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Plakatmotiv: Godzilla II – King of Monsters (2019)

Schlichte Dialoge
Grandiose
Monster

Titel Godzilla II – King of Monsters
(Godzilla: King of the Monsters)
Drehbuch Michael Dougherty
Regie Michael Dougherty, USA 2019
Darsteller

Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Sally Hawkins, Bradley Whitford, Charles Dance, Kyle Chandler, David Strathairn, Anthony Ramos, Ziyi Zhang, Thomas Middleditch, O'Shea Jackson Jr., Ken Watanabe, CCH Pounder, Aisha Hinds, Elizabeth Ludlow u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 131 Minuten
Deutschlandstart
30. Mai 2019
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Jonah Alan ist ein Ökoterrorist. So nennen sie ihn. Er selbst würde sich so nicht bezeichnen, er würde sich als Retter der Erde bezeichnen. Er will die Erde retten, indem er die Menschen auf ihr, wenn nicht auslöscht, so doch wenigstens arg reduziert. Nicht nur das. Er will die Titanen aufwecken, die einst auf der Erde lebten – Godzilla, Monster Zero, Mothra und andere – und die sollen dann die Menschheit in ihre Schranken weisen.

Um die Monster zu wecken, infiltriert er die kryptozoologische Organisation Monarch und bringt ORCA in seine Gewalt, ein Gerät, über das man die Titanen steuern kann. Erfunden und gebaut hat ORCA Dr. Emma Russell, die mit ihrer Tochter Madison auf einer Monarchbasis in China lebt. Monarch hat auf der ganzen Welt solche Basen eingerichtet – überall dort, wo Wissenschaftler schlafende Titanen geortet haben.

Die Basis in China steht am Ei von Mothra, deren Raupe gerade geschlüpft war, als Alan, der Ökoterrorist, ORCA und deren Erfinderin samt Tochter entführte. Während die Monarch-Leute noch die Trümmer beiseite räumen und gemeinsam mit dem Tierforscher Mark Russell – getrennt lebender Ehemann von Emma und Vater von Madison – herauszufinden versuchen, was Jonah Alan eigentlich vorhat, gelingt es dem, Monster Zero zu wecken, einen gigantischen, dreiköpfigen Drachen, von dem sich herausstellt, dass der nicht in die natürliche Ordnung der Erde passt, in der schon vor Jahrmillionen Godzilla unter den irdischen Titanen für Ordnung und Hierarchie sorgte.

Monster Zero kam einst aus dem Weltraum auf die Erde, wurde als King Ghidorah verehrt. Alan wollte die Titanen eigentlich nach und nach aufwecken, muss aber feststellen, dass ihm Ghidorah das Heft des Handelns aus der Hand nimmt. Bald schon erhebt Rodan, der Feuervogel, sein Haupt.

Dann tritt Godzilla auf den Plan und greift Ghidorah an.

Die Militärs, die – anders als die Monarch-Leute – die Rolle Godzillas im Ökosystem der Titanen noch nicht begriffen haben, gehen mit allem was sie haben dazwischen, unter anderem mit einem neu entwickelten Oxygen-Zerstörer, der alles Leben im Umkreis mehrerer Kilometer auslöscht. Alles irdische Leben. Godzilla, eben noch im Kampf mit Ghidorah, sinkt sterbend auf den Meeresboden. Ghidorah hingegen weckt die schlafenden Titanen und beginnt sein Werk der Zerstörung.

Die Wissenschaftler von Monarch sehen sich gezwungen, den sterbenden Godzilla zu retten, um der Menschheit vielleicht doch noch eine Chance zu lassen …

Was zu sagen wäre

Das Leben als König der Titanen (King of Monsters) ist kein leichtes Leben. Um das zu erkennen, muss man Godzilla nur mal ins Gesicht sehen. Es ist alt. Müde. Desillusioniert. Es gehört zu einem Wesen, das schon alles gesehen hat und weiß, dass Gnade nicht hilft. Dass es scheißendreck heftig schwer ist, das Gleichgewicht der Natur zu erhalten und für Ordnung zu sorgen. Der mit Digitaltechnik und Motion Capture zum Leben erweckte Titelheld ist ein vielschichtiger Charakter in diesem dritten Film (nach Godzilla aus 2014 und Skull Island, 2017) der neuen Godzilla-Serie – und der lebendigste.

Zum Wesen der meisten Godzilla-Filme gehört es, dass die Menschen lediglich eine Platzhalter-Rolle spielen; der Zuschauer im Kino braucht eine Identifikationsfigur auf der Leinwand, um die Monster als Bedrohung verstehen zu können – Monster, die unter sich bleiben beim Prügeln, bieten zwar Schauwert, aber im Kino des 21. Jahrhunderts keine Dramatik mehr. Also wird eine Geschichte rund um eine kaputte Familie gestrickt, die in Klischees erstickt – Vater Alkoholiker, Mutter überambitionierte Wissenschaftlerin, Tochter zwischen beiden hin und hergerissen –, zusammengehalten mit Dialogen von erschütternder Schlichtheit. Ken Watanabe sagt das selbst. Als der Godzilla-historischste Charakter überhaupt – Prof. Serizawa – sagt er nach einem länglichen warum-ich-tue-was-ich-tun-muss-Monolog, er habe seine Formulierungen in einem Glückskeks gefunden, „in einem sehr großen Glückskeks“.

Fleißig wird am Mythos der Godzilla-Historie gearbeitet. Wiederholt erläutert eine Historikerin, woher jene Titanen kommen, welche Rolle sie einst hatten und dass Drachen im asiatischen Raum, anders als im Westen, eine heilbringende Rolle spielten – love Your local Dragon, sozusagen.

Das alles wird im etwas breit getretenen Fundament dieses Films erzählt, der insgesamt gesehen Spaß macht, weil Regisseur Michael Dougherty und seine Co-Autoren Zach Shields und Max Borenstein ein Best-of-Godzilla-Filme erzählen – neben den historischen Monster-Größen Ghidorah, Mothra und Rodan gibt es Anspielungen auf das versunkene Königreich Mu, das in einigen der alten Toho-Produktionen als historische Einordnung diente (als Herkunft der gigantischen Seeschlange Manda etwa), der Oxygen-Zerstörer aus dem Ur-Godzilla erlebt seine Wiederaufführung, Dr. Serizawa, der schon vor fünf Jahren den mahnenden Atombombenfinger heben durfte, darf hier einem ähnlichen Schicksal entgegen glänzen, wie sein Vorgänger im Ur-Godzilla, und auch die Miniprinzessinnen, welche in den 1960er und 70er Jahren schon die Mothra herbei sangen haben ihren Auftritt – wenn auch nicht als Prinzessinnen, sondern als in dritter Generation für Monarch als Wissenschaftlerinnen arbeitende Zwillinge. Man ist bemüht, dem märchenhaften Unterfangen einen realistischen Anstrich zu geben: Monster ja, Miniprinzessinnen eher nein.

Godzillafilme sind, auf ihren Kern reduziert, reine Disastermovies: Giganten zertrampeln bildgewaltig Welten. Dazwischen (s.o.) dehnen Soap-Menschen die Handlung auf abendfüllend. Freunde solcher Filme freuen sich, dass Regisseur Michael Dougherty einer der ihren ist. Er liebt diese Monster. Anders ist kaum zu erklären, warum er ihnen ein ikonographisches Bild nach dem anderen gönnt. Das offizielle Plakatmotiv (oben links) gehört schon zu den platteren Motiven – zumal die dazugehörige Szene im Film auf dem offenen Meer stattfindet, in das Godzilla in der Folge tief abtaucht; hier aber steht er auf dem Wasser wie auf festem Grund. Schon Jesus wandelte über Wasser. Diese großartigen Bilder sind Pixelanimationen, die Dougherty seinen Monstern malt, keine echten Panavision- oder Arriflex-Aufnahmen – natürlich.

Im modernen CGI-Kino muss der Regisseur aber damit umgehen können. Dougherty kann das. Seine Monster sind als jene Götter inszeniert, die die Historikerin im Film ein ums andere mal beschwört. Wenn Ghidorah seine drei Häupter erhebt und vor einem heiligen Kreuz die Flügel auf ihre beeindruckende Spannweite ausbreitet, ist es der Symbolik fast ein bisschen viel – aber ein beeindruckendes Bild ist es allemal.

Die Action in diesem Krieg der Monster ist spektakulär, zwangsweise – leider – unterbrochen von den Problemen einer dysfunktionalen Familie. Am Ende steht die Erkenntnis, die Eingeweihte schon seit 1954 wissen: Man kann Godzilla fürchten, aber man muss ihn auch lieben.

Wertung: 4 von 8 €uro
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