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Plakatmotiv (Jap.): Gamera gegen Barugon (1966)
Ein großer Abenteuerfilm
mit attraktiver Monsterbeilage
Titel Gamera gegen Barugon – Frankensteins Drache aus dem Dschungel
(Daikaijû kettô: Gamera tai Barugon)
Drehbuch Niisan Takahashi
Regie Shigeo Tanaka, Japan 1966
Darsteller

Kôjirô Hongô, Kyôko Enami, Yûzô Hayakawa, Takuya Fujioka, Kôji Fujiyama, Akira Natsuki, Yoshirô Kitahara, Ichirô Sugai, Bontarô Miake, Jutarô Kitashiro, Kazuko Wakamatsu, Yuka Konno, Eiichi Takamura, Ken'ichi Tani, Kôichi Itô u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 92 Minuten
Deutschlandstart
3. Mai 1967
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Die Rakete, mit Japan das Monster Gamera für immer ins All befördern wollte, kollidiert mit einem Meteor. Gamera kann sich befreien und kommt zurück nach Japan. Um seinen Hunger nach Wärme und Energie zu stillen, greift er erst einmal die Kurobe-Talsperre an und zerstört sie. Daraufhin wendet er sich einem ausgebrochenen Vulkan auf der anderen Seite der Welt zu.

Währenddessen entpuppt sich auf einem Eiland in Neuguinea ein wertvoller Opal als Eineines Drachen. Dei Menschen sind entsetzt, als sich daraus ein riesiges Ungeheuer namens Barugon entwickelt.

Mit einem Eisstrahl, der aus seiner Zunge schießt, und einem Regenbogen-Todesstrahl beginnt Barigon die Vernichtung Osakas, bis sich ihm das Schildkrötenmonster Gamera in den Weg stellt.

Der Zweikampf der beiden Urweltwesen entbrennt …

Was zu sagen wäre
Dieser Film aus der Gamera-Reihe, der zweite, ist für deutsche Augen und Ohren zunächst verwirrend: Die Riesenschildkröte heißt nicht Gamera, sondern Barugon. Und sein Gegner eine riesige Echse mit Nasenhorn heißt Godzilla, „Godschilla“ ausgesprochen, weil die berühmte nuklear verseuchte Urechse im japanischen Origional „Gojira“ heißt. Aber natürlich hat das Nashorn mit Godzilla gar nichts zu tun. Den Namen haben sich gelangweilte Werbeleute des deutschen Filmverleihs ausgedacht – genauso wie diese Zweittitel, in denen immer Frankenstein genannt wird, mit dem die japanischen Kaijû-Filme aber nun gar nichts zu tun haben. Aber „Frankenstein“ und „Godzilla“ sind eingeführte Marken. Da dachte sich der Verleih, er probiert's einfach mal.

Tatsächlich ist es die Fortsetzung von Gamera – Frankensteins Monster aus dem Eis aus dem Vorjahr, der es nicht in die deutschen Kinos geschafft hat <Nachtrag 2011> … und es erst 2011 per DVD nach Deutschland geschafft hat </Nachtrag 2011>. Das lag vielleicht daran, das jener Film schwarz-weiß ist. Dieser nun ist in Farbe und hat ziemlich wenige Monsterszenen für einen Monsterfilm – aber die fliegende Schildkröte heißt auch hier im japanischen Original „Gamera“. Die Daei Studios haben mit Gamera ein den Menschen zugewandtes Ungeheuer erschaffen. Zwar macht auch er allerhand kaputt. aber in erster Linie holt er mal die Monsterkohlen für die Menschen aus dem Feuer; die Verwüstungen scheinen mehr seinen gigantischen Statur geschuldet. Kinder lieben ihn (das weiß man, wenn man den ersten Film sehen konnte).

„Daikaijû kettô: Gamera tai Barugon“ hat zwei Regisseure: Shigeo Tanaka inszeniert die dramatische Rahmenhandlung mit Menschen, Gaunern und exotischen Schönheiten. Noriaki Yuasa, der den ersten Gamerafilm inszeniert hat, konzentriert sich nur auf die Monsterszenen. Herausgekommen ist ein Abenteuerfilm in Cinemascope mit feuerspeienden Drachen Schutzgöttern, in dem Menschen seltenen Edelsteinen nachjagen, dafür über leichen gehen und schlafende Drachen wecken.

Die aufgeteilte Regie zahlt sich aus: Ich merke dem Film an, dass er sorgfältiger erzählt ist, mehr Augenmerk auf die Spielhandlung hat. Beispielhaft mag da eine Szene in einer Höhöe stehen, in der ein Protagonist einem Skorpion zum Opfer fällt, der ihm in die Hose krabbelt. die Szene ist – für einen Monsterfilm – mit großem Suspense erzählt; sie entwickelt geradezu ein Eigenleben und explodiert dann. Da schwitze ich im Kinosessel. Um dann die langen Strecken des Films ohne Monster für ein Monster-konditioniertes Publikum zu inszenieren, setzt die Regie auf folkloristische Eingeborenen-Rituale – über „Dinge, die man wissenschaftlich nicht erklären kann“ raunt ein alter Weißhaariger, die sich aber gut auf der Leinwand machen.

Der Film erzählt ausführlich von einer Schatzsuche und menschlicher Gier, die schließlich die größten Gefahren heraufbeschwört. Da hat ein Weltkriegspilot einst einen Football-großen Opal auf einer entlegenen Insel gefunden. Gemeinsam mit ein paar Abenteurern macht er sich nach dem Krieg auf die Suche, findet die Insel, wird von den Einheimischen eindringlich gewarnt, den Opalö aus der Höhle zu entfernen, er tut es doch (es folgt die Skorpion-Szene), einer der Kameraden entpuppt sich als skrupelloser Killer, der, wenn er sich übervorteilt fühlt und sauer ist, mit großer Geste Johnny Walker aus der Flasche trinkt, der Opal gerät unter Umständen, die nachvollziehbar aber hier zum Erzählen zu lang sind, unter Infrarotbestrahlung und das Monsterchaos beginnt.

Barugon ist dabei ein interessantes Monster: Über seine zunge kann er frostige Kälte verschießen. Aber das kann er nicht unentwegt. Irgendwann braucht er eine Pause um buchstäblich Energie zu tanken. Wasser mag er auch nicht; ist es zu tief, säuft er ab. Das ist im – bisher bekannten – japanischen Monsterkanon ganz was Neues. Interessant ist auch ein Radioreorter, der jedes militärische Manöver gegen Barugon sofort an seine Hörer weitergibt – als wären Militärgeheimnisse oder überhaupt die Angewohnheit der Militärs, ihre nächsten Züge nicht als erstes der Öffentlichkeit mitzuteilen, eine Idee ideologischer Betonköpfe. Wie im Vorgängerfilm ist auch hier das Militär eine kreuzbrave Unterstützung der Öffentlichkeit, die in allen Entscheidungen auf den Primat der Wissenschaft vertraut.

Während nun Gamera und Barugon (bleiben wir einfach in der japanischen Ortiginalerzählung) ihren ersten Kampf haben, den Gamera verliert, entwickelt sich die Jagd auf den Opal, von dem niemand weiß, dass er eigentlich ein Ei ist, weiter uhnd weitere Menschen müssen sterben. Die Gier des Menschen ist es immer wieder in diesem Film, die den Sieg des Monsters unausweichlich macht. Der gnadenlose Killer, der für Barugons „Geburt“ verantwortlich ist, verhilft ihm später noch einmal zur Flucht, als die Menschen ihn gerade sicher auf die Verliererstraße ziehen – und der gnadenlose Killer wird einen gnadenlosen, grausamen Tod haben; auch dies eine ungewöhnliche intensive Szene im japanischen Monsterfilm.

Unter filmkünstlerischen Gesichtspunkten kann der Durchschnittsdeutsche wenig sagen. Schon die Monster heißen ja nicht wie die Monster im Original. Wer weiß, was noch in der Synchronisation verloren gegangen ist. Wenn wir aber die namentliche Zuordnung Godzilla/Barugon und wer auch immer beiseite lassen, haben wir einen sehr interessanten Monsterfilm.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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