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Kinoplakat (Jap.): Godzilla – Der Urgigant (1989)

Godzilla kämpft gegen
eine Rose? Echt jetzt?

Titel Godzilla – Der Urgigant
(Gojira vs. Biorante)
Drehbuch Shinichirô Kobayashi + Kazuki Ohmori
Regie Kazuki Ohmori, Japan 1989
Darsteller

Kunihiko Mitamura, Yoshiko Tanaka, Masanobu Takashima, Kôji Takahashi, Tôru Minegishi, Megumi Odaka, Toshiyuki Nagashima, Ryûnosuke Kaneda, Kazuma Matsubara, Yoshiko Kuga, Yasunori Yuge, Yasuko Sawaguchi, Haruko Sagara, Kôichi Ueda, Kosuke Toyohara u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
14. Februar 1991 (Videopremiere)
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Japan 1984: Sofort nachdem Godzilla in den Mihara-Vulkan gestürzt ist, beginnt die Regierung mit der Beseitigung von Trümmern im zerstörten Tokio. Inmitten des Trümmerfeldes finden sie schließlich organische Überreste von Godzilla, die noch lebende Zellen enthalten. Plötzlich stürmen amerikanische Soldaten die Bergungsarbeiten, rauben die Zellen und können vor den japanischen Soldaten fliehen, ehe sie von einem Agent der Saradia Oil Company aus dem Mittleren Osten getötet und ihrer Godzillazellen beraubt werden. Dort übergibt er der Ölfirma die Zellen und diese sollen von dem aus Japan stammenden Wissenschaftler Dr. Shiragami und seiner Tochter Michiko untersucht werden, die mithilfe der Godzillazellen eine extrem widerstandsfähige Weizenart züchten wollen, die man in der Wüste anbauen könnte. Doch die Amerikaner greifen das Labor mit einer Bombe an und zerstören es; Michiko stirbt bei dem Angriff.

DVD-Cover (Jap.): Godzilla – Der Urgigant (1989)Fünf Jahre später: Dr. Shiragami hat sich entschieden, nach dem Tod seiner Tochter nach Japan zurückzukehren. Während er seine Forschungen mit Godzilla-Genen an experimentellen Rosenstöcken fortsetzt, versucht er mithilfe der telepathisch begabten Miki Saegusa Kontakt zu Michiko zu bekommen – was scheitert. Dann bricht der Mihara-Vulkan aus und vernichtet Shiragamis Rosenstöcke.

Kurze Zeit später wird bei ihm eingebrochen und es kommt zu einer Schießerei, bei der einer der Eindringlinge von einer Art Tentakel angegriffen wird. Eine Spur dieser merkwürdigen Kreatur führt zu dem nahe gelegenen Ashi-See, in dessen Mitte plötzlich eine gigantische Rose steht, die von Dr. Shiragami Biolante getauft wird.

Zur gleichen Zeit geht ein Erpresserschreiben bei der japanischen Regierung ein. Das amerikanische Bio-Kartell fordert die Übergabe von experimentellen Anti-Nuklearbakterien, ansonsten werde der Mihara-Vulkan gesprengt und somit Godzilla befreit …

Was zu sagen wäre
Dieser 17. Godzillafilm sprengt nun alle internationalen Grenzen: Neben den Japanern kämpfen arabische Ölfirmen und amerikanische Biokartelle. Godzilla steigt voll in die Gentechnik, veränderte Lebewesen und die damit verbundene gesellschaftliche Problematik ein. Das hat das japanische Monsterkino immer engagiert getan; gegen nukleare Allmachtsphantasien, gegen Umweltverschmutzung, jetzt gegen Gen-geile Wissenschaftler; der Kreis zu den einst nuklear-geilen Wissenschftlern schließt sich: „Biolanthe und Godzilla sind keine Monster“, faucht Dr. Shiragami. „Die skrupellosen Wissenschaftler, die sie erschaffen haben, sind die Monster!

Die Armee hat mit der Super-X2 eine Weiterentwicklung der von 1984 bekannten Super-X gebaut, es gibt Anti-Nuklearbakterien, die sowohl für eine Dekontaminierung bei einem nuklearen Unfall als auch für den Kampf gegen Godzilla genutzt werden können. Die sind dann allerdings Ziel verschiedener Parteien. Nicht nur die japanische Armee ist daran interessiert, auch der Agent der Saradia Oil Company sowie zwei Agenten der amerikanischen Gen-Gesellschaft, auch Bio-Kartell genannt, wollen diese Bakterien, da das Bio-Kartell plant, den Genmarkt weltweit zu monopolisieren. Das ist viel Holz, über das Godzilla da trampeln muss, um die Horrorblume zu knicken.

Entsprechend legt der Film gleich im Geist von Lethal Weapon und Die Hard los mit einer ordentlichen Ballerei unter Terroristen verschiedener Herkunft – wobei hier die US-amerikanischen und die arabischen die Schurken und die asiatischen die gutgläubigen Opfer. Da blitzt der Sarkasmus aus dem Vorgänger kurz auf, in dem der japanische Film die Allmachtsfantasien westlicher Geheimdienste über die Interessen der Japaner stellen.

DVD-Cover (Jap.): Godzilla – Der Urgigant (1989)Mit diesem Godzilla hat auch die japanische Mystik wieder Einzug gehalten, die es schon gab, als Mothra damals die Bildfläche betrat. Damals waren es die beiden daumengroßen Priesterinnen, die in Kontakt zu Mothra standen, heute ist es die junge Miki, ein Medium, das irgendwie in Kontakt zu Godzilla treten kann, während gleichzeitig nicht ausgeschlossen werden kann, dass in Biolanthe, irgendwo tief drinnen, noch der Geist der toten Michiko schlummert, befreit werden muss.

Die Zielgruppe der frühen Godzilla-Filme, die damals als junge bis fortgeschrittene Teenager die Kinos bevölkerte, ist dieser Erzählstruktur streng genommen entwachsen. Die kindliche Faszination des Naiven greift nicht mehr, wenn man Ende 20, Anfang 30 ist. In diesem Alter neigt man, die Machart auseinanderzunehmen, sich über das neue Godzilla-Design auszulassen, das faltiger und böser aussieht; die für dieses Genre doch elegante Kamera zu loben sowie die ausgereiften Special Effects (für das Genre); sich an Szenen zu erfreuen, in denen Regisseur Kazuki Ohmori es gelingt, Godzilla in den Zweikampf mit einem einzelnen Menschlein zu zwingen – oder in einen bewegenden Dialog mit der telepathisch begabten Miki; jedes Mal die Augen zu verdrehen, wenn die militärische Spitzentechnologie aufsteigt und der Score Fanfaren bläst, die entfernt an die Superman-Hymne erinnert.

Aber dafür ist Kino nicht (allein) da. Erste Frage bei Godzilla immer: Macht das Monsterspektakel Spaß? In diesem Fall eher nicht. Der Kampf gegen Biolanthe s– Godzilla kämpft gegen eine mutierte Rose? Echt jetzt? – pielt nur am Rande eine Rolle, den Rest nimmt diese doch halbwegs komplexe Agenten-jagen-Anti-Godzilla-Bakterien-und-schießen-sich-gegenseitig-über-den-Haufen-Dramaturgie in Anspruch, wo Menschen gegen Menschen stehen, die dann auch noch – horrible dictu – Godzilla ausschalten wollen – schon wieder.

Trotz der angedeuteten Gewalt und der vordergündig komplexen Hintergrundstory ist dieser Film dann doch eher für die 5- bis 12-Jährigen interessant. Immerhin tragen die Schurken Sonnenbrille oder sehen amerikanisch aus; das verstehen auch Kinder.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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