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DVD-Cover: Gamera the Brave (2006)
Neustart für die Schildkröte
à la Emil und die Detektive
Titel Gamera the Brave
(Chiisaki yûsha-tachi: Gamera)
Drehbuch Yukari Tatsui
Regie Ryuta Tasaki, Japan 2006
Darsteller

Ryô Tomioka, Kaho, Shingo Ishikawa, Shogo Narita, Kanji Tsuda, Susumu Terajima, Tomorô Taguchi, Kenjirô Ishimaru, Megumi Kobayashi, Kenji Motomiya, Tetsu Watanabe, Keenan Cromshaw u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
9. September 2016 (DVD-Premiere)
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

33 Jahre, nachdem das Monster Gamera im Kampf mit einer Gruppe Gyaos-Fledermäuse nicht nur sich selbst sondern auch seine Gegner vernichtete, findet der 11-jährige Toru in einem leuchtenden Stein ein Ei. Schon bald schlüpft die kleine Schildkröte Toto, die seltsame Fähigkeiten entwickelt.

Unterdessen kommt es im Ozean zu ungeklärten Unglücken. Verantwortlich dafür ist das Seeungeheuer Zedus, das einen großen Hunger auf Menschenfleisch hat und sich unaufhaltsam der Küste Japans nähert. Dort, bei Toru daheim, findet eine weitere Eigenheit der kleinen Toto ein bißchen Kummer in Torus Glückseligkeit: Toto will nicht aufhören zu wachsen und das besonders schnell.

DVD-Cover: Gamera the Brave (2006)Bevor Zedus Festland betreten kann, wird er von einem riesigen Monster angegriffen. Niemand weiß, wo es herkommt. Torus Vater vermutet, die Schildkröte müsse ein neuer Gamera sein. Dafür spricht zum Beispiel, dass Toto schnell wächst und mittlerweile die stattliche Größe eines halben Häuserblocks erreicht, allerdings vergessen hat, wie man fliegt oder Feuer spuckt.

Kann die neue Gamera den mörderischen Zedus besiegen …

Was zu sagen wäre

Reset für die Schildkröte: Kadokawa Pictures, denen nach dem Aufkauf der Baei Studios die Rechte an Gamera gehörebn, starten mit der Schildkröte neu durch und kehren zu deren Anfängen zurück. Die Trilogie, die Mitte der 1990er Jahre begann und Revenge of Iris 1999 einen beeindruckenden Schlusspunkt setzte, wird ignoriert, der neue Film beginnt mit gameras bis dato letztem Kampf 1973 gegen die Gyaos.

Dieser Rückblick wirkt, als ginge es im Iris-Stil weiter. Aber weit gefehlt. Die Schildkröte wird wiedergeboren, von einem kleinen Jungen aufgezogen und besitzt bald niedliche Kulleraugen und rundliche Formen. Kadokawas Pictures kehren mit ihrer durchaus kassenträchtigen Hauptdarstellerin zu den Kindern zurück, denen sie einst gehörte. „Chiisaki yûsha-tachi: Gamera“, übersetzt „Die tapferen Kleinen: Gamera“, zeigt schon im Titel, dass hier die Kinder die Hauptdarsteller sind. Gamerafilme waren niedliche Abenteuerfilme mit klugen Kindern und ahnungslosen Erwachsenen, Gameras Gegner bizarr aussehende Wesen, die mehr auf der Stelle hüpften, als bedrohlich zu werden. Die Kröte war in vielem der Anti-Godzilla, vor allem im Storytelling. Anders als bei Godzilla spielten bei Gamera immer die Menschen unter ihr die Hauptrolle; sie hatten Familiendramen, ökologische Verwerfungen oder knallharte Industriepolitik zu bestehen; die Monsteraction lief eher nebenher – und wurde immer von Kindern gelöst.

Das ist im neuen Gamerafilm nicht anders. Im Mittelpunkt steht Toru, ein kleiner Junge, der gerade seine innig geliebte Mutter verloren hat, dessen Vater sich zwischen Geschäft-am-Laufen-halten und Familie-zusammenhalten zerreißt und dessen beste Freundin, das Nachbarsmädchen Mai einer schweren Operation mit ungewissem Ausgang entgegen geht. Als Toru die Schildkröte findet, ist sofort klar, das sie für ihn der ideale Fluchtpunkt ist. Als die dann schnell größer wird, fliegen kann, aber keine Anstalten macht, den Jungen verlassen zu wollen, entwickelt sich ein klassischer Abenteuerfilm für junge Teenager – ein bisschen E.T., ein bisschen „Emil und die Detektive“, ein bisschen Ich-glaube-Flipper-möchte-uns-etwas-sagen.

Die SFX sind ordentlich geworden – nicht im Vergleich zu amerikanischen Jurassic-Park-Produktionen, aber im Vergleich zum jüngsten Godzillafilm Final Wars, der auch schon wieder zwei Jahre zurückliegt. Auch die Monsterkämpfe sehen zum Glück aus wie 2006 und nicht wie 1971; die Schlacht auf einer Hängebrücke, bei der Zedus (böses Monster) wegen der Stahlkonstruktion über der Brücke nicht an Gamera (gutes Monster) herankommt, zeigt viele gute Ideen. Der Staffellauf der Kinder, die Gamera/Toto mit dem leuchtenden Stein zur Hilfe eilen, der eine American-Football-Dramaturgie entwickelt, ist eine wunderbare Szene. Und der Halbwaise, der sich auf ganzer Linie durchsetzt, ist ohnehin toll. In einem Kinderfilm.

Aber brauchen tut den Film niemand wirklich. Für Gamerafreunde gibt es nichts Neues zu entdecken; Zedus ist ein Vieh ohne Eigenschaften: Es kommt, es frisst, es prügelt. Warum? Egal. Und die Hauptstory um den Jungen findet sich in ähnlicher Konstellation mit anderen Monstern oder mit Hund oder Delfin oder mit Löwe zu Hauf in den Bücher- und Videoregalen sowie den Streaming-Favoriten in den Kinderzimmern der Welt.

Für einen Neustart des Franchise reicht dieser hübsche Kinderfilm nicht aus. Er macht nicht neugierig auf mehr.

Wertung: 3 von 6 €uro
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