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Plakatmotiv: Zardoz (1974)

Eine esoterische Kopfgeburt über
unsterbliche Männer und Frauen

Titel Zardoz
(Zardoz)
Drehbuch John Boorman
Regie John Boorman, UK, USA,Irland 1974
Darsteller

Sean Connery, Charlotte Rampling, Sara Kestelman, John Alderton, Sally Anne Newton, Niall Buggy, Bosco Hogan, Jessica Swift, Bairbre Dowling, Christopher Casson, Reginald Jarman u.a.

Genre Abenteuer, Fantasy
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
31. Oktober 1974
Inhalt

Im Jahr 2293 ist die Menschheit der Erde in zwei Welten geteilt: Im utopischen Vortex lebt eine unsterbliche intellektuelle Elite. In den verödeten Außenländern vegetieren sterbliche Sklaven wie Barbaren dahin, kontrolliert und in Schach gehalten von einer steinernen Gottheit, die über die Lande schwebt: Zardoz.

Doch einer der Sterblichen, Zed, probt den Aufstand. Mutig und listig überwindet er den gnadenlosen Zardoz und dessen Jünger. Als er seine wahre Bestimmung erkennt, kann er zum Erlöser von allen werden. Im Sturm auf den Vortex geht es um die Überwindung einer ungerechten, erbarmungslosen Gesellschaftsordnung, die auf zwei Seiten nur Verlierer geschaffen hat …

Was zu sagen wäre

Irgendwann platzt Freund der Kragen. An der großen Tafel, an der die Ewigen sich täglich zum Mahl treffen, schimpft er über die Langeweile seines Daseins in diesem ewig gleichen Kreislauf aus essen und nicht essen. Gleichzeitig müsse man sich dringend Sklaven anschaffen, die die niederen Küchenarbeiten übernehmen müssten. Sklaven gibt es bislang in dieser Gesellschaft nur, um Weizen anzubauen, daraus Mehl zu gewinnen, aus dem die ewigen dann ihr Brot backen.

Die Gesellschaft, die John Boormann hier als eine Unsterbliche vorführt, ist eine grausame Gesellschaft. Sie hat sich ihr Paradies geschaffen, das Vortex, Plakatmotiv: Zardoz (1974) beschützt und von der Außenwelt, in der "Brutale" und "Sklaven" vegetieren, durch einen Computer namens Tabernakel, dessen Arbeitsweise in Vergessenheit geraten ist. Wenn innerhalb des Vortex jemand zu Tode kommt, wird er vom Todes rekonstruiert, dadurch sind sie quasi unsterblich. Verstößt aber jemand gegen die Ordnung der Gesellschaft, kann er gealtert werden. In abgeschiedenen Ecken des Vortex leben die ganz alten, die die Gesellschaft nicht mehr umsichtig haben möchte, und die apathischen, die starr in der Gegend herumstehen und absolut gar nichts mehr mit sich und der Umwelt anzufangen wissen.

Den menschen im Vortex fehlen Herausforderungen, Ziele und Perspektiven. Weil sie unsterblich sind, haben sie ihre Fruchtbarkeit eingebüßt, leidenschaftliches Verlangen gibt es ebenso wenig wie Schlaf, den sie nicht mehr benötigen, seit das Bewusste und das Unterbewusste nicht mehr getrennt sind. Die Menschen langweilen sich zu Tode – wenn sie denn sterben könnten. In diese Welt kommt Zed, einer der "Brutalen", auch "Exterminatoren" genannt, die die Sklaven draußen zwingen, Landwirtschaft für die Ewigen zu betreiben. Die Ewigen kontrollieren und beherrschen diese "Exterminatoren" über eine künstlich geschaffene Gottheit, einen fliegenden Steinkopf, der Zardoz heißt, die Kämpfer mit Waffen versorgt und das geerntete Getreide entgegennimmt. Über den fliegenden Steinkopf hat es Zed in den Vortex geschafft ud sorgt unter den Ewigen sofort für gehörte Unruhe. Schon die Frage, wie mit hm zu verfahren sei, führt zu Streit, der in dieser Gesellschaft unüblich ist. Sie führen Experimente mit dem fremdartigen Sterblichen durch, der nur Stiefel, Patronengurte und Lendenschurz trägt, und halten ihn als Sklaven. Sean Connery (Mord im Orient-Express – 1974; "Sein Leben in meiner Gewalt" – 1973; James Bond 007 – Diamantenfieber – 1971; Marnie – 1964; Die Strohpuppe – 1964; James Bond 007 jagt Dr. No – 1962; Der längste Tag – 1962) spielt diesen virilen, halbnackten Wilden, der mehr versteht, als den Ewigen zunächst klar ist und das das Filmplakat kündigt Connery als "Supermann" an, was augenscheinlich der Hilflosigkeit des deutschen Filmverleihs geschuldet ist, diesen Film an die Kinozuschauer zu bringen. Denn nichts ist Sean Connery hier weniger als ein Supermann. Plakatmotiv: Zardoz (1974) Er ist halt halb nackt und war bis vorgestern noch James Bond 007, der charismatische Agent.

Je länger sich Zed im Kreise der Ewigen bewegt, desto mehr bewegt er die Gesellschaft. Erinnerungen brechen auf, die ihm bewusst machen, wie – und durch wen – er eigentlich in den Vortex gekommen ist, Gefühle schleichen sich in die Reihen der Ewigen, Eifersüchteleien und schließlich bricht die ganze Utopie der alterslosen, unsterblichen Gesellschaft, deren Ziel es war an sich zu arbeiten, bis der Mensch die Perfektion erreicht hat, in sich zusammen und nach dem Finale ist die Welt wieder so wie die, die sie einst war: bevölkert von mordenden und sich verehrenden Menschen.

Unsterblichkeit ist unsterblich langweilig – so kann man die Erkenntnis zusammenfassen, die John Boorman uns mit seinem Film vermitteln will; dass der Mensch nicht dazu geschaffen ist, Perfektion anzustreben, weil das in Hybris, Mord und Totschlag endet. Aber vieles in seinem Film vermittelt sich nicht über das Bild. Da muss dann in Dialogen oder sonoren ansprachen des Tabernakels erklärt werden, dass Zed einen Riss im Tabernakel erkannt hat (der dem Zuschauer verborgen bleibt) und daher jetzt zur Erkenntnis gelange. Auch Schauspielerisch gibt der Film nicht viel her. Sean Connery schaut häufig erstaunt, fügt sich darüberhinaus in die stoische Haltung eines wehrlosen Dieners. Die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler stehen in zarten Gewändern herum und gucken. Verschiedene Frauen entblößen auch mal ihre Brüste. Mit Wohlwollen kann man da im Kinosessel eine gescheiterte Utopie erkennen. Aber auf dem Nachhauseweg schon schnurrt der Film, angesiedelt in einer 68er-artigen, esoterischen FlowerPower-Gruppe, zu einer aufgeblasenen, philosophischen Kopfgeburt eines Regisseurs zusammen, der dem Homo Sapiens schon in seinen vorherigen Filmen nicht viel zugetraut hat (Beim Sterben ist jeder der Erste – 1972; "Die Hölle sind wir" – 1968; Point Blank – 1967).

Wertung: 4 von 8 D-Mark
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