Seit den Ereignissen auf Isla Nublar teilen sich Dinosaurier die Welt mit den Menschen.
Fünf Jahre später hat sich die Ökologie des Planeten allerdings stark verändert und die Dinosaurier sind gezwungen, sich in isolierte äquatoriale Umgebungen zurückzuziehen. Ihr Habitat soll streng isoliert bleiben, Menschen ist es ausdrücklich verboten, sich zu nähern.
Aber es gibt da eine Insel, auf der erst an Dinosauriern herumexperimentiert wurde. Man wollte neue Saurier erschaffen, der Abwechslung für die Freizeitparks halber. Auf dieser Insel leben Sauriermutationen, einerseits gefährliche, andererseits wertvolle.
Der Pharmakonzern Parker Genix will Blut aus den größten Kolossen zu Land, zu Wasser und in der Luft extrahieren, um damit ein Super-Medikament gegen Herzschwäche zu entwickeln, mit dem man Billionengewinne erwirtschaften würde. Der Konzern schickt ein Expertenteam unter Leitung der Abenteurerin Zora Bennett auf die entlegene Insel. Doch überschneidet sich die Operation mit dem Schicksal einer Familie, deren Boot von angreifenden Wassersauriern zum Kentern gebracht wurde.
Gemeinsam stranden sie auf der verbotenen Insel, die einst die Jurassic-Park-Forschungseinrichtung beherbergte und damit auch die gefährlichsten der gefährlichen Dinosaurier …
In diesem Film machen eine Menge Menschen dumme Fehler. Das steckt in der DNA dieser Welt, die da erzählt wird, in der ja schon der erste Fehler immer ist, aus geklonten Dinosauriern Gewinne erzielen zu wollen. Vor 32 Jahren, als Steven Spielberg Michael Crichtons Roman Jurassic Park verfilmte, war Klonen der heiße Scheiß. Heute sind die jeweiligen Dino-Konzerne zum genetischen Verändern an den geklonten Sauriern übergegangen, weil den Leuten für einen Besuch im Dinopark der brüllende T-Rex, der mit den Krallen klickernde Velociraptor nicht mehr reichen. Die Urzeitviecher mutieren zu anderen Sauriererscheinungen.
Das ist in etwa auch die Geschichte, die vor zehn Jahren Teil IV, Jurassic World (2015), schon mal erzählt hat, der sich seine Grundlagen aus Teil II, Lost World: Jurassic Park (1997) geschnappt hatte. Das Jurassic Franchise ist ein ständig wiederkäuender Marketing-Organismus, der keine Filme hervorbringt, um sich noch kritisch mit wissenschaftlichen Grenzüberschreitungen zu befassen, wie man das Steven Spielbergs Original unterstellen kann. An der Kinokasse gehen die Tickets an Besucher, die spektakuläre Saurierszenen und Menschen, die Fehler machen, sehen wollen. Also gibt es immer wieder eine neue vergessene Insel, auf der an Dinosauriern experimentiert wurde, bis was schief ging, die Menschen verschwanden und die Saurer alleine zurück blieben.
In der Jurassic World 2025 ist das Gleichgewicht der Arten wieder hergestellt. Die seit der zurückliegenden Trilogie frei laufenden Dinosaurier leiden unter dem Weltklima und den vegetativen Auswirkungen und stellen für die Menschen keine ernste Gefahr mehr dar; die meisten leben rund um den Äquator, weil dort Luft und Boden besser passen. Die DNA einiger von ihnen – der sich in den drei Vorgängerfilmen im Beliebtheitsranking nach vorne geschwommene Mosasaurus, der Titanosaurus sowie der fliegende Quetzalcoatlus – eignet sich nun als Grundstoff für ein bahnbrechendes Herzmedikament, von dem sich ein (neuer) Konzern, jetzt "Parker Genix", Billionen Dollar verspricht. Prompt werden wieder alle Bedenken in den Wind geschlagen.
Den ersten Fehler, den die Menschen begehen, ist immer der, den weisen Satz des Chaosforschers Ian Malcon zu ignorieren, den der schon 1997 geprägt hat: „Ooh, Aah..! So geht es immer los. Aber später wird gerannt und gebrüllt!“ Diesmal rennen und brüllen und oohen und aahen ein militärisch geschulter Kommandotrupp unter Leitung der breitschultrigen Scarlett Johansson ("Der phönizische Meisterstreich" – 2025; Astroid City – 2023; Black Widow – 2021; Jojo Rabbit – 2019; Marriage Story – 2019; Avengers: Endgame – 2019; Avengers: Infinity War – 2018; Girl's Night Out – 2017; Ghost in the Shell – 2017; Captain America – Civil War – 2016; Hail, Caesar! – 2016; Avengers: Age of Ultron – 2015; Lucy – 2014; Captain America – The Winter Soldier – 2014; Kiss the Cook – So schmeckt das Leben – 2014; Her – 2013; Under the Skin – Tödliche Verführung – 2013; Don Jon – 2013; Hitchcock – 2012; The Avengers – 2012; Wir kaufen einen Zoo – 2011; Iron Man 2 – 2010; "Er steht einfach nicht auf Dich" – 2009; The Spirit – 2008; Vicky Cristina Barcelona – 2008; Die Schwester der Königin – 2008; Nanny Diaries – 2007; Prestige – Die Meister der Magie – 2006; Black Dahlia – 2006; Scoop – Der Knüller – 2006; Die Insel 2005; Match Point – 2005; "Reine Chefsache" – 2004; Lovesong für Bobby Long – 2004; Das Mädchen mit dem Perlenohrring – 2003; Lost in Translation – 2003; Arac Attack – 2002; Ghost World – 2001; The Man Who Wasn't There – 2001; Der Pferdeflüsterer – 1998; "Wenn Lucy springt" – 1996; "Im Sumpf des Verbrechens" – 1995) und … eine schiffbrüchige Familie – Vater, halbwüchsige Tochter mit nervtötendem Freund Marke Hey-alles-easy-Mann und die kleine Schwester.
Und dann kommen endlich die Dinosaurier, mutierte und unmutierte. "Endlich", weil sich der Einstieg in diese nicht notwendige Fortsetzung zieht. David Koepp hat das Drehbuch wieder übernommen, der 1993 das Original und dessen Fortsetzung geschrieben hat (Indiana Jones und das Rad des Schicksals – 2023; Die Mumie – 2017; Inferno – 2016; Jack Ryan: Shadow Recruit – 2014; Illuminati – 2009; Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels – 2008; Krieg der Welten – 2005; Zathura – 2005; Panic Room – 2002; Spiel auf Zeit – 1998; Vergessene Welt: Jurassic Park – 1997; Mission: Impossible – 1996; Shadow und der Fluch des Khan – 1994; Schlagzeilen – 1994; Carlito's Way – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992). Und der feinsinnige Gareth Edwards führt Regie, der sich in seinen Filmen gerne mit Welten im Umbruch beschäftigt (The Creator – 2023; Star Wars: Rogue One – 2016; Godzilla – 2014; Monsters" – 2010). Es soll wieder abenteuerlicher werden, von echten Charakteren erzählt werden. das ist die Nachricht hinter dieser Besetzung.
Das wird es nicht.
Das Konzept, mittels CGI Dinosaurier toben zu lassen, war 1993 bahnbrechend. Heute ist Nie Gesehenes im Kino alltäglich. Aber bei Produktionen dieser Kostenstufe bleiben die Dinosaurier nunmal der Dreh- und Angelpunkt beim Ticketkauf. Ohne ordentliches Brüllen und Zähnefletschen ist hier alles nichts. Das soll aber nicht so inhaltsleer aussehen, wie in Teil 3 (2001), wo Eheprobleme diskutiert wurden, während unter der Regie von Actionspaß-Meister Joe Johnston Saurier zur Achterbahnfahrt einluden.
Der Expeditionscharakter tritt in den Vordergrund, wichtig ist also auch das Vorspiel, die Reise zur Insel, wie das bei Klassikern des Expeditionsfilm-Genres der Fall war – siehe King Kong, siehe Caprona – Das vergessene Land und Co.. Während der Anreise werden die Figuren vertieft, gesellschaftliche Probleme, die dem Film Tiefe geben sollen angerissen. In länglichen Dialogen geben sich die von Johansson und Mahershala Ali gespielten Charaktere eine Back Story: Beide sehen sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben, haben in ihrer Söldnervergangenheit jeweils Traumatisches durchlitten. Was? Wie? Tieferer Sinn? Die Antwort auf diese Fragen ist unterwegs verloren gegangen – wäre aber sicher ähnlich ausgefallen, wie in Filmen über ähnliche Söldnercharaktere mit ähnlicher posttraumatischer Belastungsstörung.
Auch die gesellschaftlichen Probleme sind die, die es in der Jurassic Welt immer sind: Der sympathische Paläontologe, der in Tränen ausbricht, als er einen verliebten Titanosaurus in freier Wildbahn anfassen darf, kritisiert die genetischen Machenschaften eines Pharmakonzerns, dessen Forschung „nur einem Prozent der Menschheit“ zugute kämen, „obwohl die Dinosaurier uns allen gehören“. Als wäre das bei dem vorherigen Konzern InGEN anders gewesen.
So richtig zum Mitfiebern laden diese Figuren trotz der prominenten Besetzung nicht ein – oder eher wegen ihrer prominenten Besetzung: Scarlett Johannson kann in noch so bildgewaltige Gefahr geraten. Dinofutter wird sie sicher nicht, während das Schicksal des aalglatten, mit Dollarmillionen wedelnde Auftraggebers Martin Krebs von Anfang an feststeht; nur das Wie genau? ist offen. Wahrscheinlich deshalb hat Koepp dann auch wieder eine Familie ins Spiel gebracht: ein Vater mit seinen beiden Töchtern auf Segeltörn im Nordatlantik vorm Äquator – eine Familie ist dem durchschnittlichen Kinozuschauer näher als Söldner mit fragwürdiger Vergangenheit. Die ältere Tochter hat ihren Freund dabei, einen klassischen Slacker: immer müde, meistens bekifft, eine dauernde Enttäuschung und etwas begriffsstutzig steht er im Weg herum. Früher war so einer die klassische Opferfigur, heute nicht mehr – der Film hat FSK-Freigabe 12 Jahre – weil jungen Menschen eine Entwicklung zum erwachsenen Besseren zugestanden werden muss.
Der Vater verletzt sich schwer am Bein und kann nicht laufen. Jedenfalls manchmal nicht. Manchmal kommt er auch gut voran im unwegsamen Dschungelgelände. Die jüngere Tochter quietscht sich mit schreckgeweiteten Augen durch die in Thailand gedrehte Prachtlandschaft, freundet sich mit einem Mini-Saurier an (der sich demnächst in allen Spielwarenregalen der westlichen Hemisphäre finden lassen wird), versteckt sich tapfer vor einem Tyrannosaurus Rex oder steht schockgefrostet einem seine Kiefer malmenden Riesen gegenüber. Aber in größter Hektik, gejagt von zwei fliegenden Raptor-Klonen, behält sie die Contenance und öffnet seelenruhig ein für die Flucht wichtiges Elektrotor. Die Figurenkonstellation ist Drehbuchmeister Koepp reißbrettartig geraten, weit weg von dreidimensionalen Figuren wie es 1993 Alan Grant, Ellie Sattler, Ian Malcom oder John Hammond waren.
Im Kinosessel freuen wir uns, als im Dschungel endlich gebrüllt und gestampft wird und lauter neuartige Tiere auftreten. Die Raptoren, die liebgewonnenen Sadisten der sechs vorherigen Filme, haben einen bemerkenswert kurzen Auftritt, und der königliche Tyrannosaurus Rex unterstreicht seinen eigentlichen Charakter als schräger Onkel, der auf den Familienfeiern aus der Rolle fällt. Hier lässt er sich beinahe schon goldig von einem gelben Schlauchboot aus der Fassung bringen. Die Dinodesigner an ihren Grafikcomputern haben sich das Thema Mutationen zu Herzen genommen und interessante neue Viecher erfunden.
Der Fehler sind zu diesem Zeitpunkt schon viele gemacht. Unbeteiligte Saurier anschießen, die keine Pflanzenfresser sind; in steilen Felswänden die Nester brütender Flugsaurier begutachten; laut schwätzend durch den Urwald gehen; mehrere Meter durch tiefes Wasser waten, in dem alles mögliche schwimmen kann. Später wird wieder gerannt und gebrüllt!
Jurassic Park im Kino
- Jurassic Park (1993)
- Vergessene Welt: Jurassic Park (1997)
- Jurassic Park III (2001)
- Jurassic World (2015)
- Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018)
- Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)
- Jurassic World: Die Wiedergeburt (2025)