In der traditionsreichen Kadettenanstalt Bunker Hill erhalten Kinder und Jugendliche eine straffe, militärisch geprägte Ausbildung, um sie auf einen späteren Dienst in den US-Streitkräften vorzubereiten. Kommandeur der Anstalt ist der pensionierte General Harlan Bache, der als übermächtige Vaterfigur insbesondere die älteren Jahrgänge der Kadetten mit seinen Kriegserlebnissen und idealistisch gefärbten Darstellungen des Soldatenlebens in seinen Bann zieht. Überraschend erhält Bache am Abschlusstag eines Ausbildungsjahres die Nachricht, dass Bunker Hill geschlossen wird und die Gebäude der Anstalt zum Verkauf freigegeben werden sollen. Der gerade zum Kadettenmajor beförderte Brian Moreland, der mit blindem Vertrauen zu Bache aufsieht und von ihm beeinflusst ist, sieht die Schuld an der Schließung in ziviler Ignoranz und fehlendem Verständnis für Tradition.
Beim Jahresabschlussball in der Kadettenanstalt kommt es zwischen Kadetten und einer Gruppe Jugendlicher, die durch Pöbeleien ihre antimilitärische Haltung zum Ausdruck bringen, zu einer Schlägerei. Als Bache dazukommt, löst sich während eines Handgemenges ein Schuss aus dessen Pistole und trifft einen der Jugendlichen tödlich. Nach seiner Festnahme durch die Polizei erleidet der gesundheitlich angeschlagene Bache einen Herzinfarkt und wird auf der Intensivstation behandelt.
In dieser Situation entschließen sich die Kadetten unter Morelands Führung, ihre Anstalt gegen die Schließung zu verteidigen. Sie beschlagnahmen die in der Anstalt gelagerten Waffen und richten sich in der Anlage zur Verteidigung ein. Als die Situation zunehmend eskaliert, beginnt die moralische Fassade aus Ehre und Tradition schnell zu bröckeln. Immer mehr Kadetten beginnen am Sinn ihrer Aktion zu zweifeln …
Dass es nicht lohnt, für Ehre und Vaterland zu sterben, lernt man erst, wenn man stirbt, draußen im Feld. Das lernt man nicht an den Militärakademien. In Bunker Hill darf ein alt gewordener General kleinen Jungs immer noch – wir schreiben die 80er Jahre des 21. Jahrhunderts – die Geschichte von ehrenvollen Schlachten im Schützengraben erzählen. In seiner Akademie werden die seit Jahrzehnten toten Absolventen immer noch mit Salutschüssen geehrt. In der kleinen, angesiedelten Welt von Bunker Hill lebt der Korpsgeist vergangener Jahrhunderte weiter. Und so stehen plötzlich kleine Jungs unter schweren Helmen mit automatischen Waffen und verteidigen hinter Sandsäcken ihre Welt gegen eine Übermacht mit Panzern, die sie aus ihrer Welt vertreiben wollen. Schnöde Eigentumswohnungen sollen gebaut werden, wo jetzt noch die ziegelroten Gebäude der einst stolzen Akademie stehen.
"Die Kadetten von Bunker Hill" wirft den Blick auf eine Gesellschaft im Wandel. Auch in den USA, in denen der Film entstanden ist, haben sie nach zwei Weltkriegen, einem Krieg in Korea und dem in Vietnam und nach Skandalen im Weißen Haus verstanden, dass mit den überlieferten, den althergebrachten Lehren keine Zukunft zu haben ist. Aber während sich die einen auf den Weg der einstmaligen Blumenkinder machen, leben die anderen ihr normales Leben, den Alltag weiter; gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich in Generationen, nicht in Wochen. Harold Becker findet für diese Sicht in seinem Film ein schönes Bild: Der Vater der Hauptfigur Brian Moreland hatte seinem Sohn, als dessen Mutter gestorben war, gestattet, nun 15 Minuten um sie zu weinen. Der Mann hat es nur bis zum Rang eines Master Sergeant gebracht und kann mit seinem Sohn auch nur so sprechen, wie ein Master Sergeant mit einem Rekruten. Vor der besetzten Kaserne patrouilliert ein Lautsprecherwagen, über den die Kinder in der Akademie mit mahnenden Worten ihrer Eltern beschallt werden. Die Eltern sind nicht etwa physisch vor Ort. Ihre Stimmen kommen vom Tonband und reden hilflose Elternsätze. Der Junge möge jetzt mit dem Unsinn aufhören. Ein anderer Junge solle nicht immer tun, was andere ihm sagen, sondern eine eigene Entscheidung treffen (und tun, was die Tonbandstimme sagt). Kurz: Die Kinder sind alleine in dieser Welt, die Eltern waren und sind ihnen auf dem Weg in eine weniger kriegerische Zukunft offenbar keine Hilfe. Und innerhalb der Mauern gibt es nur junge Soldaten, die als Vorbild dienen. Außerhalb der Mauern lauert nur noch das große Kapital, das hier für Zivilisten gewinnbringend Wohnungen bauen will – die längst etablierten Blumenkinder von 68 brauchen Wohnraum, keine Panzer.
Das ist eine starke Verkleidung für eine Geschichte über den gesellschaftlichen Wandel, die Harold Becker in Schneckentempo erzählt. Der Regisseur erzählt, als wolle er unbedingt jede Spannung vermeiden. Szenen, die kurz einen Sachverhalt erklären müssen, dehnen sich in nicht enden wollende Dialoge junger Männer, gleich zum Auftakt wohnen wir über Minuten und Minuten einer Kirchenzeremonie bei, an deren Höhepunkt dann jene Namen toter Absolventen von Bunker Hill verlesen werden; dabei haben wir schnell verstanden, was uns die Szenen sagen sollen; wir im Kinosessel leben ja auch in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Kurz darauf ergeht sich der kommandierende General der Akademie in seinen Heldengeschichten über die Kriege, an denen er teilgenommen hat und zwei junge Kadetten hängen ihm bewundernd an den Lippen. Das kann man insoweit nachvollziehen, weil George C. Scott gewohnt knarzig den alten General spielt ("Patton – Rebell in Uniform" – 1970; Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben – 1964; Haie der Großstadt – 1961; Anatomie eines Mordes – 1959) und die jungen Schauspieler sich bei ihm einiges an Souveränität vor der Kamera abschauen können.
Überhaupt die jungen Schauspieler. Da hat das Studio die aktuellen Nachwuchshoffnungen vor der Kamera versammelt. Timothy Hutton (Eine ganz normale Familie – 1980) spielt den kommandierenden Kadett-Major Moreland und als Zuschauer wundert man sich, dass diesem saften Jungchen irgendjemand in so eine Wahnsinns-Operation folgen. Andererseits unterstreicht auch das, wie ferngesteuert die jungen Rekruten in der Akademie erzogen worden sind. Sean Penn spielt seinen besten Freund Alex, der aus keiner Soldatenfamilie stammt, sich deshalb nicht recht zugehörig fühlt unter den Rekruten. Tom Cruise schließlich, der eben in "Endlose Liebe" (1981) in der kleinen Nebenrolle des Billy ein bisschen Licht auf sich lenken konnte, spielt den verbissenen Red-Baret-Captain Shawn, der Militär nicht als Verteidigung versteht, sondern als großen Spaß mit automatischen Gewehren.
Harold Beckers "Taps" will relevant sein, verliert sich aber in zu wenig Handlung auf zu langer Strecke.