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DVD-Cover: Godzilla gegen Destoroyah (1995)

Schwanengesang auf ein
respektables Ungeheuer

Titel Godzilla gegen Destoroyah
(Gojira vs. Desutoroiâ)
Drehbuch Kazuki Ohmori
Regie Takao Okawara, Japan 1995
Darsteller

Takurô Tatsumi, Yôko Ishino, Yasufumi Hayashi, Megumi Odaka, Sayaka Osawa, Saburô Shinoda, Akira Nakao, Masahiro Takashima, Momoko Kôchi, Shigeru Kôyama, Ronald Hoerr, Kôichi Ueda, Takehiro Murata, Shelley Sweeney, Akihiko Hirata u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
20. Juni 2002 (DVD-Premiere)
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Als Godzilla Hongkong heimsucht steht die Menschheit vor einer neuen Herausforderung: Godzillas Körperteile leuchten rot und er spuckt radioaktive Flammen.

In der Zentrale der G-Force ist man zuerst ratlos. Doch Kenichi Yamane, Enkel des berühmten Doktor Yamane und Sohn von dessen Ziehsohn Shinkichi, hat eine Theorie, was mit Godzilla los ist: Godzillas Körper gleicht einem Kernkraftwerk, das vor einer gewaltigen Explosion steht.

Die Reporterin Yukari Yamane, die Enkelin des berühmten Doktors und Schwester von Kenichi, versucht inzwischen, Informationen über eine neue Erfindung des Wissenschaftlers Doktor Ijuin herauszufinden. Denn ihre Tante Emiko Yamane, die Tochter von Dr. Yamane, warnt, dass es sich bei der neuen Erfindung um eine Abwandlung des Oxygen-Zerstörers handelt.

In Tokio häufen sich merkwürdige Unfälle. Doktor Ijuin findet heraus, dass beim ersten Einsatz des Oxygen-Zerstörers 1954, mit dem der erste Godzilla getötet wurden, mehrere Organismen getroffen, die all die Jahre unentdeckt blieben, aber nun zu mutieren beginnen.

Plakatmotiv (Jap.): Godzilla gegen Destoroyah (1995)Godzilla wird von der Super-X III mit Kühlraketen beschossen, um die nahende Explosion hinauszuzögern. Kenichi hat herausgefunden, dass dadurch keine Explosion eintritt, sondern eine Kernschmelze, die um einiges verheerender ist als eine Explosion.

Die Organismen sind inzwischen deutlich zu Menschengröße herangewachsen. Die Armee versucht, die Wesen mit Ultra-Niedrigtemperatur-Waffen zu töten. Dieser Versuch bleibt erfolglos: Die Wesen verschmelzen zu einem noch größeren Geschöpf, das Doktor Ijuin Destoroyah nennt.

Die Leute in der G-Force sehen nur noch eine Möglichkeit, Destoroyah aufzuhalten: Da Godzilla nicht kämpfen darf, weil dadurch die Kernschmelze noch schneller einsetzt, versuchen Miki und Meru Ozawa mit Telepathie, Godzilla junior zu Destoroyah zu bringen.

Aber Godzilla ist außer sich vor Wut und zieht in die Schlacht gegen die Monster-Krabbe …

Was zu sagen wäre
Ein Hauch Abschied begleitet diesen Film seit dem ersten Frame. Godzilla hat sich verändert und er sieht dabei nicht gut aus, als würde er von innen brennen. Der Untergang seiner radioaktiv verseuchten Heimatinsel hat ihn überladen. Sein Herz, das einem Reaktor gleicht, heizt sich auf und wird über kurz oder lang explodieren. Eine nukleare Explosion, wie sie die Welt noch nicht erlebt hat und dann wohl auch nicht mehr erleben wird – jedes Leben wird ausgelöscht.

Das japanische Militär ist frustriert. „Wir müssen doch irgendwas tun. Wir können doch nicht einfach da sitzen und zusxchauen.“ Sie würden ihn halt so gerne mit ihren großen Kalibern abschießen; aber das würde die nukleare Katastrophe nur schneller herbeiführen. Und so diskutieren sie 41 Jahre, nachdem sie Godzilla ein erstes Mal töteten mit einer Waffe, deren Erfinder lieber Suizid beging, als seine Technologie, die das Ende alles Leben auf der Erde hätte bedeuten können, zu veröffentlichen, ob sie eine ähnliche Erfindung diesmal wieder verwenden können – mit den gleichen furchtbaren Nebenwirkungen; diese Technologie entzieht der Umwelt jeglichen Sauerstoff. Godzilla würde ersticken. Und alle anderen auch.

Plakatmotiv: Godzilla gegen Destoroyah (1995)Der Titel dieses Films ist zwar zutreffend, Godzilla kämpft am Ende auch mal gegen eine Riesenkrabbe namens Destoroyah. Aber das ist hier nur die äußere Handlung. Tatsächlich weist diese Destoroyah zurück direkt bis zu jenem ersten Godzillafilm von 1954. Die Technologie, die damals half, das Monster zu töten und damit die Menschheit zu retten, und die deren Erfinder dann lieber mit in den Freitod nahm, als sie seinen Erben zu überlassen, hat nun Folgen im Heute: Destoroyah ist ein Produkt der Sauerstofflosigkeit nach dem Oxygen-Zerstörer; sie stammt ursprünglich „aus dem Präkambrium, einer Ära, in der es auf der Erde keinen Sauerstoff gab“. Als sich der Godzilla-Killer vor 41 Jahren öffnete, reanimierte dies leblose Mikroben aus Gesteinsschichten jener Jahrmillionen alten Ära. Jetzt, von Wissenschaftlern in Bodenproben ans Licht geholt, wachsen diese Mikroben in einem Reagenzglas ins Gigantische.

Dieser letzte Godzillafilm der Heisei-Reihe, deren erster Die Rückkehr des Monsters (1984) war, ist von Anfang an als Abschied vom Monster angelegt. Die Frage ist nicht, ob, sondern wie Godzilla fallen wird: Wird er mittels eines neuen Oxygen-Zerstörers eingeschläfert, oder stirbt er in einer gewaltigen Nuklearkatastrophe.

Das bietet den Erzählern eine melancholische Grundstimmung, die dem Franchise gut bekommt. Und natürlich schlägt das einen epochalen Bogen zum allerersten Godzillafilm (entfernt aber erzähltechnisch geschätzt die Hälfte der Nachfolgefilme aus der Timeline). Denn die Rettung der Menschheit damals bedroht nun die Menschheit heute.

Es ist die zentrale Botschaft aller Godzillafilme: Jeder Eingriff in die Natur, ob atomar, genetisch, mikrobiologisch oder wie auch immer, bringt die Natur aus dem Gleichgewicht und geht immer nach hinten los; am Ende stirbt der Mensch.

Die Debatte hier lautet also nicht mehr, „Wie töten wir Godzilla?“ Hier müssen sich Wissenschaft und Militär mit der Herausforderung auseinandersetzen „Wie bringen wir Destoroyah, diesen wandelnden Oxygen-Zerstörer, und den wandelnden Atomreaktor Godzilla dazu, möglichst nicht gegeneinander zu kämpfen?“ Und die Lösung liegt in Godzillas Familie.

Erfrischend.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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