IMDB
Plakatmotiv: Godzilla und die Urweltraupen (1964)
Ein neuer Player tritt auf
Titel Godzilla und die Urweltraupen
(Mosura tai Gojira)
Drehbuch Shin'ichi Sekizawa
Regie Ishirô Honda, Japan 1965
Darsteller

Akira Takarada, Yuriko Hoshi, Hiroshi Koizumi, Yû Fujiki, Kenji Sahara, Emi Itô, Yumi Itô, Yoshifumi Tajima, Jun Tazaki, Kenzô Tabu, Yoshio Kosugi, Akira Tani, Susumu Fujita, Yutaka Sada, Ikio Sawamura u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 87 Minuten
Deutschlandstart
5. April 1974
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Nach einem Unwetter wird ein gigantisches Ei geborgen. Als noch unklar ist, ob das Ei als Touristenattraktion benutzt oder Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden soll, tauchen zwei kaum fingergroße Zwillingsmädchen auf, die Shobijin (dt. „kleine schöne Frauen“). Diese erklären, dass sie von Infant Island kommen, wo ihre Göttin, die Riesenmotte Mothra, lebt, zu der dieses Ei gehöre.

Während die Zwillinge versuchen, die Wissenschaftler zu überzeugen, dass das Ei nach Infant Island zurückgebracht werden muss, erscheint Godzilla am Strand. Nach einer Reise nach Infant Island wird Mothra von den Shobijin erweckt, während Godzilla das Ei angreift.

DVD-Cover: Godzilla und die Urweltraupen (1964)Es kommt zu einem monumentalen Kampf zwischen Mothra und Godzilla, an dessen Ende Godzilla Mothra tötet. Derweil ist das Ei aufgebrochen; zwei Raupen schlüpfen. Diese benutzen jetzt ihre Fähigkeit, ein eigentlich zur eigenen Verpuppung vorgesehenes Serum zu speien, um Godzilla in einem Netz zu fangen. Godzilla stürzt vollständig bewegungsunfähig ins Meer. Die beiden Raupen machen sich auf ihren Weg zu Infant Island.

Was zu sagen wäre

Nachdem es die Toho-Studios mit neuen Monstern (Rodan, 1956) und mit alten Bekannten (King Kong, 1962) versucht haben, kehren sie hier zu ihrer bislang erfolgreichsten Leinwandfigur zurück.

Der Kosmos des Godzilla, der sich bislang um nukleare Bedrohungen rankte, erfährt eine Erweiterung um asiatische Mythen. Zwar ist auch Mothra offenbar Produkt von Atomversuchen auf einem abgelegenen Atoll – welches Mothras Heimat ist („Früher war das mal eine schöne, fruchtbare Insel.“) – aber um Mothra herum gibt es eine ganze Religion (die in „Mothra bedroht die Welt“, 1961, beleuchtet wurde). Zwei Priesterinnen im Westentaschenformat kümmern sich um ihre „Göttin“, die im Grunde nur ihr Ei zurück, mit der Menschheit an sich aber nichts weiter zu tun haben möchte.

Aber in diesem Mothra-Kosmos steckt mehr – eine eigene Gesellschaftsform, eine eigene Religion mit eigenen Göttern. Mothra wird eingeführt als Göttin, die Leben schützt; im Gegensatz zum großen Titelhelden Godzilla, der seine atomare Wut in Städte trägt. Die Toho-Studios bauen hier offensichtlich ein Duell auf, das in wahrscheinlich wechselnder Besetzung noch für einige Filme tragen soll.

Schauplatz des Dramas ist eine Gesellschaft, in der ein Millionär an allen Gesetzen vorbei handeln kann, die Wissenschaft in einem akuten Fall von Wissenschaft weniger Gehör bei den Mächtigen findet als der Journalismus und ein Reporter schließlich den Zugang zu Mothras Gemeinschaft findet.

Plakatmotiv (Jap.): Godzilla und die Urweltraupen (1964)Das wirkt mehr als Klischee denn als realistische Erzählung und auch die Gesellschaft rund um Mothra, ihre Jäger in blutrote Farbe getunkt, agiert eher als Ausrufezeichen gegen den nuklearen Wahn – „Hier auf unserer Insel ist furchtbares passiert! Unser armes Volk ist geschlagen mit Krankheit! Und Ihr? Ihr habt mit dem Feuer der Götter gespielt und Ihr wagt es, zurückzukommen und um Hilfe zu bitten?!?“ Die Fronten sind festgefahren: „Alles wäre anders, wenn Ihr uns das Riesenei zurückgegeben hättet!

Die Szene gipfelt in einem Appell eines Anzugträgers an die Eingeborenen, dass die ganze Welt doch im Grunde eine große Familie aus lauter Brüdern und Schwestern sei, die lernen müssten, einander zu vertrauen. Damit erweitert Ishiro Honda die Bandbreite seiner Monsterparabel. Die Moral von der Geschicht': Mörderische Geschäfte gegen den Humansimus fruchten nicht!

Mit dem nächsten Bildschnitt sehen wir Japans Militärspitze, die eine Strategie gegen die Monster entwickelt. Für den Zuschauer das Signal, dass nach knapp einer Stunde Basiskurs in japanischer Mythologie nun die Monsterparty losgehen kann. Der nun folgende Kampf zwischen Godzilla und Mothra ist – innerhalb des Genres – ein Meilenstein, wie so etwas aussehen kann. In rascher Bildfolge treibt Ishiro Honda die beiden Kreaturen aufeinander, lässt im Wechsel zwischen Zeitlupe und Zeitraffer vergessen, dass eine Motte eigentlich wenig Chancen hat gegen eine Echse.

Der melancholische Score von Akira Ifukube lässt dabei stets durchschimmern, dass Godzilla hier nicht der ultimativ Böse ist; auch er ist ja Opfer der von Menschen verursachten nuklearen Probleme. Die wirklichen Schurken werden zu Beginn des dritten Aktes von Kompagnons erschossen oder sie sterben in den Trümmern der von ihnen heraufbeschworenen Katastrophe. Danach gehört das Feld dann Godzilla, Mothra und dem Miltär. Und plötzlich tut es auch weh zu sehen, das The Godzilla Wirkungstreffer einstecken muss.

Solange die Menschheit nicht aufhört, Atomversuche zu betreiben, ist es nie vorbei!“, sagt Reporter Ichiro vor den Schlusstiteln. Hier baut sich gerade eine interessante Serie für Monsterfilme auf.

Wertung: 4 von 7 D-Mark
IMDB