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Plakatmotiv: Lockere Geschäfte (1983)

Prostitution ist nur die
ehrlichere Form der Liebe

Titel Lockere Geschäfte
(Risky Business)
Drehbuch Paul Brickman
Regie Paul Brickman, USA 1983
Darsteller

Tom Cruise, Rebecca De Mornay, Joe Pantoliano, Richard Masur, Bronson Pinchot, Curtis Armstrong, Nicholas Pryor, Janet Carroll, Shera Danese, Raphael Sbarge, Bruce A. Young, Kevin Anderson, Sarah Partridge, Nathan Davis, Scott Harlan, Sheila Keenan, Lucy Harrington, Jerry Tullos u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
20. April 1984
Inhalt

Joel, Sohn reicher Eltern, nutzt die sturmfreie Bude, um das andere Geschlecht endlich kennenzulernen. Zusammen mit dem Export-Girl Lana setzt er Vaters Porsche außer Gefecht. Jetzt ist guter Rat teuer – doch Lana gibt ihren Freundinnen Bescheid und verwandelt das Elternhaus in einen Partyschuppen ganz besonderer Art …

Was zu sagen wäre

Nein, es geht im Leben nicht um die richtige Universität – HarvardPrincetonColumbia – es geht um das sich zurecht finden im Leben, egal, wie das geht. „Nicht zu fassen: Da habe ich morgen eine wichtige Arbeit in Mathe und hier jagt mich Guido, der Zuhälter von 'ner Puppe.Plakatmotiv: Lockere Geschäfte (1983) Die wohlstandsverwöhnten Jüngelchen in diesem Film predigen sich dauernd das „Ihr könnt mich alle am Arsch lecken“ aus Sidney Lumets Network (1976), haben aber keinerlei Erfahrung, was das eigentlich bedeutet.

Der Held dieser Geschichte ist Joel. Und eigentlich muss man in so einem Film erwarten, dass Joel eines dieser wohlstandsverwahrlosten Bübchen aus reichem Hause ist, das den Porsche seines Vaters schrottet, woraufhin wir dann 90 Minuten dabei zugucken müssen, wie er den Porsche unauffällig zurückholt. Falsch. Hier geht es darum, einen wohlstandsverirrten Jungen, der von einem Vater herausgezüchtet wird, dem seine Stereoanlage näher ist, als der Sohn, an das reale Leben heranzuführen – nicht das reale Leben ärmerer Bevölkerungsschichten, sondern an das reale Leben als solches. Joel ist ein braver Junge, der nichts falsch machen will und also alles falsch macht, der Tiefkühlkost knabbert, weil er nicht weiß, dass man die vor dem verzehr erhitzen muss. Die Macht und der Reichtum seiner Eltern macht ihm eher Angst, er möchte es wirklich alleine schaffen in einer Welt, in der abstrakte Notendurchschnitte über Oben oder Draußen entscheiden. Während die auf laszive Weise attraktive Lana im knappen Hemd um ihn herumtänzelt, sitzt Joel über seinen Studien: „'ne Arbeit über freie Marktwirtschaft. Es heißt, wir produzieren etwas und versuchen dann, es zu vermarkten.“ „Verdienst Du viel Geld damit?“, fragt Lana. „Nein. Nicht wirklich.“ „Nein?“ „Nein, aber wir … wir stehen im Wettbewerb zu anderen Studentenfirmen.

Joel ist ein braver Wie-Du-Und-Ich-Junge. Er hat bisher keine Begegnung mit dem realen Leben gehabt. Der einzige Hinweis, dass in dem Jungen mehr steckt, als ein Bub reicher Eltern, offenbart sich, als die Eltern endlich aus dem Haus sind und Joel wie ein Berserker in Unterhose zu Bob Segers "Old Time Rock & Roll" durchs Haus tanzt. In diesen vielleicht sechzig Sekunden offenbart sich, dass der Junge in einer Traumwelt lebt. Aber es offenbart sich auch ein Teenage-Schauspieler, der bereit ist, sich ein bisschen rauszuhängen. Es heißt, die Szene sei im Drehbuch nur grob umschrieben und von Tom Cruise (Die Kadetten von Bunker Hill – 1981), dem Bübchen-Darsteller, improvisiert worden.

Jedenfalls ist Joel alles, aber kein typischer High-School-Buddy. Und seine Freundin-to-be ist nicht die übliche Cheerleaderin. Sondern eine Frau mit sexuell mehr Erfahrung; genau genommen: eine Nutte. Und da stellt sich bald heraus, dass eine Ivy-League-Bildung zwar ein gewisses Renommee bietet, sich im realen Leben aber nicht auszahlt. Während Lana, die wirtschaftlich fixierte Prostituierte, ihren Schnitt macht, ist Joel noch damit beschäftigt, seine anerzogenen Ideale damit in Einklang zu bringen. Plakatmotiv: Lockere Geschäfte (1983) Da wird ein geschrotteter Porsche zum Zentrum einer Erzählung, die in kaltem Kapitalismus wärmende Funken findet. „Sie sagte mir, sie könne in einer einzigen Nacht mehr Geld verdienen, als ich einem ganzen Jahr. Genug, um den Wagen meines Vaters reparieren zu lassen Sie sagte mir auch, dass sie meine Freundin sein wolle. Sie sagte mir eine Menge Dinge. Ich habe sie alle geglaubt.“ Joel lernt schnell und überzeugt bald auch seine Collegefreunde davon, dass Sex mit Callgirls auch nicht unmoralischer ist, als ein Date mit der Babysitterin: „Also schön. Du hast sie zweimal zum Essen ausgeführt. Was hat das gekostet?“ „Etwa 30.“ „Mit Trinkgeld?Nein … etwa 35.“ „Ihr wart doch sicher auch im Kino?“ „Dreimal.“ „20 Dollar.“ „Ungefähr.“ „Parken?“ „Ich parke auf der Straße.“ „Benzin?“ „Ich würde sagen, sechs Dollar.“ „Tja, Sam. Deine Investition: Circa 60 Dollar! Und, was ist passiert?“ „Sie hat mit Jacobsen geschlafen. Absolute Fehlinvestition.“ Aus dieser Perspektive ist das Bordell, dass der Junge unter Lanas Führung für eine Nacht in seiner sturmfreien Bude einrichtet, für alle eine gute Investition.

"Lockere Geschäfte" ist ein hemmungslos den Kapitalismus feiernder Film. Botschaft: Das Leben funktioniert, wenn alle bereit sind, dafür zu bezahlen. Selbst Guido, der Arschlochzuhälter macht am Ende seinen Schnitt und kommt davon. Denn Joel hat seine Lektion gelernt, wird, weil der mächtige Entscheider von Joels heimischem Bordell genascht hat, in Princeton aufgenommen und schmiedet schon Geschäftspläne mit Lana, die beide in zehn Jahren ganz oben sieht, „da bin ich ganz sicher.“ Den Circle of Money in der allgegenwärtigen Wirtschaft hat der Junge verstanden. Ein böser Film. Kalt. Warmherzig. Zynisch. Witzig. Ziemlich nah dran: „Ich hatte in einer einzigen Nacht ein Bruttoeinkommen von 8.000 Dollar. Es war der Spaß meines Lebens.

Wertung: 7 von 9 D-Mark
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