Zwei Cops, die Ex-Boxer Lee Blanchard und Bucky Bleichert, untersuchen den Mord an der ehrgeizigen B-Film-Aktrice Elizabeth Short alias "Schwarze Dahlie" – das Verbrechen wurde derart grausig ausgeführt, dass die Fotos vom Tatort unter Verschluss bleiben.
Während Blanchard sich so intensiv in den Sensationsfall verbeißt, dass seine Beziehung zu Kay darunter leidet, fühlt sich sein Partner Bleichert von der rätselhaften Madeleine Linscott angezogen: Sie stammt aus einer sehr prominenten Familie und hatte zufällig ein anstößiges Verhältnis mit der Ermordeten …
Brian De Palma dreht in unterschiedlicher Qualität. Mit Mission: Impossible (1996) tobte er sich ein wenig over-the-edge im Action-Milieu aus. Sein Fegefeuer der Eitelkeiten (1990, nach Tom Wolfes Roman) war furchtbar, seine Untouchables (1987) großartig. Sein Femme Fatale (2002) war peinlich, Dressed to kill (1980) fingernagel-kauend spannend. Aber die Stories all dieser Filme waren fantastisch in Szene gesetzt. De Palma hat ein Auge für Kamerabewegung und – für seine Fans – immer eine Plansequenz, die eine Einstellung, die kein Ende nehmen will – im Fegefeuer der Eitelketen gibt es eine Kamerafahrt, die in der Tiefgarage eines Hotels beginnt, Bruce Willis in einen Fahrstuhl verfolgt, mit ihm hoch fährt und oben schließlich in einer Buchpräsentation vor vollem Haus endet – und während die Kamera läuft, müssen zahllose Techniker (im Hintergrund) und Schauspieler so koordiniert sein, dass alle an der einzig richtigen Stelle das einzig richtige tun. Sowas muss man beherrschen.
In "Black Dahlia" sind die Kamerafahrten kürzer, dafür gibt es mehrere davon. Dadurch fällt erst spät auf, dass mit dem Film irgendwas nicht stimmt; die Bilder verzaubern. Erwartet wurde ein Film-Noir à la Dashiel Hammet, nur in Farbe und mit De-Palma-Touch. Bekommen haben die Zuschauer eine komplexe Story, die mehrere Handlungsstränge, die nur am Rande miteinander zu tun haben, verknüpft und die ihren Reiz keineswegs aus spannendem Thrillermoment zieht, sondern aus dem Gesamtwerk. Manchmal ist die Geschicht so komplex, dass man – ich sag's ungern – das Teil auf DVD nochmal ansehen solte, um einige Situationen zu verstehen. Das war vielen Kritikern und Zuschauern zu viel – ein klassischer Fall von Erwartungen nicht erfüllt. Mit zeitlichem Abstand betrachtet aber gewinnt der Film sehr an Farbe, Eleganz und Tiefe.
Den einzigen Fehler kann man dem Film nicht anrechnen: Es gehört zum guten Ton des Film-Noir, dass am Ende immer die steinreichen Baulöwen, Banker u.ä. in die Mordgeschichte verwickelt sind und daher lässt einen das Rätsel raten etwas kalt, nachdem ein Vertreter dieser Spezies samt Familie ihren ersten Auftritt hat. Dadurch hat der Zuschauer aber wieder mehr Zeit, zu gucken.
Außerdem ist Scarlett Johannson (Scoop – Der Knüller – 2006; Die Insel – 2005; Match Point – 2005; Lovesong für Bobby Long – 2004; Das Mädchen mit dem Perlenohrring – 2003; Lost in Translation – 2003; Arac Attack – 2002; Der Pferdeflüsterer – 1998) einfach am besten, wenn sie Kostüme aus den 40er Jahren tragen darf. Und es ist eine Freude, Hillary Swank (11:14 – Elevenfourteen – 2003; "Insomnia – Schlaflos" – 2002; The Gift – 2000) einmal in einer femininen Frauenrolle zu sehen – ihre beiden Oscars bekam sie für Rollen als als Junge verkleidetes Mädchen (1999) und als Boxerin (Million Dollar Baby – 2004). Als Madeleine Linscott trägt sie elegante Roben und gibt die Verruchte. Und wieder spielt sie sehr gut.
Die Kinofilme von Brian De Palma
Brian De Palma (* 11. September 1940 als James Giacinto De Palma jr. in Newark, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Filmregisseur.
In seinen Filmen geht es um Spannung, Mord, Besessenheit und psychische Störungen. Immer wiederkehrende Themen und Motive in seinen Filmen sind Voyeurismus und Überwachung, Doppelgänger, multiple Persönlichkeiten und Gewalt. De Palma bezieht sich in sehr vielen seiner Filme auf Alfred Hitchcock. So orientiert er sich in seinen Thrillern an Grundthemen und Motiven von Hitchcock-Filmen, zitiert Szenen und greift auf viele Strategien der filmischen Erzählung wie Plansequenzen und Nahaufnahmen in ähnlicher Weise wie Hitchcock zurück.
Filmtechnisch ist De Palma vor allem durch den ausgiebigen Einsatz der Steadicam bekannt. Sein Establishing Shot in Spiel auf Zeit führt beispielsweise mit nur einer, sehr elaborierten Kamerafahrt das gesamte Ensemble der Akteure ein. Als Erster hat De Palma den Split Screen als spannungserzeugendes filmtechnisches Mittel konsequent benutzt und auf diese Technik immer wieder zurückgegriffen.
Seinen ersten großen Erfolg feierte de Palma 1976 mit dem Horrorthriller Carrie – Des Satans jüngste Tochter, der auf dem Buch Carrie von Stephen King basiert. In den folgenden Jahren drehte er eine Reihe von weiteren Thrillern.
- Murder à la Mod (1968)
- Greetings (1968)
- The Wedding Party (1969)
- Hi, Mom! (1970)
- Hilfe, ich habe Erfolg (Get to know Your Rabbit, 1972)
- Die Schwestern des Bösen (Sisters, 1972)
- Das Phantom im Paradies (Phantom of the Paradise, 1974)
- Schwarzer Engel (Obsession, 1976)
- Carrie – Des Satans jüngste Tochter (Carrie, 1968)
- Teufelskreis Alpha (The Fury, 1978)
- Home Movies – Wie du mir, so ich dir (Home Movies, 1979)
- Dressed to Kill (1980)
- Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren (Blow Out, 1981)
- Scarface (1983)
- Der Tod kommt zweimal (Body Double, 1984)
- Wise Guys – Zwei Superpflaumen in der Unterwelt (Wise Guys, 1986)
- The Untouchables – Die Unbestechlichen (The Untouchables, 1987)
- Die Verdammten des Krieges (Casualties of War, 1989)
- Fegefeuer der Eitelkeiten (The Bonfire of the Vanities, 1990)
- Mein Bruder Kain (Raising Cain, 1992)
- Carlito’s Way (1993)
- Mission: Impossible (1996)
- Spiel auf Zeit (Snake Eyes, 1998)
- Mission to Mars (2000)
- Femme Fatale (2002)
- The Black Dahlia (The Black Dahlia, 2006)
- Redacted (2007)
- Passion (2012)
- Domino (2019)