Buchcover: Stephen King – Das Leben und das Schreiben

Weniger „Wie“, mehr „Woher“
Stephen King seine Ideen nimmt

Titel Das Leben und das Schreiben
(On Writing)
Autor Stephen King, USA 2000
aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer
Verlag Heyne
Ausgabe Gebunden, 333 Seiten
Genre Dokumentation
Website stephenking.com
Inhalt

Stephen King ist der meistgelesene Schriftsteller unserer Zeit: Nur mit der eigenen Biografie ist er bislang zurückhaltend umgegangen. Nach seinem schweren Unfall fand er es jetzt an der Zeit, sich zu äußern. In seinem umfassenden Buch über das Leben und das Schreiben gibt er Auskunft. Er versenkt sich und seine Leser in seine Kindheit, die viele seiner Romane inspiriert hat, erzählt von seinen Sehnsüchten, es als Schriftsteller zu schaffen und wie er immer wieder scheitert.

Er berichtet von der Liebe zu seiner Frau Tabitha, von den Nöten der kleinen Familie, von den ersten Schreibversuchen, dem plötzlichen Erfolg mit Carrie und dem schwierigen Umgang mit dem Ruhm.

Natürlich schreibt er auch über das Schreiben – was es für ihn bedeutet, wie seine Werke entstehen, welche Autoren ihn und sein Werk geprägt haben …

Was zu sagen wäre
Das Leben und das Schreiben

Keine langweilige Biografie, sondern ebenso flott geschrieben, wie seine Romane. Die Schilderung seines Unfalls und die beteiligten Personen könnten aus einem seiner Bücher stammen.

Erster Auslöser für dieses Buch, schreibt King, war ein Abend mit Freunden aus der schreibenden Zunft, mit denen King regelmäßig Musik macht. Bei einem Chinesen in Miami Beach fragte er Amy Tan, „ob es eine Frage gebe, die ihr in der Diskussion nach einer Lesung noch nicht gestellt worden sei. Die eine Frage, die nie aufgeworfen wird, wenn man vor einer Menge ehrfürchtiger Fans steht und so tut, als flöge einem alles zu. Amy hielt inne, dachte gründlich nach und sagte schließlich Es fragt nie einer nach der Sprache!“ Hieran schließen sich die üblichen Zweifel – warum soll gerade ich über das Schreiben schreiben – an und dann legt er los.

Auf 333 Seiten verteilt er seine sehr launigen, direkten und manchmal auch abschreckenden – klar: Nicht Jeder, der sich zum Schreiben geboren fühlt ist auch zum Schreiben geboren – Weisheiten über die Kunst des Schreibens, die damit beginnt, dass man liest: „Wo können Sie sonst noch schmökern? Beispielsweise auf dem Laufband oder auf welchem Gerät auch immer Sie  sich im Sportstudio aufwärmen. Ich versuche, jeden Tag eine Stunde lang meine Kondition zu trainieren, und ich würde wahrscheinlich verrückt werden, wenn ich keinen guten Roman dabei hätte. Inzwischen sind die meisten Studios (und auch die Fitnessräume zuhause) mit Fernsehern ausgestattet, aber beim Sport und jedem anderen Zeitvertreib ist ein Fernseher so ungefähr das Letzte, was ein angehender Schriftsteller braucht. Wenn Sie der Meinung sind, Sie müssten sich beim Trainieren das Gequatsche von Nachrichtensprechern auf CNN, das Gesülze von Wertpapierexperten im Börsenfernsehen oder das Gelaber von Reportern im Sportsender ansehen, sollten Sie jetzt noch einmal gründlich über Ihre Prioritäten nachdenken. Das heißt, wenn Sie wirklich Schriftsteller werden wollen. Sie müssen bereit sein, sich ernsthaft der Phantasiewelt in Ihrem Inneren zuzuwenden. Und das bedeutet leider: Auf Wiedersehen, Geraldo, Keith Oberman oder Jay Leno! Lesen braucht Zeit, und davon verschlingt die Mattscheibe zuviel.

Das sind dann diese Weisheiten, die man nickend so mitnimmt. King erzählt dann, wie er seine ersten Fehlformulierungsmetastasen von einem beherzten Redakteur bei der Lokalsport-Presse ausgetrieben bekam: „'Wenn Du eine Geschichte schreibst, dann erzählst Du sie Dir selber. Wenn Du sie redigierst, musst Du eigentlich nur darauf achten, dass Du alles herausstreichst, was nicht zur Geschichte gehört. (…) Schreibe bei geschlossener Tür, redigiere bei offener Tür.' Mit anderen Worten: Am Anfang gehört die Geschichte einem selbst, aber am Ende geht sie hinaus in die Welt.

Kings Semi-Biografie liest sich unterhaltsam flüssig, ich lerne viel aus den Erlebnissen, die er schildert. Und ich freue mich über seine wunderbare Art zu schreiben.