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Plakatmotiv: Black Hawk Down (2001)

Das zweistündige Schlachtfest auf
der Leinwand ist beeindruckend

Titel Black Hawk Down
(Black Hawk Down)
Drehbuch Mark Bowden & Ken Nolan
Regie Ridley Scott, USA, UK 2001
Darsteller

Josh Hartnett, Ewan McGregor, Tom Sizemore, Eric Bana, William Fichtner, Ewen Bremner, Sam Shepard, Gabriel Casseus, Kim Coates, Hugh Dancy, Ron Eldard, Ioan Gruffudd, Tom Guiry, Charlie Hofheimer u.a.

Genre Drama, Krieg, Historie
Filmlänge 142 Minuten
Deutschlandstart
10. Oktober 2002
Inhalt

Die Schlacht um Mogadischu (Somalia) war der längste Bodenkrieg, den US-Soldaten seit den Zeiten des Vietnamkrieges kämpfen mussten.

Am 3. Oktober 1993 soll ein Elitetrupp aus 120 DeltaForce-Soldaten zwei Vollstrecker des somalischen Warlords Mohamed Farrah Aidid unschädlich machen und in die USA bringen. Die Mission scheitert. Zwei UH-60 Black-Hawk-Hubschrauber werden abgeschossen. Aus der Aktion, für die eine Stunde eingeplant war, wurde ein 15-stündiges Militärdebakel, das 18 Marines und hunderte Somalis das Leben kostet und bei dem 73 Soldaten schwer verletzt werden.

Der amerikanischen Öffentlichkeit prägt sich das Desaster in Form eines TV-Bildes ein: Somalische Rebellen schleifen unter dem Jubel der Bevölkerung die Leiche eines nackten Marine-Soldaten durch die Straßen …

Was zu sagen wäre

Somalia, Krisen- und Kriegsgebiet am Horn von Afrika. Warlords herrschen über das Land, es gilt als Rückzugsort für Terroristen. Deshalb haben die USA großes Interesse daran, das Land zu befrieden, besser noch: unter Kontrolle zu bringen. Nach dem Krieg in Vietnam ist vor dem Krieg im Irak ist vor dem Krieg in Somalia. Wieder sehen wir Hubschrauber in eleganter Formation über zerstörtes Land fliegen, sehen gepanzerte Fahrzeuge mit Soldaten in kiloschwerer Schutzmontur durch Straßen patrouillieren, in denen kein Leben mehr ist, aber überall Heckenschützen lauern. Wieder erleben wir herumalbernde junge Männer in Tarnfleck oder olivgrünen Unterhemden, die sich darauf freuen „denen mal so richtig den Arsch aufzureißen“. Wieder sieht das alles schwer nach unbezwingbar aus. Aber das kennen wir ja schon aus den Vietnam.

Eine Armee ohne Kompass, junge Männer ohne Ziel

Was Ridley Scott mit diesen Szenen erreichen will ist nicht, uns zu zeigen, dass er solche Szenen ebenso gut wie Stanley Kubrick oder Oliver Stone inszenieren kann. Er will uns vorbereiten auf das unbeschreibliche Chaos, das später hereinbrechen wird und uns desorientiert in den Kinosessel presst. Die Jungs haben gute Ausrüstung, sind trainiert, auf allerlei vorbereitet, bei dem unsereiner zusammenklappen würde. Was die Männer nicht haben, ist ein Ziel. Was genau sie hier machen, weiß keiner. Sergeant Eversmann findet, man solle sich mit den Einheimischen beschäftigen, sie kennenlernen. Seine Kameraden finden das übertrieben, es reiche doch, reinzugehen, die Bösen zu eliminieren und nach Hause zu fahren. Auch General Garrison scheint nur eine rudimentäre Vorstellung von der Realität vor Ort zu haben. Ganz felsenfester US-Offizier ist er überzeugt, seine Mission, einen Warlords dingfest zu machen, in wenigen Wochen erfüllen zu können.

Und dann beginnt die Mission, mit der zwei Unterlinge des Warlords Mohammed Farah Aidid geschnappt werden sollen. Und ganz schnell ist nichts mehr mit geordneter Formation und militärischer Überlegenheit. „Wir haben in ein Wespennest gestochen“, stöhnt später in der Nacht der erschütterte General, dessen Soldaten viel besser ausgebildet sind und auch weit mehr Abschüsse haben. Das ist dem Gegner aber egal. In einem Land, in dem niemand was zu verlieren hat außer der schützenden Hand eines Warlords, laufen die Menschen mit Flip-Flops und Kalaschnikows ins Feuer und schießen so lange zurück, bis sie tot umfallen. „Das Töten ist hier Teil des Lebens“, sagt ein Somali. Im Zuge der Terroranschläge vom 11. September 2001 ist jetzt häufig von asymmetrischer Kriegsführung die Rede. Das, was da in Mogadischu aufgeführt wurde, war dem Film nach zu urteilen sowas wie die Mutter der asymmetrischen Kriegsführung.

Ein Drama, das jeden Auslandeinsatz in Frage stellt

Der Film basiert auf Mark Bowdens Tatsachenbericht "Black Hawk Down", der detailgetreu nacherzählt, wie es zur Tragödie von Mogadischu überhaupt kommen konnte. In einer kurzen Exposition erfährt der Zuschauer von den 300.000 Hungertoten, den Kämpfen rivalisierender Clans, dem Aufstieg Mohamed Aidids zum gefürchteten Diktator, der die humanitäre Hilfe der Welt durch Lebensmittel für sich rekrutiert und UNO-Friedenstruppen zum Abschuss freigibt. Die Straßenschlachtszenen sind in ihrer Intensität auf einer Stufe mit der Eingangssequenz aus Steven Spielbergs Saving Private Ryan (1998). Minutenlang wird in scheinbar leeren Straßen gerannt, geschossen, wieder gerannt und blutend umgefallen. Heckenschützen feuern von den Dächern zurück. Soldaten rufen durcheinander, schreien vor Schmerz, fordern den Sanitäter an. Aber den wütenden Sturm der Einwohner, der bewaffneten Massen des Warlords bekommen sie nicht in den Griff. Bilder, wie sie Ridley Scott hier inszeniert, hatte John Carpenter schon in Die Klapperschlange Anfang der 80er Jahre, aber das war eine Actionfantasy, in der nachts die Horden eines Knastkönigs die leeren Straßen des in ein Gefängnis umgebauten Manhattan plünderten und zerstörten, was ihnen in die Finger fiel.

Daran erinnern Scotts Bilder der anonymen Somalis in Shorts und Flip-Flops, die schreiend und schießend durch ihre Stadt laufen und mit lustvoller Brutalität auf die Amerikaner einprügeln. Sie erleben die UN-Truppen und die Amerikaner nicht als Hilfe in großer Hungersnot, sie fühlen sich von ihren Warlords gut beschützt. Aus Sicht westlicher Soldaten oder Kinozuschauer ist der wütende Mob ein Motiv, das ratlos zurücklässt. „Wenn Du zuhause gefragt wirst, warum Du das tust“, sagt Soldat Hood zu Soldat Eversmann, „versuch's gar nicht erst zu erklären. sie würden es nicht verstehen.“ Mehr über die Motivation der Soldaten in solchen Kriegen erfahren wir nicht. Das herrschende Chaos packt uns im Kinosessel, weil es uns wie die Soldaten hilflos dem Dauerfeuer der Heckenschützen und wütenden Somalis aussetzt, die eine scheinbar geschlossene Front gegen die als ungebetene Eindringlinge angesehenen Soldaten bilden.

Ein Kriegsfilm macht Stimmung gegen den Krieg

Mit diesem intensiven Kriegsfilm, der kein Antikriegsfilm ist, sondern leidlich nüchtern schildert, was in diesen 15 Kriegsstunden passiert ist, stellt Ridley Scott (s.u.) nüchtern die Frage in den Raum, welchen Zweck solche Einsätze haben gegen Menschen, die lieber sterben, als sich einer fremden Macht unterzuordnen. Die Antwort überlässt er uns beim anschließenden Fakten entwirren am Kneipentisch.

Wertung: 6 von 6 €uro
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