Eine kleine Gruppe Goldschürfer um den frommen Hull Barret und seine Verlobte Sarah Wheeler soll von Handlangern des Bergbau-Industriellen Coy LaHood gewaltsam vertrieben werden, der das gesamte Gebiet mit industriellen Methoden abgraben möchte. Sarahs minderjährige Tochter Megan bittet nach einem solchen Überfall in einem Gebet um ein Wunder.
Das Wunder erscheint in Form eines Unbekannten auf einem Schimmel, der Hull Barret zu Hilfe kommt, als dieser in der Stadt von LaHoods Schlägern verprügelt wird. Barret nimmt den Fremden mit in sein Haus, wo er auf seinem Rücken vernarbte Schusswunden bemerkt. Der Fremde gibt sich den frommen Leuten gegenüber als Prediger aus, nennt jedoch keinen Namen, weshalb er nur mit „Prediger“ angesprochen wird. Unter seinem Einfluss gewinnen die Goldschürfer neues Selbstvertrauen. Da es LaHood weder gelingt, den „Prediger“ von seinem Beistand abzubringen noch den Goldschürfern ihre Claims abzukaufen, droht er Gewalt in Form eines berüchtigten Killers an, der sich Marshal Stockburn nennt und mit sechs Spießgesellen, seinen Deputys, unterwegs ist.
Als Megan eines Abends dem „Prediger“ ihre Liebe gesteht, weist dieser sie nicht unfreundlich, aber bestimmt zurück. Darauf gerät sie in Zorn und beschimpft den „Prediger“, macht sich jedoch große Vorwürfe, als dieser am nächsten Morgen verschwunden ist. Da erschießt in der Stadt der mitterweile eingetroffene „Marshal“ Stockburn den ersten der Goldsucher …
„Ich schaute auf und sah ein fahles Pferd (pale horse). Und der der darauf saß, hieß Tod. Und die Hölle folgte ihm nach“, liest das Mädchen Megan aus dem 6. Kapitel der Offenbarungen in der Bibel, als im selben Moment der namenlose Reiter in ihre Siedlung kommt. Er soll das Wunder sein, um das Megan am Tag zuvor gebetet hatte, das Wunder, das die bösen Männer für immer vertreiben solle.
Sie nennen ihn „Prediger“, weil er einen weißen Priesterkragen trägt, der auch nicht schmutzig verfärbt, wenn er Schwerstarbeit leistet; und ein Wunder muss er sein, denn die Narben auf seinem Rücken zeugen von mehreren Kugeln, die ihn – zumindest – schwerst verletzt haben müssen, wenn nicht getötet. Was es mit den Narben auf sich hat, bleibt offen, ebenso, welche Vergangenheit den Prediger mit Marshal Stockburn verbindet. Überhaupt bleibt er so unbeschrieben wie fahles Papier, sozusagen ein pale paper.
In dieser Leerstelle ist er ganz nah bei seinem High Plains Drifter von 1973, auch damals umrankte den einsamen Reiter, der aus dem Nichts erschien und im Nichts verschwand, eine Mystik, die ins Religiöse schwappte; und Religion oder zumindest religiöse Symbole finden sich in all seinen Filmen – da verkleidet er sich auf der Flucht vor seinen Komplizen als Prediger, mal wird er am Fuß eines Kreuzes verprügelt, woanders werden Kleinbauern in einer Kirche zusammengepfercht, wenn nicht Eastwoods Filmcharakter selbst gleich Schmerzensmann und Erlöserfigur in einem ist wie in Für eine Handvoll Dollar. Eastwood hat sich selten spezifisch über seine Religiosität ausgelassen, nur erzählt, er sei als Junge jeden Sonntag mit der Familie in die Kirche gegangen, bis zu dem tag, an dem sein Vater ihm sagte, er gehe nicht in die Kirche, weil das der einzige Moment in der Woche sei, wo er mal für sich allein könne; von da an ging auch Klein Clinton nicht mehr in die Kirche: „So although my religious training was not really specific, I do feel spiritual things. If I stand on the side of the Grand Canyon and look down, it moves me in some way.“ Die Spiritualität, die er der Site showbizspy.com beschreibt, welche er angesichts der Erhabenheit der Natur (hier: des Grand Canyon) spürt, schlägt sich im „Pale Rider“ nieder, der wohl wenigstens in die Geschichte eingeht als erster Western, der sich mit dem Umweltschutz befasst. Roy LaHood, der Schurke im Stück, klagt über „die Politiker in Sacramento“, die seine Art des Berg(ab)baus, wahrscheinlich bald verbieten werden; er geht mit schwerem Gerät, Berge aushöhlenden Wasserpumpen und Dynamit auf Goldsuche, was für Megan, das junge, Offenbarungstexte lesende Mädchen, aussieht „wie in der Hölle“.
Unversehens wird Eastwoods Prediger zum Umweltschützer und Sinnstifter für die kleine Gemeinde der bedrohten Goldschürfer. Eigentlich haben sie schon aufgegeben, wollen ein 1.000-Dollar-pro-Claim-Angebot LaHoods annehmen und verschwinden, als der Prediger ihnen wieder Hoffnung gibt und sie den Wert ihres Landes, ihrer Claims wieder entdecken, und der laute nicht Gold. Hull Barret fasst das am Lagerfeuer mit bewegenden Worten zusammen: „Wir sind Bergmänner, also leben und arbeiten wir hier. Das ist mein Zuhause. Wir alle haben hier Menschen begraben, die wir lieben. Wollen wir uns das für 1.000 Dollar nehmen lassen?“ Es sei die Gemeinschaft, auf die es ankomme, sagt der Prediger; auf sich allein gestellt würde jeder von ihnen verlieren – so reden auch Geistliche zu ihren Schäfchen in der Gemeinde.
Man kann sich nur schwer satt sehen daran, wie Eastwood hier eine weitere Ikone seiner Paraderolle meißelt: der Man without Name, der gekommen ist, um Rache zu üben. Der Höhepunkt dieser Ikonographie ist erreicht, wenn die Cinemascope-Kamera die Main Street zeigt, links und rechts Häuser im Anschnitt, im Hintergrund die blauen Berge und genau in der Mitte steht der Namenlose, der Prediger und wartet auf die sieben Reiter der Apokalypse. Aus den wortkargen Regeln des Post-Leone-Westerns kann der Regisseur Clint Eastwood erkennbar mehr heraus holen, als aus den Krimis die er im Hier und Heute inszeniert. Eastwoods Preacher ist nicht ganz so mysteriös wie der namenlose High Plains Drifter damals, aber nahe dran. Mehr noch hat er von Shane, jenem Cowboy, den Regisseur George Stevens 1953 den Farmern um Joe Starrett zur Hilfe schickt gegen die brutalen Machenschaften des Großgrundbesitzers Rufus Ryker und ihnen beibringt, sich zu verteidigen, die Waffe in die Hand zu nehmen, zusammenzustehen. Dass Megan am Ende dem namenlosen Prediger nachruft (und nur noch ein Echo als Antwort bekommt), ist Zitat und elegante Verbeugung vor diesem Westernklassiker.
Die Kinofilme mit Clint Eastwood
Clinton Eastwood Jr. (* 31. Mai 1930 in San Francisco, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Filmschauspieler, Regisseur, Produzent, Komponist und Politiker.
Als wortkarger Western- und Actionheld avancierte er ab den 1960er Jahren zu einem weltweit erfolgreichen Star. Mittlerweile ist er auch ein renommierter Filmregisseur und -produzent. Mitunter, vornehmlich für seine eigenen Filme, komponiert er auch Filmmusik.
Von 1986 bis 1988 war er Bürgermeister der kalifornischen Kleinstadt Carmel.
Der Schauspieler
- Die Rache des Ungeheuers (Revenge of the Creature, 1955)
- Tarantula (1955)
- Francis in the Navy (1955)
- Die nackte Geisel (Lady Godiva, 1955)
- Nur Du allein (Never Say Goodbye, 1956)
- Noch heute sollst Du hängen (Star in the Dust, 1956)
- The First Traveling Saleslady (1956)
- Klar Schiff zum Gefecht (Away All Boats, 1956)
- Verschollen in Japan (Escapade in Japan, 1957)
- Ambush at Cimarron Pass (1958)
- Lafayette Escadrille (1958)
- Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari, 1964)
- Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in più, 1965)
- Zwei glorreiche Halunken (Il Buono, il brutto, il cattivo, 1966)
- Agenten sterben einsam (Where Eagles Dare, 1968)
- Coogans großer Bluff (Coogan’s Bluff, 1968)
- Hängt ihn höher (Hang ’Em High, 1968)
- Westwärts zieht der Wind (Paint Your Wagon, 1969)
- Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara, 1970)
- Stoßtrupp Gold (Kelly’s Heroes, 1970)
- Betrogen (The Beguiled, 1970)
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Dirty Harry (1971)
- Sinola (Joe Kidd, 1972)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Dirty Harry II – Callahan (Magnum Force, 1973)
- Die Letzten beißen die Hunde (Thunderbolt and Lightfoot, 1974)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Dirty Harry III – Der Unerbittliche (The Enforcer, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Der Mann aus San Fernando (Every Which Way But Loose, 1978)
- Flucht von Alcatraz (Escape from Alcatraz, 1979)
- Bronco Billy (1980)
- Mit Vollgas nach San Fernando (Any Which Way You Can, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Der Wolf hetzt die Meute (Tightrope, 1984)
- City Heat – Der Bulle und der Schnüffler (City Heat, 1984)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Das Todesspiel (The Dead Pool, 1988)
- Pink Cadillac (1989)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- In the Line of Fire – Die zweite Chance (In the Line of Fire, 1993)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Million Dollar Baby (2004)
- Gran Torino (2008)
- Back in the Game (Trouble with the Curve, 2012)
- The Mule (2018)
- Cry Macho (2021)
Der Regisseur
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Begegnung am Vormittag (Breezy, 1973)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Bronco Billy, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Bird (1988)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Mitternacht im Garten von Gut und Böse (Midnight in the Garden of Good and Evil, 1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Mystic River (2003)
- Million Dollar Baby (2004)
- Flags of Our Fathers (2006)
- Letters from Iwo Jima (2006)
- Der fremde Sohn (Changeling, 2008)
- Gran Torino (2008)
- Invictus – Unbezwungen (Invictus, 2009)
- Hereafter – Das Leben danach (Hereafter, 2010)
- J.Edgar (2011)
- Jersey Boys (2014)
- American Sniper (2014)
- Sully (2016)
- The 15:17 to Paris (2018)
- The Mule (2018)
Der Fall Richard Jewell (2019) - Cry Macho (2021)