest verhalten sich die beiden wie Elterntiere. Sie handeln instinktiv und zeigen soziales Verhalten.

Dass Godzilla seine Empathie ausgerechnet in der Stadt der Blumenkinder, San Francisco, beweist, ist eine schöne Geste.

Zurück zu Godzillas Wurzeln

Die seit dem Ur-Godzilla von 1954 in den Hauptfilmen der inoffiziellen Serie immer wieder diskutierte Frage der Kernspaltung und die Debatte über wissenschaftliche Entwicklungen zum (angeblichen) Segen der Menschheit und was mit ihnen geschieht, wenn das Militär sie in die Hände bekommt, wird im aktuellen Film nur pro forma geführt. Da plant der Admiral der US-Navy als letzten Ausweg die Detonation einer Megatonnen-Atombombe und der japanische Wissenschaftler bittet, davon abzusehen und drückt dem Admiral als Argumentationshilfe die Taschenuhr seines Vaters in die Hand, die am 6. August 1945 stehen geblieben ist, zum Zeitpunkt des Abwurfs der Bombe auf Hiroshima.

Das Atomthema ist eigentlich verhandelt, die Menschheit hat spätestens wohl seit Fukushima begriffen, dass Kernspaltung gefährlich ist – die Kunstform Film kann dem auch in ihrer kommerziellen Ausprägung nichts mehr Neues abpressen. Am Ende des aktuellen Godzilla steht die philosophisch durchwirkte Erkenntnis, dass wir alle auf einer Welt, derselben Welt, mit- und nebeneinander leben. Mal sehen, wohin uns das Monsterkino mit dieser Erkenntnis führt.

Ein Monster. Eine Stadt. Ein Spektakel.

Denn bei aller Philosophie und Interpretation bleibt auch Godzilla 2014 vor allem eines: ein Monsterfilm! Mit einem Monster im Mittelpunkt, das Schauspieler dazu zwingt zu rennen, zu schreien oder zu schießen und auch im vorliegenden Fall die Autoren des Drehbuchs zur Untätigkeit verdammt. Alles, was in diesem Film nicht direkt Godzilla ist, ist eine flache, rudimentär zusammengezimmerte Story. Ein Problem allerdings, das Godzilla mit seinen Filmen schon immer hatte. Was für eine Story soll man auch erzählen, wenn gigantische Monster unbezwingbar, unaufhaltsam durch die City marodieren? Da interessiert einzig und allein die Frage: „Wie beseitigen wir diese Scheiße nun?“ Der Rest ist Spektakel gucken. Und davon bietet Godzilla 2014 eine Menge.

Wertung: 6 von 8 €uro
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