Chicago 1931: Die Stadt wird von einem Mann beherrscht: Al Capone. Und er kennt nur ein Recht – das des Stärkeren: „Sehen Sie sich einen Ringkampf an. Der Mann, der als letzter noch steht, hat den Kampf gewonnen!“ Das organisierte Verbrechen verwandelt die Stadt in ein blutiges Schlachtfeld und Eliot Ness soll aufräumen, ein junger Polizist ohne große Erfahrung.
Er hat nur drei Männer, auf die er sich verlassen kann. Da ist ein Buchhalter, Oscar Wallace, ein Absolvent der Polizeischule, George Stone, und der alte Streifenpolizist James Malone. Sie schließen sich zusammen und geben sich unbestechlich – im Kampf gegen den Herrscher des Universums, gegen Alphonse Capone.
Um Capone den Prozess machen zu können, brauchen sie einen Zeugen. Der König der Unterwelt setzt seine Killer auf sie an. Doch sein Triumph ist von kurzer Dauer. Die Unberührbaren ("The Untouchables") sind ernstzunehmende Gegner. Mut und Gerechtigkeitssinn sind ihr Kapital. Nach mehr als einem Jahrzehnt uneingeschränkter Herrschaft geht es Capone an den Kragen …
Einer der besten Filme aller Zeiten.
Okay, es gibt 40, 50, 100 beste Filme aller Zeiten – aber es gibt auch seit 1890 zigtausend Filme insgesamt. Und Brian De Palmas „The Untouchables“ ist einer der besten. Aller Zeiten!
Erstens stimmt der Aufbau, klassische Drama-Struktur: Der Held, ein Underdog, der auf eine lange Reise geht, an deren Ende er ein anderer ist. Sein Mentor, Sean Connery. Seine Nemesis: Robert De Niro. Seine Crew: Unerfahrene, aber loyale Männer. Seine Aufgabe: eine „des Jahrhunderts“.
Brian De Palma war nie so gut, wie für diesen Film
Zweitens Brian De Palma auf dem Regiestuhl (s.u.). Nach meiner Ansicht war er noch nie so gut, war er überhaupt nie so gut, wie für diesen Film – da passt einfach alles. Anfangs sollte Bob Hoskins den Al Capone geben. Mel Gibson sollte Eliot Ness spielen. Kevin Costner ("Shadows Run Black" – 1986; Die Sieger – American Flyers – 1985; Silverado – 1985) – war damals quasi ein Unbekannter.
De Palma steigt in seine Saga ein mit der Kamera aus der Vogelperspektive: Wir lernen Al Capone kennen, Robert De Niro (Angel Heart – 1987; Mission – 1986; Brazil – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Es war einmal in Amerika – 1984; "King of Comedy" – 1982; "Wie ein wilder Stier" – 1980; Die durch die Hölle gehen – 1978; New York, New York – 1977; Der letzte Tycoon – 1976; 1900 – 1976; Taxi Driver – 1976; Der Pate II – 1974; Hexenkessel – 1973) spielt ihn mit der herablassenden Grandezza eines Mannes, der alles hat und alles gesehen hat, ein Mann von großer Macht, einen Schlagzeilen liefernden Liebling der Medien, der uns seine Philosophie verkündet: „Ich wuchs in einem rauen Stadtviertel auf. Dort galt, Du kommst mit einem freundlichen Wort und einer Schusswaffe weiter als nur mit einem freundlichen Wort.“ Dann redet er noch ein bisschen über seine basically friedliche Haltung, dann schneidet De Palma in eine Kneipe, in der der Wirt das schale Bier eines Syndikats nicht abnehmen will – und es ist auch ohne große Erklärung klar, dass es Capones Syndikat ist. Da verlässt ein Mann im weißen Anzug die Bar und lässt eine Tasche zurück. Ein kleines Mädchen sieht das, greift sich die Tasche, läuft hinter dem Mann im weißen Anhug her, „Mister, Mister … sie haben …“ – weiter kommt sie nicht, weil die Tasche explodiert und die Kneipe in Schut und Asche legt. So heißt uns Brian De Palma willkommen in der Welt des Al Capone (dass er dabei seinen eigenen Regiegott Alfred Hitchcock mit dessen Sabotage – 1936 – zitiert, sei hier nur der Vollständigkeit halber für die Nerds erwähnt).
Sean Connery in einer angemessen würdevollen Rolle
Drittens: Kameramann (Director of Photography) Stephen H. Burum wollte in Schwarz-Weiß drehen und bekam dann den Auftrag, sein Schwarz-Weiß in Farbe zu machen – er schuf Schönheit. Patricia von Brandenstein baute Sets, die die als Schwarz-Weiß-Grobkörnig bekannten 1930er Jahre respektvoll mit Farbe versehen. Giorgio Armani kleidete die vier Unbestechlichen ein. Das heißt: Sean Connery weigerte sich, als Modegockel ausstaffiert zu werden und brachte seine eigenen Klamotten mit. Und Marilyn Vance-Straker sorgte dafür, dass die Kostüme drumrum sowohl zu Armani als auch in die Zeit passten
An diesem Film passt einfach alles. Andy Garcia ("8 Millionen Wege zu sterben" – 1986; "Das mörderische Paradies" – 1985; "Ein himmlischer Lümmel" – 1983), der den Polizeischüler George Stone spielt, „aus der South Side“, und eigentlich Giuseppe Petri heißt, ist von der ersten Minuten an ein vertrauenswürdiger Charakter. Eliot Ness‘ geduldige Ehefrau ist wunderbar warmherzig besetzt mit Patricia Clarkson.
Sean Connery als Mentor, als Merlin, als Gandalf, spielt auf den Punkt – und das tut er, anders als sein Ruf vermuten ließe, eher selten ("Der Name der Rose" – 1986; Highlander – 1986; Camelot – Der Fluch des Goldenen Schwertes – 1984; James Bond 007 – Sag niemals nie – 1983; Flammen am Horizont – 1982; Outland – Planet der Verdammten – 1981; "Der erste große Eisenbahnraub" – 1978; Robin und Marian – 1976; Der Mann, der König sein wollte – 1975; "Der Wind und der Löwe" – 1975; Die Uhr läuft ab – 1975; Mord im Orient-Express – 1974; "Zardoz" – 1974; "Sein Leben in meiner Gewalt" – 1973; James Bond 007 – Diamantenfieber – 1971; "Der Anderson Clan" – 1971; Marnie – 1964; Die Strohpuppe – 1964; James Bond 007 jagt Dr. No – 1962).
Im Staub vor Brian De Palma
Und Brian De Palma? Ich liege im Staub vor seinen Füßen! In diesem Film ist jede Kameraeinstellung Kunst. Eliot Ness steht in seinem grauen Anzug nicht einfach vor irgendeiner Wand … Eliot Ness steht in seinem grauen Anzug vor einer graubraunen Wand, deren Tönung sich sogar in seiner Frisur wiederfindet. Jedes Bild ist komponiert wie ein Gemälde, wunderschön. De Palmas Timing: Die Story spitzt sich zu in der Halle des Bahnhofs von Chicago mit einer großen Freitreppe, Matrosen, einer Mutter, die zwei Koffer und einen Kinderwagen diese Treppen hinaufwuchten muss und ein paar Capone-Gefolgsmännern, auf die gewartet wird. Ja: De Palma zitiert hier die Treppenszene aus Sergei M. Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin" (1925). Aber zitieren alleine funktioniert ja nicht im modernen Kino. Diese Bahnhofsszene ist ein elegantes Ballett mit Kamera, Schnitt, Musik und Schauspielern. Hut ab!
Vorher haben unsere Helden das stickige Chicago auch mal verlassen und gegen die Weiter der Prairie getauscht. Sie folgen der Spur eines großen Alkohol-Deals (denn um den geht es die ganze Zeit, wir sind ja in den Jahren der Prohibition). Wir treffen sie an der kanadischen Grenze, wo Capones Leute eine Ladung kanadischen Whiskeys übernehmen wollen. Was dann folgt ist Cowboy und Indianer mit Fedora-Hut und dreiteilgem Anzug – hoch zu Ross! Auch hier wieder: Bild, Schnitt, Musik, Timing … besser geht es nicht!
Die Werbung versucht, "Die Unbestechlichen" als „Besten Film seit Der Pate“ zu verkaufen. Da ist Quatsch. Francis Ford Coppolas Der Pate spielt in einer anderen Liga – nicht einer höheren oder einer niederen, in einer anderen Liga. Coppolas Mafia ist Oper. De Palmas Mafia ist Kino.
"Die Unbestechlichen – The Untouchables" war für vier Oscars nominiert:
- Männliche Nebenrolle: Sean Connery
- Set Design: Patrizia von Brandenstein, William A. Elliott, Hal Gausman
- Kostümdesign: Marilyn Vance-Straker
- Soundtrack: Ennio Morricone
Ausgezeichnet wurde schließlich Sean Connery für seine Mentor-Rolle des James Malone.
Die Kinofilme von Brian De Palma
Brian De Palma (* 11. September 1940 als James Giacinto De Palma jr. in Newark, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Filmregisseur.
In seinen Filmen geht es um Spannung, Mord, Besessenheit und psychische Störungen. Immer wiederkehrende Themen und Motive in seinen Filmen sind Voyeurismus und Überwachung, Doppelgänger, multiple Persönlichkeiten und Gewalt. De Palma bezieht sich in sehr vielen seiner Filme auf Alfred Hitchcock. So orientiert er sich in seinen Thrillern an Grundthemen und Motiven von Hitchcock-Filmen, zitiert Szenen und greift auf viele Strategien der filmischen Erzählung wie Plansequenzen und Nahaufnahmen in ähnlicher Weise wie Hitchcock zurück.
Filmtechnisch ist De Palma vor allem durch den ausgiebigen Einsatz der Steadicam bekannt. Sein Establishing Shot in Spiel auf Zeit führt beispielsweise mit nur einer, sehr elaborierten Kamerafahrt das gesamte Ensemble der Akteure ein. Als Erster hat De Palma den Split Screen als spannungserzeugendes filmtechnisches Mittel konsequent benutzt und auf diese Technik immer wieder zurückgegriffen.
Seinen ersten großen Erfolg feierte de Palma 1976 mit dem Horrorthriller Carrie – Des Satans jüngste Tochter, der auf dem Buch Carrie von Stephen King basiert. In den folgenden Jahren drehte er eine Reihe von weiteren Thrillern.
- Murder à la Mod (1968)
- Greetings (1968)
- The Wedding Party (1969)
- Hi, Mom! (1970)
- Hilfe, ich habe Erfolg (Get to know Your Rabbit, 1972)
- Die Schwestern des Bösen (Sisters, 1972)
- Das Phantom im Paradies (Phantom of the Paradise, 1974)
- Schwarzer Engel (Obsession, 1976)
- Carrie – Des Satans jüngste Tochter (Carrie, 1968)
- Teufelskreis Alpha (The Fury, 1978)
- Home Movies – Wie du mir, so ich dir (Home Movies, 1979)
- Dressed to Kill (1980)
- Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren (Blow Out, 1981)
- Scarface (1983)
- Der Tod kommt zweimal (Body Double, 1984)
- Wise Guys – Zwei Superpflaumen in der Unterwelt (Wise Guys, 1986)
- The Untouchables – Die Unbestechlichen (The Untouchables, 1987)
- Die Verdammten des Krieges (Casualties of War, 1989)
- Fegefeuer der Eitelkeiten (The Bonfire of the Vanities, 1990)
- Mein Bruder Kain (Raising Cain, 1992)
- Carlito’s Way (1993)
- Mission: Impossible (1996)
- Spiel auf Zeit (Snake Eyes, 1998)
- Mission to Mars (2000)
- Femme Fatale (2002)
- The Black Dahlia (The Black Dahlia, 2006)
- Redacted (2007)
- Passion (2012)
- Domino (2019)