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Plakatmotiv: Silverado (1985)

Ein wunderbares Western-Best-of,
unterhaltsam, aber nicht nachhaltig

Titel Silverado
(Silverado)
Drehbuch Lawrence Kasdan & Mark Kasdan
Regie Lawrence Kasdan, USA 1985
Darsteller

Kevin Kline, Scott Glenn, Kevin Costner, Danny Glover, Brian Dennehey, Linda Hunt, Rosanna Arquette, John Cleese, Jeff Goldblum, Brion James, Joe Seneca, Jeff Fahey, Patricia Gaul, , Ray Baker, Earl Hindman, Thomas Wilson Brown, Lynn Whitfield, Troy Ward u.a.

Genre Western, Action, Drama
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
9. Januar 1986
Inhalt

Um 1880 im Wilden Westen: Auf Umwegen finden sich die vier Cowboys Emmett, Paden, Emmetts Bruder Jake und Mal und reisen gemeinsam in die kleine Stadt Silverado, wo der Großgrundbesitzer McKendrick alle Fäden in der Hand hat.

McKendrick hat Padens alten Kumpel Cobb zum Sheriff gemacht und übt auf zahlreiche Siedler Druck aus, ja vertreibt sie von ihrem Land und tötet sie, wie auch Mals Vater. Trotz vieler Widrigkeiten und Gegner lassen sich die vier nicht einschüchtern und beginnen, in der Stadt aufzuräumen …

Was zu sagen wäre

Das Beste an diesem unterhaltsamen Film ist Brian Dennehy. Der spielt in "Silverado" den korrupten Sheriff Cobb. Brian Dennehy ist vermutlich kein Oscar-Kandidat. Aber mit Sicherheit ist er brillant darin, einen gewissen Typus bis in die hinterste Ecke auszuleuchten. Wenn es darum geht, ein Arschloch zu besetzen, keines von der Sorte widerliches Wiesel, sondern ein gefährliches, weil mit Macht ausgestattetes Arschloch – überlegen grinsend, verschlagener Blick, feiste Wampe – dann ist Dennehy für Hollywoods Regisseure gerade erste Wahl. Vor ein paar Jahren hat er den Sheriff gespielt, der den Vietnam-Veteran John Rambo aus seiner Stadt voller „good People“ jagen wollte, und damit die Hunde des Krieges entfesselte.

Plakatmotiv (US): Silverado (1985)Brian Dennehy, der augenscheinlich nur diesen einen Charakter spielen kann, aber mit allen Nuancen, ist die Verkörperung dieses Films, dessen Plakat verspricht „Im Western viel Neues“.

Was aber gar nicht stimmt. Neu an diesem Western von Lawrence Kasdan (Der große Frust – 1983; Eine heißkalte Frau – 1981) sind nur die Kamera- und die Schnitttechnik. Die aber bietet auch der zur selben Zeit entstandene Pale Rider von Clint Eastwood, der darüber hinaus aber auch die Tiefen seines Genres, das seine besten Filme in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ansiedelte, auslotet. "Silverado" ist im Vergleich ein schöner Film für Fans des Genres, die so viel vermisst haben in den vergangenen Jahrzehnten, in denen der Western, der seine Blüte in den 40er und 50er Jahren hatte, aus der Mode gekommen ist.

Alles ist drin, was einen Western so ausmachen kann: Männer, die einer Fliege auf 100 Meter das linke Auge ausschießen können. Brüder müssen aus dem Knast befreit und vor dem Galgen bewahrt werden. Siedlungstrecks mit Planwagen, Bandenüberfälle, Männergespräche am Lagerfeuer; große Saloons – allerdings nur mit kleiner Schlägerei. Undurchsichtige, verschlagene Kartenspieler, Straßenfeste mit Tanz und Schwein am Spieß, ein böser Viehbaron mit schießfreudigem Personal. Wilde Verfolgungsjagden in gestecktem Galopp in weiter Prärie im Cinemascope-Format. Schießübungen auf Blechbüchsen aus der Hüfte. Es gibt eine Stampede. Und ein Duell auf leerer Straße mit Steppenläufern, sonnendurchflutet, gibt es auch. Kasdan und sein Bruder Mark bieten gutes Unterhaltungskino, dem es an nichts fehlt. Außer an irgendeiner tieferen Bedeutung.

Handwerklich ist der Film auf hohem Niveau. Die Besetzung ist wunderbar. Scott Glenn spielt seinen Stereotypen, den wortkargen Profi an der Waffe, routiniert ("Wildgänse II" – 1985; Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen – 1982; "Urban Cowboy" – 1980; Apocalypse Now – 1979; "Nashville" – 1975). Kevin Kline, der vor zwei Jahren in Lawrence Kasdans Der große Frust (1983) auf sich aufmerksam machte, gibt einen guten, ambivalenten Helden. Sein "Paden" ist charmant, aber undurchsichtig; wir lernen ihn als Opfer kennen, aber bald ist er irgendwie ein guter Kumpel des bösen Brian-Dennehy-Sheriffs, aber er hat auch ganz bürgerliche Vorstellungen für seine Zukunft. Kline spielt gekonnt mit dieser Unschärfe.

Gute Besetzung, sehr schöne Kamera, Jeff Goldblum (Kopfüber in die Nacht – 1985; Buckaroo Banzai – 1984; "Der Stoff aus dem die Helden sind" – 1983; Der große Frust – 1983; "Die Körperfresser kommen" – 1978; Der Stadtneurotiker – 1977; "Nashville" – 1975; Ein Mann sieht rot – 1974) als Spieler im Pelzmantel ist eine schöne Idee aus dem Kostümdepartment. Dieser Pelzmantel unterstreicht die Professionalität, die in allen Gewerken herrscht.

Nichts aber ist wirklich überraschend, nichts birgt ein Geheimnis. Politisch geht es um das Übliche – Recht gegen Ordnung im Wilden Westen, wirtschaftliche Interessen eines Einzelnen, eines Despoten, stehen gegen das Interesse vieler Siedler, die ein Stück Land zum Leben wollen. Um das zu erzählen, hätte man aber keinen neuen Western drehen müssen, das ist alles schon hundertmal auf der Leinwand erzählt worden und derart Geschichte, dass auch das Argument, eine neue Generation von Zuschauern brauche neue Western, nicht mehr zieht.

In Drehbuch und vor allem im Spiel der Akteure folgt die Eskalation hin zum Finale in erwartbaren Schritten, und wenn also Emmett hört, dass der Schurke McKendrick seinen kleinen Neffen entführt hat, ist der eben noch schwer verletzte und vor sich hin stolpernde Emmett plötzlich wieder fit, macht sich gerade, die Fanfaren blasen und der Showdown beginnt – und endet professionell gefilmt, episch montiert, unterhaltsam erzählt ebenso erwartbar.

"Silverado" ist ein Themenpark-Western. So wie Brian Dennehey ein Themenpark-Schurke ist – ein 5-Sterne-Themenpark-Schurke.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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