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Plakatmotiv: Der Mann im Hintergrund (1987)

Ein solider Cop-Thriller
Ein belangloser Ridley-Scott-Film

Titel Der Mann im Hintergrund
(Someone to watch over me)
Drehbuch Howard Franklin & Danilo Bach & David Seltzer
Regie Ridley Scott, USA 1987
Darsteller

Tom Berenger, Mimi Rogers, Lorraine Bracco, Jerry Orbach, John Rubinstein, Andreas Katsulas, Tony DiBenedetto, James E. Moriarty, Mark Moses, Daniel Hugh Kelly, Harley Cross, Joanne Baron, Anthony Bishop, David Berman, Sharon Bracke, peter Carew, Christopher Cass, Jim paul Eilers, Susi Gilder, Mary Gillis, Billy Kane, Helen Lambros, Jack McGee, Meg Mundy, Jeff nielsen, Harlan Cary Poe, Marilyn Rockafellow u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
28. April 1988
Inhalt

Der New Yorker Polizist Mike Keegan ist zum Detective befördert und in das feine Viertel um die 5th Avenue versetzt worden. Gleich sein erster Auftrag ist der eines Babysitters. Keegan soll Claire schützen.
Die vermögende Claire Gregory hatte eine Party besucht und zufällig gesehen, wie Joey Venza einen Mann ermordet. Venza wurde daraufhin verhaftet und von Claire als Mörder identifiziert.

Wegen eines Formfehlers der Polizei wurde Venza aber wieder freigelassen. Claire wurde also unter Polizeischutz gestellt und so kam Mike Keegan ins Spiel. Die Polizei hofft, dass der Mörder versuchen wird, Claire ebenfalls zu töten, um ihn dabei zu fassen. Aber Mike und Claire verlieben sich ineinander.

Keegan gefährdet seine Ehe mit Ellie und außerdem seinen Auftrag …

Was zu sagen wäre

Warum sollte sie reinkommen?“, fragt der Killer und Geiselnehmer und meint sich in Gefahr begeben. Und der Cop antwortet „Weil sie mir vertraut!“ Da zuckt die Frau des Cops, die in der Gewalt des Geiselgangsters ist, zusammen. In diesem kurzen Zwischenschnitt auf die betrogene Ehefrau in Geiselhaft fasst Ridley Scott das Dilemma einer betrogenen Ehe zusammen, um die es ja in diesem Film hauptsächlich geht. Es geht da nicht um sexuelle Erlebnisse außerhalb der eigenen vier Wände. Es geht um gebrochenes Vertrauen. Das ist bei einem Film wie diesem ja immer die Frage: Man sitzt im Kinosessel und schaut dabei zu, wie der mittel gut bezahlte Cop aus Queens mit Frau und Kind, der vor der – für ihn – lebensentscheidenden Frage steht, ob er sich das neue Haus für 97.500 Dollar leisten kann, sich mit der ultrareichen, alleinstehenden Frau aus der Fifth Avenue einlässt. Der Polizist ist mit seiner Frau seit 16 Jahren zusammen. Unschön, dass der Kerl da mit einer anderen ins Bett geht. Was die Polizistengattin aber wirklich mitnimmt, ist, dass zwischen ihrem Mann und der Millionärin ein Vertrauensverhältnis entstanden ist. Lorraine Bracco (Jack, der Aufreißer – 1987) spielt diese Cop-Gattin so, dass wir (Männer) im Kinosessel jederzeit auf ihrer Seite sind; auch, weil Mimi Rogers ihre Millionärin als Frau spielt, die in Society-Zirkeln lebt, und beim Kontakt mit der Straße sofort in Tränen ausbricht.

Der Zwischenschnitt ist wichtig, weil das Verhältnis des Cops zu der reichen Fifth-Avenue-Lady tatsächlich herbei geschrieben wirkt; der Sex mag passieren, es ist ja ein Film. Aber ernsthaft was Ernstes? Was die Ehe des Cops zerstört? Schwierig zu glauben. Deshalb die Vertrauensfrage.

Ridley Scott präsentiert einen „klassischen Thriller”, steht so auch auf dem Filmplakat. Mit einer Kriminalgeschichte, die so Na ja ist. Der Killer, der sich mit irgendwelchen Anwalttricks um die Untersuchungszelle drückt und jederzeit frei in New York herumlaufen und morden kann, ist noch unglaubwürdiger, als die Dreiecksbeziehung. Schaut man dem Film aber einfach zu, merkt man: Plakatmotiv: Der Mann im Hintergrund (1987) Ridley Scott wollte einen klassischen New-York-Film drehen, einen, in dem der Durchschnittsverdiener aus Queens auf die Superreichen aus Manhattan trifft. Im Kino ist das hedonistische Anything Goes ultrareicher Typen gerade in, Oliver Stone zelebriert das zum Beispiel in Wall Street. Scott reizt der visuelle Kontrast. Neben der schnell eingefassten Enge des Polizisten-Hauses in Queens schwelgt seine Kamera dann im Luxus der Upper Class – weitläufige Zimmerfluchten, verschwenderische Ausstattung, Küchen mit Kühlschränken für Vegetarier und Fleischesser, Limousinenservice, elegante Bars, Empfänge im Guggenheim Museum, wallende Kleider und die richtige Krawatte. Und schon verliert sich der glücklich verheiratete Cop in Illusionen? Schwer zu glauben, aber im geschlechterspezifisch umgekehrten Fall nehmen wir das im Kinosessel seit Jahrzehnten unbewegt zur Kenntnis: eine Polizistin, die sich in den reichen Wall-Street-Typen verliebt. Scott dreht ganz gerne mal die Geschlechterverhältnisse auf links. In Alien (1979) etwa übernimmt eine Frau das Heft des Handelns, während die Männer sterben wie die Fliegen.

Aber in "Der Mann im Hintergrund" machen die Frauen nichts aus ihrer vermeintlichen Dominanz. Der Ehefrau fällt nichts anderes ein, als eine Zeit lang zu ihrer Schwester zu ziehen, und der Millionärin nichts anderes, als jetzt einfach einen neuen Mann an ihrer Seite zu haben. Und der Cop zwischen den Frauen? Ist ein entscheidungsarmes Weichei. Tom Berenger (Platoon – 1986; Der große Frust – 1983; "Die Hunde des Krieges" – 1980) versucht, eine Nische zwischen BruceWillisMelGibson und DolphLundgrenJeanClaudeVanDamme zu besetzen, aber das Drehbuch lässt ihm keinen Spielraum für was eigenes.

Man sollte Filmen nicht ihr Personal zur Last legen, weil es im Kino in erster Linie um Bilder geht, aus denen sich Geschichten – und das Personal – entwicklen. Die Bilder sind wunderschön. Der Film besticht durch seine Lichtsetzung, die Fans von Ridley Scott schon aus seinen früheren Filmen kennen: immer etwas dunstig, im Gegenlicht. Aber wenn wir dann den Figuren in diesem Licht mangels Eigeninitiative nicht folgen mögen, werden auch die schönen New-York-Bilder bald fade. Der Film liefert durchschnittliche Spannung und bleibt im Strudel des jährlichen Filmausstoßes just another Flic-Pic. Anders gesagt: Wir vertrauen dem Regisseur, weil er für die Leinwand überraschende Perspektiven, elegante Beleuchtung findet, und nehmen in Kauf, dass er sein Storytelling aus einem anderen Bett klaut.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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