IMDB

Plakatmotiv: Legende (1985)

Märchen als optischer Augenschmaus
aber ohne erzählerische Finesse

Titel Legende
(Legend)
Drehbuch William Hjortsberg
Regie Ridley Scott, USA, UK 1985
Darsteller

Tom Cruise, Mia Sara, Tim Curry, David Bennent, Alice Playten, Billy Barty, Cork Hubbert, Peter O'Farrell, Kiran Shah, Annabelle Lanyon, Robert Picardo, Tina Martin, Ian Longmur, Mike Crane, Liz Gilbert u.a.

Genre Fantasy
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
21. November 1985
Inhalt

Der Herr der Finsternis will die letzten beiden Zauber-Einhörner vernichten. Diese Wesen garantieren als Einzige Tageslicht und Wärme und die fürchtet der Herr der Finsternis wie der Teufel das Weihwasser. Verletzen aber kann man diese Tiere nur, wenn sie stehen bleiben.

Und so kommt es dem Bösen und seinen Helfern sehr gelegen, dass der junge Waldläufer Jack der Prinzessin Lili die Fabeltiere vorführen will. Ein Fehler! Das vorletzte Einhorn stirbt. Die Welt droht in die Dunkelheit zu stürzen …

Was zu sagen wäre

Die Märchenwelt ist erotisch aufgeladen. Das ist keine neue Erkenntnis, schon der Kuss, mit dem Dornröschen aus dem ewigen Schlaf erweckt wird, gilt als so etwas wie die Erweckung der Frau aus der Jungfernschaft, und immer ist es ein holdes Antlitz, das den Zauber der Liebe in diesen Geschichten beschwört. In Ridley Scotts Märchenfilm steht der Eros im Mittelpunkt: Der Herr der Finsternis mit seinen zwei mächtigen Hörnern und dem gigantischen, feuerroten Brustkorb, dessen imposantes Kinn überdimensionierten Hoden gleichen, will nicht nur die Welt in ewige Dunkelheit tauchen. Er träumt auch Ewigkeiten, dass die Prinzessin, die als reine Unschuld gefeiert wird, sich ihm hingeben möge und eine kurze Zeit ist die auch bereit dazu; da wandelt sich ihr blütenweißes Kleid in ein schwarzes, knapp geschnittenes Gewand und ihr Antlitz strahlt in dunkler, schwarz geschminkter Lust. Aber nur kurz, es ist ja ein Märchen.

Ridley Scott hat rund 25 Millionen Dollar ausgeben dürfen, um seine Märchenwelt zum Leben zu bringen. Das Geld sieht man in jedem Bild. Nach der Uniformwelt der napoleonischen Kriege in Die Duellisten (1977), der dunklen Schreckenskammer eines Raumschiffs in Alien (1979) und einer trostlosen Zukunftsvision in Blade Runner (1982) hat er jetzt einen prachtvollen grün, blau, rot, gelb und weiß Artwork: Legende (1985) blühenden Märchenwald erschaffen, an dessen Rand der bedrohliche "Große Baum der Finsternis" steht, unter dessen Wurzelwerk sich ein gigantischer Tempel mit mächtigen Säulen und großen Standbildern von Dämonen mit grausigen Fratzen.

Durch den Wald tobt das Leben. Ein junge Prinzessin, von der unklar bleibt, welches eigentlich ihr Königreich ist. Auch einen König gibt es nicht, aber ein gar freundliches Bauernpaar, das im Wald lebt und die Prinzessin gerne beherbergt, aber schon immer öfter mahnt, sie müsse sich nun bald einen Prinzen suchen und ein eigenes Leben beginnen. Das hat sie längst. Der junger Waldläufer Jack reizt sie, mit dem sie zwischen Farnen und Bäumen neckisches Hasch mich spielt und der ihr dafür zwei Einhörner zeigt, was, wie sich rasch zeigt, ein Riesenfehler ist. Beide haben ihre Leidenschaft nur mäßig unter Kontrolle und prompt droht die ewige Dunkelheit über die Welt zu brechen. Tom Cruise (Der richtige Dreh – 1983; Die Outsider – 1983; Lockere Geschäfte – 1983; Die Kadetten von Bunker Hill – 1981), der mit seinem Unterhosentanz in Lockere Geschäfte eine erste Duftmarke als selbstbewusster Schauspieler mit Ideen gesetzt hat, zeigt als Jack Talent für physisches Kino und gewinnt mit seinem charmanten Lächeln. Newcomerin Mia Sara, die bisher nur einen Auftritt einer TV-Serienepisode hatte, wirkt noch überfordert von der gewaltigen Technik, die so ein Fantasy-Dreh mit sich bringt. Tim Curry, der den Herrn der Finsternis mit dem Testikel-Kinn spielt, ist unter seiner Maske nicht zu erkennen. Während Curry unter dem Make-Up blass bleibt, wirkt die Maske selbst angemessen bedrohlich. Zu diesen Hauptfiguren gesellen sich ein paar Zwerge, Gnome, ein Naturmagier und eine Elfe, die zwar als von Schauspielern gespielt werden – der Naturmagier von dem Deutschen David Bennett (Die Blechtrommel – 1979) – aber aussehen, als sei Jim Henson mit seinen Muppets an Bord.

Die Story ist eine klassische Märchengeschichte. Zwei reine Helden müssen das Ende der Welt verhindern und dafür gegen die geballten Kräfte der Finsternis antreten. Dabei bekommen sie Hilfe von unerwarteter Seite, aber schaffen schließlich das schier Unmögliche und retten die Welt. Jack und die Prinzessin spazieren am Ende Hand in Hand in einen furiosen Sonnenuntergang.

Die Dreharbeiten fanden unter anderem den Pinewood Studios in Iver Heath, England statt. Die Bühnenbauten dort (die berühmte "007-Bühne") brannten während der Dreharbeiten vollständig ab. Dies erzwang die Fertigstellung des Films auf teilweise hastig improvisierten Einrichtungen. Wegen dieser Umgestaltungen kam der Film erst am 18. April 1986 in die US-Kinos und erwies sich als finanzieller Flop an den US-amerikanischen Kinokassen. Mit einem Budget von 25 Millionen US-Dollar spielte er nur 16 Millionen US-Dollar wieder ein. Erst mit Beginn der weltweiten Vermarktung spielte er seine hohen Kosten ein.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
IMDB