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Plakatmotiv: Iron Man 2 (2010)

Schweres Erbe
Okay gelöst

Titel Iron Man 2
(Iron Man 2)
Drehbuch Justin Theroux
nach Charakteren von Stan Lee & Don Heck & Larry Lieber & Jack Kirby
Regie Jon Favreau, USA 2010
Darsteller

Robert Downey Jr, Don Cheadle, Scarlett Johansson, Gwyneth Paltrow, Sam Rockwell, Mickey Rourke, Samuel L. Jackson, Clark Gregg, John Slattery, Jon Favreau, Paul Bettany, Kate Mara, Leslie Bibb, Garry Shandling, Christiane Amanpour, Philippe Bergeron, James Bethea u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 124 Minuten
Deutschlandstart
6. Mai 2010
Website marvel.com/iron_man
Inhalt

Jetzt, wo alle Welt weiß, dass der Industrielle Tony Stark Iron Man ist, stehen sie Schlange, die Schläger, Schurken und Verteidigungssenatoren. Die einen wollen sein Geld, die anderen zeigen, dass sie besser sind, die dritten schließlich des Eisernen Rüstung fürs nationale Verteidigungsrenomée. Tony hat indes andere Sorgen: Seine atomgetriebene Herzmaschine bringt ihn um – langsam aber sicher. Und er hat aufgegeben, nach Ersatz zu suchen. Er trinkt mehr, als ihm gut tut und vergrätzt seine Umgebung. Selbst die getreue Pepper Potts will lieber gehen.

Dass in dieser Situation ein Irrer aus Russland auftaucht, der mit elektrisch knisternden Peitschen um sich haut und solide Stahlwände (und Rüstungen) zerlegt, ist gerade wenig hilfreich. Und als der Irre sich auch noch mit Starks größtem Konkurrenten zusammentut, dem Waffenproduzenten Justin Hammer, scheint der Ofen endgültig aus.

Ausgerechnet Tonys Vater, längst verstorbenes, unerreichbares Vorbild, hilft ihm aus der Bredouille …

Was zu sagen wäre

Es ist immer die mangelnde Liebe der Väter, die Männer über sich hinaus wachsen lassen. Wenn wir Tony Stark wiedersehen, ist er schlimmer, als damals, als wir ihn kennenlernten. Er ist eingebildet, arrogant, ohne jede Empathie. Und ein Auslaufmodell. Er stirbt. Und er hat aufgegeben, dagegen anzukämpfen. Er ist Alkoholiker – was ein Verweis auf Iron-Man-Comics aus den späten 1970er, frühen 80er Jahren ist, in denen Tony ob seiner Alkoholprobleme zeitweise sogar die Kontrolle über seine Firma verlor. Erst, als er den Nachlass seines angebeteten Vaters durchforstet, alte Super-8-Filmrollen, und darin eine Nachricht findet, kriegt er die Kurve. Von seinem Vater für ihn, den Sohn, der gar nicht so ungeliebt war, wie der einstmals erfolgreiche Waffenproduzent Anthony Stark Zeit seines Lebens geglaubt hatte. Von da an dauert es noch ungefähr zehn Filmminuten, bis Tony Stark und sein Alter Ego Iron Man wieder voll auf dem Damm sind.

Die Politik greift in Marvels Superheldenkosmos ein

In der Fortsetzung seines Erfolgsfilms geht es um Vermächtnisse. Das Vermächtnis eines Vaters an seinen Sohn. Und das Vermächtnis eines sterbenden Filmhelden an seine Nachwelt. Jon Favreau verfolgt also die Politik und die Konkurrenz. Nachdem Tony Stark diese rot-goldene Kampfmontur gebaut hat, versucht die ganze Welt, auch so eine zu bauen und scheitert kläglich. Seit diese Rüstung offiziell ist, ist es auffallend friedlich geworden in der Welt. Prompt will sich Washington dieses Anzuges bemächtigen, will selber Herr über diese Wunderwaffe sein. Ein etwas schmieriger Senator verbündet sich mit Justin Hammer, einem Waffenproduzenten, der weder Starks Charme, noch dessen Fähigkeiten besitzt. Sam Rockwell ("G-Force – Agenten mit Biss" – 2009; Moon – 2009; "Frost/Nixon" – 2008) spielt ihn als kleinwüchsigen, schmächtigen Brillenträger mit großem Mundwerk, der was von Marketing versteht – das ist die neue Männer-Figur in Marvels Cinematic Universe: der Angeber, der über Ressourcen verfügt, im Grunde aber platzt er vor Neid und Eifersucht, weil Stark einfach so viel besser ist.

Hammer tut sich zusammen mit dem kostümierten Schurken des aktuellen Stücks, Ivan Vanko. Dessen Vater war einst enger Kompagnon Howard Starks. In der Folge wird Tony für die Verfehlungen seines Vaters bezahlen müssen. Denn Vater Howard war nicht das einzigartige Genie, als das er gefeiert wird. Vankos Vater Anton war an der Entwicklung des Starkschen Reaktor-Wunderwerks ARC nicht unwesentlich beteiligt; bis Stark ihn als Verräter abstempelte und Anton Vanko in Sibirien endete.

Helden kämpfen gegen ihre Dämonen

Es ist Grundausstattung der MARVEL-Abenteuer, dass die Helden mehr mit den eigenen Dämonen zu kämpfen haben als mit dem hochgetunten Gegner. Entsprechend lahm ist die Figur des Ivan Vanko als Whiplash. Der hat zwei Auftritte in voller Montur, untergräbt ansonsten in seiner zivilen Montur die Autorität des großmäuligen Waffenproduzenten Justin Hammer. Da ist die Figur des Ivan viel besser und Mickey Rourke ("The Wrestler" – 2008; Sin City – 2005; Mann unter Feuer – 2004; Irgendwann in Mexico – 2003; Das Versprechen – 2001; Get Carter – Die Wahrheit tut weh – 2000; Der Regenmacher – 1997; Double Team – 1997; "White Sands" – 1992; 24 Stunden in seiner Gewalt – 1990; Johnny Handsome – 1989; Angel Heart – 1987; 9 1/2 Wochen – 1986; Im Jahr des Drachen – 1985; Der Pate von Greenwich Village – 1984; Rumble Fish – 1983; Eureka – 1983; American Diner – 1982; Body Heat – Eine heißkalte Frau – 1981; Heaven's Gate – 1980; 1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood – 1979) gibt als grantelnder Russe eine exquisite Performance, als Racheengel mit blitzenden Peitschen ist er aber ein Leerlauf. Wie sich überhaupt die Actionszenen in diesem Film ähnlich müde anfühlen, wie die im ersten Teil. Plakatmotiv: Iron Man 2 (2010) Wenn Whiplash mit seinen Peitschen vorbei rasende Formel-III-Boliden zerschneidet, sieht das super aus, ist aber reiner ILM-Effekt. Wenn allerdings Iron Man sich wahlweise mit Whiplash oder mit seinem Freund Rhodey – dessen Rolle Don Cheadle (Gesetz der Strasse – Brooklyn's Finest – 2009;  "Hotel Ruanda" – 2004; Ocean's Eleven – 2001; Passwort: Swordfish – 2001) von Terrence Howard übernommen hat, der sich im Gagenpoker zur Fortsetzung verspekuliert hatte – aka Warmachine prügelt, ist das lahmer Eskapismus: Zwei Rüstungen prügeln sich, na und? Die menschlichen Beziehungen sind viel interessanter.

Für hormonelle Unruhe sorgt bei Tony Stark eine junge Mitarbeiterin aus seiner Rechtsabteilung, die sich alsbald als Natasha Romanoff entpuppt, die Comicleser als Black Widow kennen. Sie taucht hier als Mitarbeiterin von Nick Fury auf, dem Chef der geheimen Geheimorganisation SHIELD, der im ersten Iron Man-Film in der Post-Credit-Scene erstmals auftauchte und dort von einer „Avengers Initiative“ sprach. Damit werden erste Fäden des Marvel Cinematic Universe, das Produzent Kevin Feige stricken will, geknüpft. Agentin Romanoff haut Tony an entscheidender Stelle aus der Patsche. Gespielt wird sie von Scarlett Johansson; durchtrainiert, mit dem notwendigen Witz und dem Fünkchen Erotik, den ein jugendfreier Actionfilm verträgt ("Er steht einfach nicht auf Dich" – 2009; Vicky Cristina Barcelona – 2008; Die Schwester der Königin – 2008; Nanny Diaries – 2007; Prestige - Die Meister der Magie – 2006; Black Dahlia – 2006; Scoop - Der Knüller – 2006; Die Insel 2005; Match Point – 2005; Lovesong für Bobby Long – 2004; Das Mädchen mit dem Perlenohrring – 2003; Lost in Translation – 2003; Arac Attack – 2002; Ghost World – 2001; The Man Who Wasn't There – 2001; Der Pferdeflüsterer – 1998). Ihr Chef Nick Fury hat einen ersten langen Auftritt, der deutlich macht, dass er mehr über Howard Stark, Stark Industries und so weiter weiß, als selbst Tony. Die angesprochene Avengers Initiative nimmt Konturen an und sie scheinen bei Stark Industries zusammenzulaufen.

Die große Marvel-Kino-Saga nimmt Fahrt auf.

Professionelles Kino mit Marvel-Touch

"Iron Man 2" ist ein professionelles Hollywood-Produkt mit Marvel-Touch. Mehr kann man von derartigen Filmen nicht erwarten. Dass, wie schon im ersten Film, nach dem Abspann noch eine Szene kommt, ist sehr schön und erhöht die Spannung auf things to come. "Iron Man" ist eine der zentralen Figuren aus dem Superhelden-Kosmos Marvels und damit ein Mitglied der Familie von Spider-Man, Fantastic Four, Hulk, Thor oder Captain America.

Der vorliegende Film ist ein Vorbereitungsfilm auf ein Spektakel, das zwei Jahre später folgt mit dem Titel The Avengers; jene "Ruhmreichen Rächer" bilden die zentrale Superhelden-Combo des Marvel-Kosmos' und sind Heimat der Mächtigsten der Mächtigen – eben Thor, Hulk, Iron Man, Captain America, Black Widow und Hawkeye, der treffsichere Bogenschütze, der in Thor (2011) schon mal eine kleine Gastrolle haben wird.

Wertung: 3 von 6 €uro
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