Endlich hat Reed Richars – „Mr. Fantastic” – sie gefragt. Endlich tritt Susan Storm – die „Unsichtbare” – mit ihm vor den Traualtar. Und wieder wird nichts draus. Ein silberner Komet stört die exklusive Trauung, für die die Medien sich Tage lang warm gelaufen haben.
Der silberne Komet ist ein Humanoid – ein chromglänzender Mann auf einem Surfbrett, der augenscheinlich nicht von dieser Welt ist. Johnny Storm – die „Fackel” – versucht, ihm zu folgen, bekommt aber sofort seine Grenzen aufgezeigt. Auch Ben Grimm – das „Ding” – kann nichts ausrichten. Derartige Macht weckt das Interesse von Militär und von Doctor Doom, dem es mit seiner diabolischen Brillanz gelingt, sich die Kräfte des Silbernen anzueignen und diesen glanzlos zurückzulassen. Das ist in vielerlei Hinsicht ein Problem für die Menschheit.
Im Universum nennt man Galactus auch den „Weltenverschlinger” …
Es ist eine der größten Comic-Sagen im Superheldenbereich überhaupt: Der erste Auftritt des Silver Surfers; der erste Auftritt Galactus' und wie es die vier blau gewandeten Helden schaffen, dessen Planetenhunger zu zügeln. Von daher war die Gänsehaut im Kino irgendwie garantiert, sobald die Geschichte an Fahrt aufnimmt. Leider wird es dann aber nicht so richtig gänsehautig.
Wichtige Storyelemente fehlen
Wichtige Elemente der Comicvorlage fallen weg – Johnny Storm reist im gezeichneten Original durchs halbe (ganze?) Universum, um ein bestimmtes Gerät herbeizuholen, das Galactus bezwingen kann – statt dessen endet die Reise der Vier in (für den Filmmarkt extrem wichtigen) China. Und wenn schon die Grütze klebt, fällt einem auf, wie albern spannend wirkende Comicgeschichten in der Realverfilmung wirken. Der Silver Surfer kommt zu CGI-gemodelt daher. An Susan Storm irritieren seltsame Haftschalen im Auge, die den Eindruck verstärken, Jessica Alba sei während der Dreharbeiten dauerstoned gewesen. Doc Doom ist smarter, als die gesamte Weltelite mit Ausnahme Reed Richards' – alles wie im Comic. Also schalten wir unseren Kinokopf mal aus und gucken mit den Augen des Comiclesers. Jetzt geht's. ein bisschen besser.
Wenn Doc Doom auf dem Brett des Surfers die Weltherrschaft an sich reißt, gibt es Gänsehaut in Erinnerung an den Comic – auch diese Geschichte gab's gezeichnet. Wenn Reed Richards einem tumben General die Vorzüge wissenschaftlicher Bildung im Gegensatz zu einer erfolgreichen Football-Karriere auseinanderklamüsert und Sue Storm (Jessica Alba) sich daraufhin an ihren Reed schmiegt und sagt, sie sei gerade total scharf auf ihn, dann freut sich des Comiclesers Herz. Denn der Leser solcher Superheldencomics ist im tiefsten Inneren der pubertierende Junge von nebenan geblieben – Story aufregend welterschütternd, die Männer toll, die Frauen knackig. Einen Oscar gewinnen solche Filmen nicht. Aber man kann sie sich ja mal angucken.
Die „First Family” hätte besser Filmemacher verdient
Marvels älteste Superhelden – von den Fans liebevoll „Marvel's First Family” genannt – haben ein besseres Team hinter den Kulissen verdient, als die etwas simpel gestrickten Macher dieses Zweiteilers. Die Leute, die Spider-Man (2002) ins Kino gebracht haben, haben zuallererst die Figur des Peter Parker ernst genommen und ihm dann das Kostüm übergezogen und die Spider-typischen Moves verpasst. Auch diese Filme waren nicht ohne Fehl, aber zumindest die Richtung war klar: Das Drama eines Teenagers, eines Außenseiters dem von heute auf morgen unglaubliche Kräfte - und ebensolche Feinde – wachsen. Die Leute, die wenig später Iron Man (2008) ins Kino bringen, haben den Charakter des unglaublich reichen, mächtigen, stolzen und eitlen Waffenproduzenten Tony Stark ins satirische gebrochen und der Kinofigur dadurch erst die notwendige Tiefe und dem Film die Richtung gegeben.
Im Fall der verfilmten Fantastic Four scheinen einzig wirtschaftliche Interessen die Richtung gewiesen haben. Denn die Vier plus Silver Surfer plus Doom haben in ihrer ganzen Anlage genug Potenzial, die Leinwand explodieren zu lassen. Hier gibt's nur ein bisschen Streichholzgezündel. Schade.
Der Vorgänger Fantastic Four (2005)
Übersicht: Helden im Comic, Helden auf der Leinwand