Der Paläontologe Dr. Alan Grant steht vor den Scherben seiner Existenz. Er hat das Trauma der Isla Nublar nie völlig überwunden. Forschungsgelder für seine Arbeit sind kaum noch zu bekommen.
Das InGen-Debakel vor Jahren ebenso wie das politische und wirtschaftliche Klima haben ihre Spuren auf dem Gebiet der Dinosaurier-Forschung hinterlassen – öffentliche und private Gelder sind knapp geworden. Und so ist Dr. Grant, der auf der Suche nach weiteren Finanziers für die Studien zu seiner neuen Theorie der Raptoren-Intelligenz ist, besonders empfänglich für den Vorschlag des wohlhabendes Abenteurers Paul Kirby und dessen Frau Amanda: Sie werden das Scheckbuch für ihn öffnen, wenn er sie auf einem Überflug von Isla Sorna, der zweiten Insel von InGen, begleitet.
Auf der neben Isla Nublar gelegenen und seit einigen Vorkommnissen vor vier Jahren unter Quarantäne stehenden Insel konnten sich nicht nur Hammonds alleingelassene Reptilien hervorragend entwickeln, sie ist mittlerweile auch ein Magnet für adrenalinsüchtige und abenteuerlustige Neugierige. Grant stimmt dem Flug widerwillig zu und in Begleitung seines Lehrlings und Proteges Billy Brennan machen er, das Ehepaar Kirby und einige Andere sich nach Isla Sorna auf. Aber als der Pilot Vorbereitungen zur Landung trifft, erkennt Grant, dass die Pläne der Kirbys offensichtlich anders aussehen.
Verärgert und alarmiert versucht er zu protestieren, wird K.O. geschlagen und erwacht auf der Landebahn. Zu der Zeit ist das Hallo und Geschrei schon groß, der Pilot versucht, die Maschine zu starten, als aus dem Nichts eine riesige Kreatur vor dem Flugzeug auftaucht und es zur Bruchlandung in den Baumwipfeln des Urwaldes zwingt. Einmal mehr befindet sich Grant nun schutzlos auf einer Insel wieder, die von genetisch gezüchteten Dinosauriern bevölkert wird. Und er kommt hinter den wahren Grund für die Einladung seiner Gastgeber: Der Ausflug war nie nur als kleiner Erkundungsflug gedacht, in Wirklichkeit handelt es sich um eine Rettungsaktion. Die Kirbys hoffen, ihren verschollenen Sohn Eric zu finden. Der war während eines Urlaubes mit dem neuen Freund von Mutter Kirby hier verschwunden.
Jetzt muss die gestrandete Gruppe nicht nur versuchen, Eric zu finden, sondern auch einen Weg, wieder lebend von der Insel herunterzukommen. Dabei werden sie von Kreaturen bedroht, die InGen der Öffentlichkeit und der Wissenschaft bislang hat vorenthalten können – etwa der riesige Spinosaurus, der zu Lande als auch zu Wasser jagt (und gegen den der gefürchtete Tyrannosaurus Rex ein höchstens mittelgroßes Ärgernis darstellt) oder die fliegenden Pteranodons …
Und dann gibt es tatsächlich noch eine Insel. Schon Isla Nublar war für einige Jurassic-Park-Gucker eine Insel zu viel. Aber diese hier, Isla Sornar, beherbergt dann ganz neue genetische Schöpfungen, etwa den Spinosaurus mit dem Krokodilartigen Maul, der sogar den mächtigen Tyrannosaurus Rex mit einem Kopfnicken ausschaltet.
Keine Fragen mehr, nur Achterbahn
Die Jurassic-Park-Erzählung hat die Ebene des normalen Kinofilms verlassen. Teil III will nichts mehr hinterfragen, will keine Gen-Experimente anprangern. Teil III will einfach nur unterhalten: Du kaufst Dir eine Kinokarte. Wir liefern Dir einen Thrillride. Die Szene aus dem ersten Teil, in der ein Glas Wasser die Ankunft eines großen Unheimlichen ankündigt, wird im neuen Film schon im Titelvorspann zitiert. Dann erfahren wir, dass Alan Grant und Ellie Sattler kein Paar mehr sind, sie jetzt mit einem Mann aus dem Außenministerium liiert ist, während er weiter Dino-Forschung betreibt. Ein Hollywood-Klassiker in der Erzählung zerrütteter Paare: Sie wendet sich irgendwann dem, nun ja, seriösen Leben mit Karriere-Mann und Kind zu, während er einfach immer weiter macht; aber mögen tun sie sich immer noch.
Der Rest des Films ist dann Abarbeiten von Punkten aus dem Drehbuchseminar. Die unwiderruflich beendete Beziehung der Hauptfiguren wird gespiegelt in einer zweiten kaputten Ehe, die zwischen dampfendem Spinosaurus-Kot und zerfetzten Opern wieder repariert werden soll. Die beiden sind der Auslöser für das – dünne – Drama, die Motivation, in die Dino-Welt einzudringen. Téa Leoni und William H. Macy müssen als Mom and Dad so tun, als könnten sie eine erkaltete Liebesgeschichte wieder erwärmen. Sie suchen ihren Sohn, dessen Überlebenswahrscheinlichkeit so gering ist wie die Möglichkeit der beiden, in real life wieder zusammenzukommen – ähnlich groß, wie der Wunsch der Produzenten, hieraus eine Filmdramaturgie zu stricken.
Landung auf Téa Leoni
Aber der smarte Sohn hat eben doch überlebt – acht Wochen lang; hat sich unter anderem mit „T-Rex-Pisse“ die Urviecher vom Hals gehalten. Das lässt für die erkaltete Ehe der Eltern hoffen. Wirkliche Spannung im Kinosessel birgt das allerdings nicht. Wir wissen immer schon vorher, was passiert. Die Figuren sind alle sympathisch – bis auf ein paar Söldner, die als das für die Action notwendigen Opfer herhalten müssen – aber ohne Überraschungen. Sie sind kaum mehr als die dramaturgischen Lückenfüller, um von einer Dino-Action zur nächsten zu kommen. Ein Saurier kündigt sich an, weil er das Satellitentelefon eines Expeditionsteilnehmer zusammen mit diesem Expeditionsteilnehmer verschlungen hat und jetzt piept dieses Telefon andauernd und kündigt damit das Annähern eines Sauriers an – das ist eine schöne Idee. Für einen Moment. Es treten auch die beim Kinogänger beliebten Velociraptoren auf, um die die Drehbuchautoren eine moralische B-Story bauen, die nicht zünden will, sowie endlich die Flugechsen, die schon in Lost World einen menschlichen Drachenflieger Mores lehren sollten und das jetzt nachholen. Dann rennen und kreischen die Menschen, schwillt der Score zum Crescendo und brüllen die Monster.
Das ist mit den State-of-the-Art-Effekten unterhaltsam anzuschauen. Die Jurassic-Park-Macher präsentieren die Speerspitze des gerade letzten Schreis modernster Filmtrick-Technik und montieren digitale Wunder über mechanische Monster in reale Studiowelten. Auch die seit Wolfgang Petersens Das Boot (1981) etablierte Wackelbühne kommt zum Einsatz, auf der das vom Spinosaurus zu Schrott geschlagene Flugzeugwrack sitzt. Hier wurden die Akteure während ihrer Absturz-Szene ordentlich durcheinander gewirbelt. William H. Macy (Fargo, "Happy, Texas"), der den Finanzier Kirby spielt, sagt: „Wir sind ganz schön durchgeschüttelt worden. Als wir im Rumpf des Flugzeuges drehten, war das, als würde man den Tag im Innern eines Wäschetrockners verbringen. Das Gute daran war, dass früher oder später jeder von uns mal auf Téa Leoni (Family Man – 2000; Deep Impact – 1998; Bad Boys – Harte Jungs – 1995) landete.“
Dreharbeiten ohne fertiges Drehbuch
Regisseur Joe Johnston kann mit solcherlei Action umgehen, kann aus trockenen Drehbuchseiten rauschende Actionszenen bauen (Jumanji – 1995; Rocketeer – 1991; Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – 1989). Das war hier allerdings auch nötig. Denn kaum kann sich die Kinoserie auf gar keine Buchvorlage von Michael Crichton mehr stützen (das Drehbuch zu Teil 2 wurde schon nur noch parallel zum Roman entwickelt), brach auf der Suche nach dem Kasse machenden Schlüssel im Drehbuch das Chaos am Set aus: Dauernd wurde das Drehbuch überarbeitet, die Schauspieler bekamen ihre Texte häufig erst am Tag des Drehs der entsprechenden Szene.
Das beschreibt die Relevanz und Dramatik des Films perfekt. Teil III der Dino-Erzählungen ist eine sehr spaßige Achterbahnfahrt, die mit 92 Minuten jene 30 Minuten kürzer ist, die die Vorgänger benötigten, um eine echte Story zu erzählen. Eine genuine Story hat dieser Film hier nicht mehr nötig – wo doch alle in den Kinosesseln eh nur die Saurier sehen wollen.
Jurassic Park im Kino
- Jurassic Park (1993)
- Vergessene Welt: Jurassic Park (1997)
- Jurassic Park III (2001)
- Jurassic World (2015)
- Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018)
- Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)
- Jurassic World: Die Wiedergeburt (2025)