Sie haben Walker übers Ohr gehauen, haben sich seinen Anteil von 93.000 Dollar unter den Nagel gerissen. Und ihn ließen sie liegen, weil sie ihn für tot hielten.
Aber sie haben ihren Job nicht gründlich gemacht. Ihr Pech. Walker gelingt die Flucht und verfolgt von nun an nur ein Ziel: sich zu rächen und sein Geld wiederzubeschaffen. Als Walker seine Ex, Lynne, ausfindig macht, begeht diese Selbstmord. Reese ist durch das Geld in einer Verbrecherorganisation, die nur „die Organisation“ genannt wird, aufgestiegen.
Lynnes Schwester Chris hilft Walker, in das schwer bewachte Penthouse von Reese vorzudringen. Reese nennt Walker die Namen der Anführer der Organisation, die seinen Anteil beschaffen könnten.
Walker macht sich auf die Suche nach den Anführern, verfolgt von einem Auftragskiller. Schließlich bietet ihm die Organisation eine Geldübergabe an, wieder im verlassenen Alcatraz. Einer der Anführer, Fairfax, nutzt die Gelegenheit, sich seiner Konkurrenz zu entledigen …
John Boorman ist Brite. Ein erfahrener Regisseur von TV-Serien und -Dokumentationen. Eine Art Forscher also. Sein jüngstes Objekt – und erst zweiter Kinofilm – ist eine Rachegeschichte, die in den USA spielt, in Los Angeles, dem dunklen Melting Pot, in dem man die US-Gesellschaft wie durch ein Brennglas erforschen kann. Das tut Boorman dann 90 Minuten lang, mit einem kantigen, wortkargen Lee Marvin in der Hauptrolle, der als verratener Walker keinerlei Skrupel kennt (Das dreckige Dutzend – 1967; "Der Tod eines Killers" – 1964; Die Comancheros – 1961; Der Mann der Liberty Valance erschoss – 1962; "Stadt in Angst" – 1955; Die Caine war ihr Schicksal – 1954).
Boorman schenkt Marvin zwei bemerkenswerte Szenen, einmal, wenn Marvin hinter seiner Ex-Frau ins Schlafzimmer stürmt und wie wild das leere Bett zerschießt. Und später, als Angie Dickinson ihn in stummer Wut schlägt und schubst und schlägt, und Marvin sich davon nullkommanull beeindrucken lässt.
Boorman inszeniert diese Vereinigten Staaten, die ja immer auch so etwas wie die geile kleine Schwester Großbritanniens ist, die es mit Gewalt und Glitzer weiter gebracht hat, als das Königreich auf der Insel fern im Osten, als neonbuntes Fantasyland mit schönen Prinzessinnen und bösen Drachen, die dieses begatten wollen und von den stärkeren unter den Prinzessinnen am Nasenring durch die Manege geführt werden. Erstaunlich, wie selbst eiskalte Killer angesichts einer Frau wie Angie Dickinson sofort alles Misstrauen fahren und sich vom Balkon werfen lassen.
Boormans Neo-Noir-Krimi ist eine kalte Betrachtung einer Welt, in der sich alles um Geld dreht, innerhalb einer „Organisation“, deren Geschäftszweck – „Wir sind eine Kapitalgesellschaft!“ – über das Geld machen hinaus im Dunkeln bleibt; ein Schelm, wer dem Briten unterstellt, bei dieser Los-Angeles-Organisation, die für Geld über Frauen und Tote geht, gefilmt im bunten New-Wave-Stil, könne es sich auf der Metaebene um eine Spitze gegen die Filmindustrie handeln. „Wenn man die Leute hier mit was beauftragt, passiert genau nichts!“, klagt ein hohes Tier aus der „Organisation“.
Der auf den ersten Blick erwartbar harte Actioner erweist sich als stille Begleitung eines wortkargen Hafenarbeiters, der sein Recht will – und 93.000 Dollar. Abgesehen von einigen Ausbrüchen von Gewalt bleibt der bunte Film sowas wie ein Stummfilm. In Kalifornien scheint zwar dauernd die Sonne, aber von Wärme ist im britischen Blick auf die amerikanische Westküstenwelt nichts zu spüren.
Lee Marvins Vertrag bei der Produktionsfirma MGM sicherte ihm ein entscheidendes Mitspracherecht bei der Auswahl des Drehbuchs, der Darsteller und der Crew zu, eine Position, mit der er seinem Regisseur John Boorman den Rücken stärkte. Marvin und Boorman lehnten den ersten Drehbuchentwurf von David und Rafe Newhouse als zu klischeehaft ab. Boorman kontaktierte Alexander Jacobs, einen früheren Kollegen bei der BBC, und ließ ihn ein neues Drehbuch anfertigen, das am 6. April 1967 abgeschlossen war. Der Name der Hauptfigur des Romans, Parker, wurde im Zuge der Überarbeitung in Walker geändert.
Margaret Booth, die einflussreiche Leiterin der Schnittabteilung, regte bei Sichtung der Rohfassung einige wenige Änderungen an und verteidigte den Film erfolgreich gegen kritische Stimmen aus der Firmenleitung. Nach Erscheinen des Films erhielt Boorman ein Schreiben von Regisseur David Lean, in dem ihm dieser zu seinem Film gratulierte.
1999 kam eine Neuverfilmung unter dem Titel Payback – Zahltag mit Mel Gibson in der Hauptrolle in die Kinos.