Es sollte ein Durchbruch für die Genforschung werden. Aber der Versuch auf der Raumstation von Victor von Doom geht schief: Kosmische Strahlung dringt in die Station ein und verändert die fünf Menschen an Bord: Es sind der Wissenschaftler Reed Richards und sein Finanzier und Studienkollege Victor von Doom, Reeds ehemalige, bzw. Victors aktuelle Freundin, die Genetikerin Susan Storm, deren Bruder Johnny sowie Reeds Buddy, der Astronaut Ben Grimm. Die Strahlung verändert die genetische Struktur der Fünf. Wenige Tage später offenbart sich die Veränderdung:
- Reed Richards kann seinen Körper nahezu unendlich ausdehnen und ist fortan "Mr. Fantastic".
- Susan Storm kann sich unsichtbar machen und starke Kraftfelder erzeugen und die "Unsichtbare".
- Johnny Storm kann schadlos in Flammen aufgehen und wird die "Menschliche Fackel".
- Ben Grimm hat sich in ein steinernes Monstrum verwandelt, genannt das "Ding".
- Victor erhält ein stählernes Skelett, das große Mengen Energie absorbieren und in Form tödlicher Blitze verschießen kann.





Während Fackel-Johnny sich mit seinen Kräften auf einer fortwährenden Party wähnt, verzehrt sich Ben vor Gram, weil ihn – das vermeindliche Monster – seine Verlobte sitzen gelassen hat. Und Reed und Susan haben auch wieder mehr miteinander zu tun …
Ein Superhelden-Comic ist ein Comic ist ein Comic ist ein Comic. Wer als Regisseur oder Autor anfängt, über Männer in Strampelhosen und deren innere Zerrissenheit zu psychologisieren, hat seinen Film schon in den Sand gesetzt. Die Macher der "Fantastic Four" haben das nicht getan, gehen gleich in die Vollen und so bekommt man, was man erwarten darf. Einen Superhelden-Comic auf der Leinwand: die Charaktere Schwarz-Weiß, die Figuren bunt!
Einfühlsames Mini-Drama inmitten einer Effekte-Orgie
Weil unendlich dehnbare Menschenkörper, Unsichtbar werden oder als Menschliche Fackel herumfliegen für die FX-Abteilungen heute kein so arges Problem mehr darstellen, haut der Film in die Vollen. Dauernd brennt, schleudert, kracht irgendwo irgendwas. Fast ein Wunder, dass noch Zeit blieb, das Drama um Ben Grimm ganz ohne FX-Mäzchen zu erzählen. Er wurde durch die kosmische Strahlung zum steinharten "Ding", verliert dadurch seine Verlobte und ist verständlicherweise verzweifelt. Wie er lernt, damit zu umzugehen, ist – wie im Comic – mit der nötigen Brise Melancholie geradlinig erzählt. Die Volte, dass der hinterhältige Victor Bens Frustration für seine Zwecke ausnutzt und Ben, plötzlich unheilbar sauer auf seinen eben noch besten Freund Reed, diesem in den Rücken fällt, ist ein wenig bemüht. Aber ein Comic ist eben ein Comic ist ein Comic.
Das nicht mit Überraschungen aufwartende Drehbuch erzählt vom Werden, Organisieren und Zusammenfinden vierer Charaktere, die familiäre und freundschaftliche Verbindungen zueinander haben – der analytische Kopf, die besonnene Schönheit, der Feuerkopf und das monströse Sensibelchen. Daraus holt Regisseur Tim Story das Nötige, liefert aber nichts, was mich aus dem Kinosessel hebt.
Eine zweite Storyline erzählt die von Viktor von Doom unterbrochene Liebesgeschichte zwischen Sue Storm und Reed Richards, die es in den Originalcomics nicht gibt. Da sind Sue und Reed schon seit gemeinsamen College-Zeiten ein Paar und Doom der ewige Potentat aus den Karpaten; die Dreiecksgeschichte im Film soll wohl die Entfremdung zwischen den beiden Collegefreunden Richards und von Doom unterstreichen. Helfen tut es nicht. Julian McMahon gibt diesem Doom keine Tiefe, kein Drama. Der Mann mit Stahlskelett macht sich einfach unbeliebt, ohne dass klar geworden wäre, was Reed oder gar Susan Storm an ihm je gefunden haben mögen, dass sie einst mit ihm eng befreundet waren – Charme strahlt der Schönheitschirurg und Frauenvernascher aus der TV-Serie "Nip/Tuck" nicht aus.
Schauspielerisch keine Glanzleistung
Albern sind Reeds durch die Strahlung verursachte weiße Strähnchen. Der Original Comic-Reed hatte die grauen Schläfen aufgrund seines Alters – als er 1961 zum ersten Mal auftauchte, war er noch ein Mann Mitte, Ende 40. Später wurde er im Comic immer jünger, aber die weißen Strähnen waren in einem Medium, in dem häufig aufgrund begrenzter zeichnerischer Fähigkeiten alle Gesichter ähnlich aussehen, zum individuellen Reed-Richards-Merkmal geworden; also hat er sie behalten – der 27-jährigen Ioan Gruffudd ("King Arthur" – 2004; "The Gathering" – 2003; Black Hawk Down – 2001) sieht mit weißem Schläfenhaar nur geschminkt aus. Seiner Ausstrahlung verhelfen gefärbte Haare nicht zum Leben. Sein Reed Richards ist ein Langeweiler mit TechSprech.
Jessica Alba (Into the Blue – 2005; Sin City – 2005; "Honey" – 2003; "Ungeküsst" – 1999) hinterlässt als Susan Storm nur optisch bleibenden Eindruck, darstellerisch etwa so viel wie ihre Mitstreiter. Unter schauspielerischen Gesichtspunkten sollte man sich diesen Film aber ohnehin nicht angucken. Da kommt nicht viel.
Rätselhafte Superkräfte, die sofort verstanden und beherrscht werden
Dem Comicversteher fällt auf, wie perfekt die Kino-Vier ihre Kräfte sofort beherrschen – was im auffälligen Gegensatz steht zu den unzähligen Ausgaben der Original-Fantastic-Four, in denen das immerwährende Training der diffizilen Kräfte und das Abstimmen der unterschiedlichen Fähigkeiten aufeinander im Mittelpunkt steht. Eine Superheldenschulung hätte wohl zu lang gedauert.
Und jetzt will ich endlich "Die Rächer" im Kino sehen – inklusive des Androiden VISION - und den "Silver Surfer". Bei diesem silberfarbenen, unfreiwilligen Einzelgänger können dann die Autoren auch wieder hemmungslos psychologisieren („Was macht das einsame Wellenreiten im All mit dir?”)
Die Fortsetzung Rise of the Silver Surfer - Fantastic Four (2007)
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