Eine kleine kalifornische Stadt Ende der 40er Jahre: Ed Crane lebt hier und ist wohl der schweigsamste Friseur, der sich denken lässt. Sein Leben ist langweilig, monoton. Dann kommt dieser Kunde, Creighton Tolliver, in seinen Laden und verändert Eds Leben: Der Mann bietet Ed an, sich mit 10.000 Dollar an einem geplanten Unternehmen, einer neuartigen chemischen Reinigung zu beteiligen. Woher die 10.000 nehmen, wenn nicht stehlen? Nun: „Erpressen“, findet Ed eine gute Lösung.
Eds Opfer soll Big Dave werden. Den Kaufhausbesitzer hatte Tolliver zuerst wegen des Geschäfts angesprochen, aber der hatte ihn abblitzen lassen. Außerdem hat Big Dave ein Verhältnis mit Ed Cranes Frau. Also schickt Ed Dave anonym einen Brief. Big Dave solle 10.000 Dollar zahlen, oder sein Verhältnis mit der Frau des Friseurs wäre bald Stadtgespräch. Aber Big Dave bekommt heraus, wer der anonyme Erpresser ist, und verwickelt ihn in ein Handgemenge, das Big Dave nicht überlebt. Gleichzeitig verschwindet Creighton Tolliver, der potente Geschäftsmann, mit Eds Geld, und Eds Frau wird des Mordes an Big Dave angeklagt, weil sie für ihn die Bilanzen frisierte. Ed heuert einen extravaganten Anwalt an, der sie aus dem Gefängnis holen soll. Aber der kann dann auch nicht mehr viel machen, denn Eds Frau erhängt sich in ihrer Zelle.
Und dann taucht Creighton Tolliver wieder auf – im Sinne des Wortes – und bringt den schweigsamen Friseur in Teufels Küche, in Kontakt zu UFOs und in die Todeszelle …
Dies ist kein Film für den flotten Filmabend bei Bier und Flips, auch wenn das zunächst so klingen mag. Der Schwarz-Weiß-Film folgt einer sehr hintergründigen Dramaturgie aus lauter Filmzitaten und literarischen Verweisen – was ja an sich zunächst einmal nichts Schlechtes ist. Aber die Spannung leidet unter der Künstlichkeit.
Mit "The Man, who wasn't there" verbeugen sich die Coen-Brüder dieses Mal vor dem Film Noir, einem nur schwammig eingefassten Genre, zu dem Verfilmungen der Romane von Dashiell Hammett wie Raymond Chandler (Die Spur des Falken, Tote schlafen fest) gehören, auch etwa der Barbara-Stanwyck-Thriller Frau ohne Gewissen – Double Indemnity. Es tauchen alle Versatzstücke auf: Der einfache Mann, dem das Schicksal entgleitet, die Femme Fatal, der mächtige Boss, der windige Geschäftsmann und eine amoralische Idee; dazu schwarz weiße Bilder mit harten Schlagschatten und ein Erzähler aus dem Off.
Aber über all dem geht die Leichtigkeit des Erzählens flöten. Ich habe den Eindruck, Joel und Ethan Coen hätten sich vom Korsett des Formats einschnüren lassen und plötzlich geht nichts mehr zusammen.
Der gebeutelte Friseur, dem so übel mitgespielt wird, gerät zur hölzernen Figur am Faden des Noir-Formats und lässt nie wirkliche Empathie beim Zuschauer aufkommen. Und die anderen Figuren, ohnehin nur Katalysatoren für des Friseurs Höllenfahrt, bleiben eben genau das. Ein formelhafter Film, der akademisches Interesse weckt, im Kino aber zunächst Langeweile verbreitet.
Die gesammelten Werke der Coen-Brüder
- Blood Simple – Eine mörderische Nacht (1984)
- Arizona Junior (1987)
- Miller's Crossing (1990)
- Barton Fink (1991)
- Hudsucker – Der große Sprung (1994)
- Fargo – Blutiger Schnee (1996)
- The Big Lebowski (1998)
- O Brother, Where Art Thou? (2000)
- The Man Who Wasn't There (2001)
- Ein (un)möglicher Härtefall (2003)
- Ladykillers (2004)
- No Country for Old Men (2007)
- Burn After Reading (2008)
- A Serious Man (2009)
- True Grit – Vergeltung (2010)
- Inside Llewyn Davis (2013)
- Hail, Caesar! (2016)
The Ballad of Buster Scruggs (2018)