Nach dem Tod seines Idols Maximus wurde Lucius, der Sohn von Lucilla, außerhalb des Römischen Reichs in Sicherheit gebracht. Dem Einfluss römischer Korruption, Intrigen und Machtgerangel entzogen, wächst Lucius an der nordafrikanischen Küste in Frieden zu einem jungen Mann heran – bis er eines Tages von der Vergangenheit eingeholt wird.
Seine neue numidische Heimat wird von römischen Legionen unter der Führung von General Marcus Acacius überfallen. Traumatisiert von tragischen Verlusten wird Lucius nach Rom verschleppt und an den Gladiatorenstall-Besitzer Macrinus verkauft. Zur Unterhaltung des Volkes und der Co-Kaiser Geta und Caracalla soll er in der Arena um sein Leben kämpfen.
Von unbändiger Wut angetrieben, will Lucius dem Imperium einen Schlag versetzen und vor allem Rache an dem Mann nehmen, den er als seinen ärgsten Feind ansieht: General Acacius, der allerdings mit Lucius Mutter Lucilla verheiratet ist …
Ridley Scott hat dreimal das Kino revolutioniert: Alien. Blade Runner. Gladiator. Fortsetzungen seiner an den Kinokassen sehr erfolgreichen Filme waren unausweichlich. Für die Fortsetzung von "Alien" fand er James Cameron, der sein dunkles Geheimnis in ein brutales multimonströses Actionvehikel verwandelte. Für die Fortsetzung von "Blade Runner" fand er Denis Villeneuve, der diesem Solitär eine neue Wendung gab. Seinen "Gladiator" hat Ridley Scott dann gleich selber fortgesetzt.
Man fragt sich, warum.
Nichts an diesem Film ist innovativ, ist faszinierend, ist dramatisch. Wir sind heute schnell bei der Hand mit der Behauptung, eine grandiose Fortsetzung gesehen zu haben. Haben wir aber nicht. Das Original lebt nicht von den damals innovativen digitalen Effekten. Das Original lebte von Russel Crowe. Damals eroberte ein Typ die Leinwand, nach dem wir lange gesucht hatten. Clint Eastwood, Steve McQueen, Mel Gibson und Bruce Willis waren durch. Russel Crowes Maximus liebte seine Frau, sein Weizenfeld und fiel am Ende des Films dafür tot um.
Achtung: Spoiler
Die Szene mit der Hand über dem Weizenfeld, die seit dem Original Ikonenstatus hat, steht auch dieses Mal gleich am Anfang des Films. Nur ist der Besitzer dieser Hand keine charismatische Figur. Zwar ist er, wie sich im Laufe des Films herausstellt, der Sohn des damaligen Helden. Aber er ist kein Kinoheld.
Russel Crowes Maximus verkörperte Autorität. Wenn er im Circus Maximus kurz mal das Kommando an sich riss, um die kaiserlichen Heerscharen aus dem Konzept zu bringen, haben wir im Kinosessel ihm das geglaubt. In Ridley Scotts Fortsetzung fehlen diese Figuren. Es gibt wieder diese Kommandoszene im Circus. Aber die ist eine reine Filmszene. Da ist nichts natürlich. Wir glauben der Figur, die eine große Actionszene hat, nicht, weil sie keine Heldenfigur ist.
Es gibt einen Helden ohne Fallhöhe; Maximus war ein Feldherr, der zum Sklaven und zum Gladiator und zum Helden wurde. Das hatte Drama. Der neue Held, Lucius, ist im vorliegenden Film ein Niemand, der zu Beginn in einer großen Schlacht seine Frau, eine versierte Bogenschützin, verliert – was in einer Schlacht schon mal passieren kann, ihn aber so erzürnt, dass er dem gegnerischen Feldherrn Rache schwört. Er hat einen imposanten Oberkörper. Er hat bemerkenswerten Intellekt und am Ende eine dramatische Familiengeschichte, die sich allerdings zwischen den beiden Gladiator-Filmen zugetragen hat. Wir bangen nicht mit ihm. Und vor allem: Er ist nicht die Hauptfigur. Auf der Besetzungsliste stehen gleich mehrere Namen vor dem eigentlichen Helden.
Er ist eine langweilige Figur. Weil für uns im Kinosessel da auch noch ein Manager der Gladiatoren ist, der eigene Pläne verfolgt. Den spielt Denzel Washington (The Little Things – 2021; The Equalizer 2 –2018; Die glorreichen Sieben – 2016; The Equalizer – 2014; 2 Guns – 2013; Flight – 2012; Safe House – 2012; Unstoppable – Außer Kontrolle – 2010; Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3 – 2009; American Gangster – 2007; Déjà Vu – 2006; Inside Man – 2006; Der Manchurian Kandidat – 2004; Mann unter Feuer – 2004; Training Day – 2001; Hurricane – 1999; Der Knochenjäger – 1999; Ausnahmezustand – 1998; Dämon – Trau keiner Seele – 1998; Mut zur Wahrheit – 1996; Crimson Tide – 1995; Teufel in Blau – 1995; Die Akte – 1993; Philadelphia – 1993; William Shakespeares Viel Lärm um nichts – 1993; "Malcolm X" – 1992; Ricochet – Der Aufprall – 1991; "Glory" – 1989) und damit ist früh klar, dass dessen anfangs nebensächlicher Charakter eine große Rolle spielen wird – und eben nicht der doch über viele Filmszenen eingeführte Lucius. Wohingegen die beiden Kaiserzwillinge, die schon mit dunkel unterlaufenden Augenringen eingeführt werden, nicht mal annähernd an den Angst einflößenden Dämon heranreichen, den Joaquin Phoenix damals als Commodus personifiziert hat.
Es ist in dieser Fortsetzung, von der Ridley Scott so lange geträumt haben soll, einfach nichts, was einen neuen Film rechtfertigt. Im Rahmenprogramm geht es um eine Palastintrige, mit der nach vielen Wendungen Rom an seine Bürger zurückgegeben werden soll – so, wie im ersten Gladiator-Film. Diesem Rahmenprogramm fehlt aber der integre Held. Paul Mescal, der den Lucius spielt, bekommt vom Drehbuch keine Szene geschenkt, in der er hervorstechen, gar glänzen könnte.
So bekommen wir ein Drama, das kein Drama ist, weil ihm der Held abgeht. Und Film gibt es schon gar nicht.
Regisseur Ridley Scott auf der Leinwand
Sir Ridley Scott (* 30. November 1937 in South Shields, England) ist ein britischer Filmregisseur und Filmproduzent. Er gilt als einer der renommiertesten und einflussreichsten Regisseure und hat die Erzählweisen mehrerer Filmgenres geprägt.
Scott ist Eigentümer der 1995 gegründeten Filmproduktionsfirma Scott Free Productions.
- Die Duellisten (The Duellists, 1977)
- Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien, 1979)
- Blade Runner (Blade Runner, 1982)
- Legende (Legend, 1985)
- Der Mann im Hintergrund (Someone to Watch Over Me, 1987)
- Black Rain (Black Rain, 1989)
- Thelma & Louise (Thelma & Louise, 1991)
- 1492 – Die Eroberung des Paradieses – (1492 – Conquest of Paradise, 1992)
- White Squall – Reißende Strömung (White Squall, 1996)
- Die Akte Jane (G.I. Jane, 1997)
- Gladiator (Gladiator, 2000)
- Hannibal (Hannibal, 2001)
- Black Hawk Down (Black Hawk Down, 2001)
- "Tricks" (Matchstick Men, 2003)
- Königreich der Himmel (Kingdom of Heaven, 2005)
- Ein gutes Jahr (A good Year, 2006)
- American Gangster (American Gangster, 2007)
- Der Mann, der niemals lebte (Body of Lies, 2008)
- Robin Hood (Robin Hood, 2010)
- Prometheus – Dunkle Zeichen (Prometheus, 2012)
- The Counselor (The Counselor, 2013)
- Exodus: Götter und Könige (Exodus: Gods and Kings, 2014)
- Der Marsianer (The Martian, 2015)
- Alien: Covenant (Alien: Covenant, 2017)
- Alles Geld der Welt (All the Money in the World, 2017)
- The last Duel (The last Duel, 2021)
- House of Gucci (House of Gucci, 2021)
- Napoleon (Napoleon, 2023)
- Gladiator II (Gladiator II, 2024)