Buchcover: Carrie

Der King-Roman schlechthin
Ein unerreichtes Inferno

Titel Carrie
(Carrie)
Autor Stephen King, USA 1974
aus dem Amerikanischen von Elisabeth Epple
Verlag BASTEI Lübbe
Ausgabe Taschenbuch, 236 Seiten
Genre Horror
Website stephenking.com
Inhalt

Als Dreijährige lässt sie einen Steinregen auf ihr Elternhaus niederregnen, weil ihre Mutter ihr in einem Anfall religiösen Wahns nach dem Leben trachtet. Carietta „Carrie“ White, jetzt 16 Jahre alt, wächst in der US-Kleinstadt Chamberlain ohne Vater auf, der vor ihrer Geburt auf einer Baustelle ums Leben gekommen ist.

Im Alter von 16 Jahren bekommt Carrie nach dem Sportunterricht unter der Dusche ihre erste Periode, über die sie unwissend und erschrocken ist. Ihre Mitschülerinnen hänseln und demütigen sie deswegen. In der Folge treten einige Fälle von Telekinese als Reaktion auf Beleidigungen, Demütigungen oder Ignoranz ihrer Mitmenschen auf, und Carrie wird sich der Tatsache bewusst, dass diese von ihr ausgehen. Sie denkt neu über die Beziehung zu ihrer Mutter nach, die jegliche Form von Reifung zur Frau und erst recht von Geschlechterliebe als grässliche Sünde darstellt und über Jahre verhindert hat, dass Carrie wie ein normales Mädchen aufwachsen konnte.

Es gelingt Carrie nach verschiedenen neuen Bestrafungen durch die Mutter, durch ihre neu erkannten Fähigkeiten dieser Gewalt ihrer Mutter in einem gewissen Maße Einhalt zu gebieten und den Einfluss des religiösen Wahns auf sie zurückzudrängen. Mit Hilfe einer wohlwollenden Lehrerin legt Carrie schrittweise ihre Angst vor dem Frau-Werden ab und wird sogar von einem Jungen zum Frühlingsball der Schule eingeladen.

Für den Ball näht sie sich gegen den erbitterten Widerstand der Mutter ein hübsches Kleid. Daraufhin beschließt die Mutter, Carrie zu töten. Das scheint ihr die einzige Möglichkeit zu sein, Carrie vom Satan reinzuwaschen. Zur gleichen Zeit besorgen sich andere Schüler zwei Eimer Schweineblut, mit dem sie Carrie beim Frühlingsball übergießen wollen. Carrie und ihr Begleiter Tommy werden zu König und Königin des Balls gewählt. Als sie auf der Bühne stehen, schüttet Carries Mitschülerin Chris mithilfe eines Zugseils die heimlich unter der Decke befestigten Eimer mit dem Schweineblut über Carrie.

Als sich Gelächter breit macht, fühlt sich Carrie von allen hintergangen und rächt sich mit ihren telekinetischen Fähigkeiten. Das Inferno nimmt seinen Lauf …

Was zu sagen wäre
Carrie

Was für ein Roman!!! Für ihn könnte der Begriff „Page Turner“ erfunden worden sein. Ich habe ihn im Herbst 1984 gelesen. In einer Nacht, gleich zweimal. "Carrie" war nach "Cujo" der zweite King, den ich in die Finger bekam. Es folgten dann rasch "Christine" und „es“.

Die Story ist gewürzt mit Auszügen aus späteren Gerichtsprotokollen und psychologischen Gutachten, die den „Fall Carrie White” aufarbeiten. Neben der sehr flotten Schreibe waren es diese Protokolle, die dauernd darauf hindeuteten, dass hier noch etwas … Furchtbares geschehen wird. Und das geschieht dann auch.

King gönnt dem Leser nichts. Schulhof-Mobbing, Amok, Religiöser Wahn, Telekinetik … die Welt, die sich in der Kleinstadt auftut, ist so normal, so durchschnittlich, so menschlich, wie jede andere. Das macht die Story so verstörend.

"Carrie" ist ein Klassiker der modernen Literatur und wahrscheinlich der Stephen-King-Roman schlechthin - dicht gefolgt, natürlich, von „es”. „Meine Frau klang atemlos, aber überglücklich“, schreibt King in seiner Biografie Das Lesen und das Schreiben (2000). „Der Lektor des Buches hatte erst versucht anzurufen, dann aber gemerkt, dass die Kings kein Telefon mehr besaßen, und daher das Telegramm geschickt. Glückwunsch, stand darin, Carrie offiziell von Doubleday angenommen. Sind $2500 als Vorschuss okay? (…) 2500 Dollar war kein besonders hoher Vorschuss, nicht mal in den frühen Siebzigern, aber das wusste ich damals nicht und hatte auch keinen Literaturagenten, der das für mich gewusst hätte. Bevor ich auf die Idee kam, dass ich vielleicht einen brauchte, hatten meine Bücher bereits gute drei Millionen Dollar eingebracht, und davon ging ein beträchtlicher Anteil an den Verlag.

1976 wurde das Buch von Brian De Palma mit Sissy Spacek und John Travolta unter dem Titel Carrie – Des Satans jüngste Tochter erstmalig verfilmt. Diese Verfilmung gilt als beste Verfilmung des Romans – blieb aber weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Vor allem das Inferno, mit dem Carrie ihre Rache vollzieht, bleibt im Film vergleichsweise mau. Wegen des Erfolgs der DePalma-Verfilmung wurde 1998 das Sequel „Carrie 2 – Die Rache” gedreht. 2002 entstand ein Remake, das sich inhaltlich zwar näher an der Vorlage hielt, jedoch ein völlig anderes Ende hatte. Der Fernsehfilm war eine Pilotsendung zu einer möglichen Serie, die aber wegen schlechter Quoten nicht realisiert wurde. Auch eine Neuverfilmung von 2013 blieb hinter den Möglichkeiten des Kinos zurück – Kings Roman festigt seinen Ruf, unverfilmbar zu sein.

Carries Mutter arbeitet in der Blue Ribbon Wäscherei, wo auch Barton Dawes aus dem Roman "Sprengstoff" arbeitet und wo in der Kurzgeschichte "Der Mangler" ebendieser Amok läuft.
Carries Geburtstag ist der 21. September – wie auch der von Stephen King. Der 21. September kommt auch in anderen Romanen vor, etwa in "Sie": Annie Wilkes tötete am 21. September vermutlich ihre Patientin Laura Rothberg.
Carrie hat ein reales Vorbild. Als Kind lebte King in Durham, Maine und besuchte die Schule im benachbarten Lisbon Falls. Ausgerechnet ein umfunktionierter Leichenwagen brachte ihn und andere Kinder dorthin – und eine der Mitfahrerinnen war ein seltsames Mädchen, neben dem niemand gerne saß: Carrie. Wie King berichtet, nahm sie sich im Erwachsenenalter das Leben.

Carrie ist Kings sechster Roman, allerdings der erste veröffentlichte. Zuvor schrieb er das unveröffentlichte Buch "The Aftermath", "Todesmarsch", das unveröffentlichte "Sword in the Darkness", "Amok" und "Menschenjagd". Drei davon wurden unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht.